Zwischen Abwehr und Angriff
Von Ina Sembdner und Frederic SchnattererDas erste Jahr der Coronapandemie hat die Unfähigkeit des kapitalistischen Systems einmal mehr schonungslos offengelegt. Profitorientierung und nationalstaatliche Konkurrenz verhindern einen effektiven Schutz der Gesundheit der Bevölkerung, dementsprechend waren die Prioritäten der Herrschenden von Anfang an klar gesetzt. Während Großkonzernen Milliarden in den Rachen geworfen werden, bekommen Arbeiterinnen und Arbeiter nur minimale »Hilfen«.
Wenn überhaupt. Einmal mehr ist es die Arbeiterklasse, die die Kosten für die Krise zahlt. Was für den Großteil der Bevölkerung gilt, trifft Frauen und sich nicht im heteronormativen System Verortende besonders. Sie sind es, die in der Pandemie erneut die größte Bürde aufgebrummt bekommen, deren Leben gefährdet ist. Dass das durch die Gesundheitskrise nur verschärft wurde, zeigt der in dieser Beilage von Gitta Düperthal rezensierte »Frauenatlas« anhand von Grafiken und Karten.
Schon vor der Pandemie bestehende Benachteiligungen werden jedoch durch das politische Krisen-(Miss-)Management der Regierenden noch verstärkt. Das liegt nicht zuletzt daran, dass es Frauen sind, die den Großteil der bezahlten sowie der unbezahlten Sorgearbeit leisten, wie Claudia Wrobel in ihrem Beitrag aufzeigt. Es kann festgehalten werden: Im Moment festigt die Coronapandemie das Patriarchat.
Dafür sorgen nicht zuletzt Rechte und andere Reaktionäre, die die Pandemie als Bühne für ihre frauen- und somit generell menschenfeindliche Hetze nutzen. Antifeministen sehen sich im Aufwind, Proteste gegen die Coronamaßnahmen der Regierungen bieten ihnen den nötigen Resonanzraum, wie Sandra Schönlebe in ihrem Beitrag beschreibt. Hier muss sich die Linke auch an die eigene Nase fassen.
Es gibt jedoch auch Lichtblicke. Die Nachricht aus Argentinien vom Ende des vergangenen Jahres, dass Schwangerschaftsabbrüche in dem südamerikanischen Land fortan legal, sicher und kostenfrei sein werden, macht Mut. Dass nur wenige Wochen später mit Honduras ein anderer lateinamerikanischer Staat seine ohnehin extrem restriktive Gesetzgebung diesbezüglich weiter verschärfte, ging in der Berichterstattung in Deutschland faktisch unter. Julieta Daza berichtet aus Caracas, dass es vor allem die junge Generation ist, die in der Region für das Selbstbestimmungsrecht über die eigenen Körper mobilisiert.
Die Pandemie bringt neue Herausforderungen für die feministische Bewegung, eröffnet aufgrund der Transnationalität der Krise aber auch Möglichkeiten für den Ausbau des gemeinsamen Kampfes. Welche Forderungen für den diesjährigen 8. März im Vordergrund stehen und welche Mobilisierungen für den Frauenkampftag laufen, thematisiert Ina Sembdner in ihrem Beitrag. Letzlich geht es darum, dass die Coronakrise auch zu einer Krise für das Patriarchat wird.
Illustriert ist die Beilage mit extra für junge Welt gefertigten Kunstwerken. Acht Künstlerinnen, die unter ihren Beiträgen jeweils kurz vorgestellt werden, haben sich mit den auch im »Frauenatlas« thematisierten Bereichen auseinandergesetzt. Entstanden sind Illustrationen, die einen eigenen, ästhetisch anspruchsvollen Blick auf weltweit existierende Ungerechtigkeiten und Benachteiligungen von Frauen werfen. Sie sind gegliedert nach den Themen Arbeit, Besitz und Armut, Bildung und Vernetzung, Frauen in der Welt, Geburtsrechte, Gesundheit, Körperpolitik und wie Frauen in ihre Schranken gewiesen werden.
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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
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