Die Reise der drei Könige
Von Andreas HahnDas Wetter war der Reise nicht günstig, wie immer zur dunklen Jahreszeit. Wir machten uns dennoch auf den Weg, der freilich ein schwerer war. Die Kamele bockten schon, gute Nachrichten gab es nur wenige. In den Kaufhallen der Heimat schwatzten die unduldsamen Marketenderinnen drauflos. Die Einhörner kackten wie gewohnt ihren bunten Schleim. Zum Trost boten Seidenmädchen Sorbet und exotische Düfte feil, wie Thomas Behlert zu berichten weiß. Wir packten rasch und rasteten zuvor noch bei Großpapa Marx und seinen Süßigkeiten. Arnold Schölzel dokumentiert. Dann kamen wir an die glasierten Stadtmauern Tallinns. In der feindseligen Festung gierte man nach Schnaps und leichten Jungs. Man sang dort böse Lieder. Maximilian Schäffer singt mit. Wir erreichten Bitterfeld. Es war eine Reise in andere Zeiten. Im Aluminiumwerk dort brannten Luft, Kohle und Hosen. Schweinebraten war aus. Wolfgang Süpke erinnert sich. Bei Bockenheim fanden wir eine überraschend freundliche Herberge. Schmalhans schien dennoch für viele dort der Küchenmeister zu sein. Stephan Kannowski verteidigt die Speisekarte. In Paris erschien uns vieles vertraut wie von je. Man trieb böse Spiele und verlangte hohe Preise für alles. Doch der erbarmungslose Kalender zeigte unmissverständlich 1822 an. Peer Schmitt ist irritiert. Wir wanderten weiter zurück nach Thüringen an Haus und Herd von Katharina und Martin Luther. Der Haussegen hing schief. Wenigstens gab es wieder ordentlich zu futtern. Auch Peter Köhler labt sich daran. Fast am Ziel unserer Reise fanden wir die gesuchte Krippe enttäuschend leer. Wir waren zu früh dran. Vor dem Tag dieser Geburt, der beizuwohnen wir aufgebrochen waren, nahmen wir nahe der Kathedrale von Troyes ein Festtagsdiner ein. Wir würden unser wahres Wunder noch erleben, obgleich es uns so vorkam, als wäre es in grauer Vorzeit geschehen. Immerhin kocht Maxi Wunder.
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