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Aus: Fankultur, Beilage der jW vom 31.07.2024
Fankulturbeilage

LASKler meutern: Kein Boateng-Transfer

Sexualisierte Gewalt: Ex-Bayern-Kicker wechselt in die österreichische Bundesliga nach Linz. Fankollektiv opponiert wegen Gerichtsverfahren
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Der Zusammenschluss der aktiven Fanszene des österreichischen Bundesligisten Linzer ASK, »Landstrassler«, opponiert gegen die Verpflichtung des früheren Verteidigers des FC Bayern München, Jérôme Boateng. LASK-Verantwortliche um Vereinsboss Siegmund Gruber hingegen jubilierten, als sie den Transfer Ende Mai bekanntgegeben haben: Ein Coup sei ihnen damit gelungen. Boateng sei Weltmeister, zweifacher Champions-League-Sieger, neunmal deutscher Meister. Eine »Erfolgs­vita«. Und was sagt der nunmehr 35jährige Ex-BRD-Nationalspieler? Lapidares: »Ich blicke der Zeit beim LASK mit großer Vorfreude entgegen.«

Das Fankollektiv weniger, weit weniger. Denn Boateng steht seit Jahren in München vor Gericht: wegen Gewalt gegen Frauen. In einer Erklärung vom Juni die aktiven LASK-Kurvengänger: »Seit der Verkündung des Transfers von Jérôme Boateng zum LASK überschlagen sich die Schlagzeilen – nicht wegen des Sportlers, sondern wegen der Person Jérôme Boateng. Auch uns ist es wichtig, dazu Stellung zu beziehen. Um in der Meinungsbildung ein ›Wir‹ zu finden, bedarf es bei ›Land­strassler‹ bei sämtlichen größeren Themen, die auf uns zukommen, einiger Zeit und vieler Gespräche. Entsprechend ist es ein Teil unserer Stärke, uns diese Zeit auch zu nehmen.

Gegen den Spieler bestehen schwerwiegende Vorwürfe, die aktuell in Teilen erneut vor Gericht behandelt werden. Ihm wird vorgeworfen, in mehreren Beziehungen physische und psychische Gewalt ausgeübt und durch sein Verhalten eine mediale Hetzkampagne inklusive Shitstorm losgetreten zu haben, was mutmaßlich zum Suizid einer jungen Frau geführt hat. (…)

Seine Verpflichtung führt aus unserer Sicht zu einer höchst problematischen Symbolwirkung. Nicht nur für viele der zahlreichen Frauen, die sich mit dem LASK identifizieren, sondern auch in einer Gesellschaft, in der etwa jede sechste Frau in Österreich Opfer häuslicher Gewalt wird. Fußballvereine wie der LASK tragen durch ihre Strahlkraft eine besondere gesellschaftliche Verantwortung, der in diesem Fall nicht nachgekommen wurde.

Wir werden auch unser eigentliches Spielfeld – das Stadion – dafür nutzen, um die Aufmerksamkeit auf dieses Thema zu lenken und das Bewusstsein dafür zu erhöhen.« (jW)

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

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