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Vom Alltag in der roten Zone in Rom

Vom Alltag in der roten Zone in Rom

Serie: Vom Alltag in der roten Zone in Rom

Der Autor Peter Wawerzinek wohnt seit September als Stipendiat der Deutschen Akademie für zehn Monate in der berühmten Villa Massimo in Rom. Ein Tagebuch.

  • 14.03.2020

    Geschlossene Gesellschaft

    Wir Gäste der Villa Massimo sitzen in der roten Zone fest. Schneller als gedacht, beruhigen wir die Lieben daheim, wird es in ganz Deutschland wie hier in Rom zugehen.
    Von Peter Wawerzinek
  • 16.03.2020

    Auf dem Balkon

    Wir treffen uns jetzt täglich, sitzen beisammen, trinken Kaffee, essen Kuchen, Kekse, tauschen Neuigkeiten aus. Es ist keine Pflicht, aber gut, um zu sehen, wie die anderen so drauf sind.
    Von Peter Wawerzinek
  • Auch die Sixtinische Kapelle ist in diesen Tagen verwaist ...
    17.03.2020

    Es gibt kein nach Corona

    Wir leben und arbeiten hier in zehn Studios. Etwas entfernt von uns steht das schmale Haupthaus, in ihm sind die Büros, und in besseren Zeiten wirbeln hier zig Mitarbeiter herum.
    Von Peter Wawerzinek
  • 18.03.2020

    Viele Fragezeichen

    Um es einmal deutlich auszudrücken, und ich spreche da sicherlich im Namen aller Anwesenden, wir sind unter uns und in der Villa Massimo gut aufgehoben. Mitten in Rom leben wir abgeschottet von der Stadt.
    Von Peter Wawerzinek
  • 19.03.2020

    Die Zeit wird lang

    Ich schicke E-Mails herum, an Freunde, Bekannte, Verwandte, Kollegen. Sie sagen, ich hielte mich im goldenen Käfig auf, Umstände und Bedingungen seien bestens für mich, genügend Zeit da zu schreiben.
    Von Peter Wawerzinek
  • 20.03.2020

    Nur so ein Gedanke

    Ich würde die Kieselsteinteppiche auf den Wegen auf unserem Villagelände zu gern zerstören. Juckt mich schon lange in den Fingern. Mit dem Spaten brutale Furchen ziehen, so richtig wüten und mich dabei filmen lassen.
    Von Peter Wawerzinek
  • 21.03.2020

    Viel zu still

    Jeder Tag ein Sonntag. Wie auf dem Lande. Keine Autos zu hören, die deine Ruhe stören. Herrlicher Sonnenschein, beinahe Windstille. Was uns nicht erspart bleibt, ist der über allem kreisende Hubschrauber.
    Von Peter Wawerzinek
  • 23.03.2020

    Wasser und Himmel

    Ab und an erwische ich mich dabei, Augen und Hautbeschaffenheit zu überprüfen, ob schon Anzeichen einer Ansteckung auszumachen sind.
    Von Peter Wawerzinek
  • 24.03.2020

    Der letzte Kontakt

    Das schärfste Statement zur Zeit: Aus Rücksicht auf die neuen Bundesländer wollen wir es mit Einschränkungen nicht übertreiben, die Menschen dort würden das am allerwenigsten verstehen.
    Von Peter Wawerzinek
  • 25.03.2020

    Angebot und Nachfrage

    Leute gebt acht, mich hat heute nacht Christian Drosten um den Schlaf gebracht. Hab’ Radio gehört, erst nichts gemerkt, dann verstärkt mich an diesem Mann gestört.
    Von Peter Wawerzinek
  • 26.03.2020

    Die Wolke

    Zu meinen neuen Beschäftigungen in der Festungszeit zählt das Lesen von Comics, die etwas mit tödlichen Krankheiten zu tun haben.
    Von Peter Wawerzinek
  • 27.03.2020

    Schwächstes Glied

    Alkohol wird knapp. Der Konsum steigt an. Ich bin, weil ich nicht trinke, so etwas wie ein stiller Held in der Villa, aber auch ihr schwächstes Glied. Mein Verzicht verheißt den anderen Zuversicht.
    Von Peter Wawerzinek
  • 28.03.2020

    La Paloma und Parasol

    Das kann man einfach keinem erzählen. Greta T. ist mir erschienen. Heute nacht. In meinem Zimmerchen, so eng, dass wir geradeso den geforderten Sicherheitsabstand im Raum einhielten.
    Von Peter Wawerzinek
  • 30.03.2020

    Diese Stille

    Ich beginne den Tag mit dem Gefangenenchor aus »Nabucco«, wie er mir als Videobotschaft gemailt worden ist. Alle Beteiligten sind zu Hause vorm Bildschirm zu sehen; zusammen sind sie ein einzigartiger Chor.
    Von Peter Wawerzinek
  • 31.03.2020

    Am Zopfe

    Kraft aber bräuchten wir Freiberufler. Wir müssen uns schließlich alle ständig selbst antreiben und wie Münchhausen aus dem Sumpf ziehen, um nicht abzusaufen.
    Von Peter Wawerzinek
  • 01.04.2020

    Der Knüller

    Wir halten es hier mit dem nötigen Abstand zueinander miteinander gut aus und uns, so gut es geht, bei Laune. Oft genug erreichen uns neue Dekrete.
    Von Peter Wawerzinek
  • 02.04.2020

    Hey Joe

    Seit ein paar Stunden steht Renate vor unserer Tür, hat ihren festen Platz auf der dritten Treppenstufe nach hinten heraus. Wenn sich Wetterumschwung ankündigt, holen wir sie rein.
    Von Peter Wawerzinek
  • 06.04.2020

    Für meine unerzogenen Hände

    Meine schönen, guten Hände! In Säcken können sie Linsen von Mais, Erbsen von Bohnen unterscheiden. Ich knülle mit ihnen alles mögliche: Taschentücher, Servietten, Schuldzettel, Visitenkarten.
    Von Peter Wawerzinek
  • 08.04.2020

    L’amore

    Entlang der Ostseeküste bauen Urlauber gern unverschämt große Sandburgen, die sie niemandem sonst gönnen. Also sammeln sie Steine und beschriften sie mit dem Wort »Belegt«.
    Von Peter Wawerzinek
  • 14.04.2020

    Am großen Tisch

    Zu einem Geburtstag Ende September wurden die in der Gegend verstreut herumstehenden Gartentische und Sessel zu einer großen Tafel zusammengestellt. Danach blieben die Möbel so stehen.
    Von Peter Wawerzinek