Ente losgelassen. Nicht weit gekommen
Von Peter SteinigerNicht schlecht staunten politisch informierte Leser in Brasilien über einen am späten Mittwoch abend (Ortszeit) von der Nachrichtenagentur Agência Estado über deren Portal Estadão Conteúdo verbreiteten Ausblick auf das Weltsozialforum, der es unkorrigiert in einige Medien schaffte.
Darin wurde mitgeteilt, dass Brasiliens Expräsident Lula von der Arbeiterpartei PT am kommenden Donnerstag, dem 15. März, gemeinsam mit den früheren Staatschefs von Uruguay und Honduras, José (Pepe) Mujica und José Manuel Zelaya, auf dem WSF in Salvador de Bahia eine Veranstaltung bestreiten wird. Eingeladen worden seien auch die Präsidenten Venezuelas, Nicolás Maduro, sowie Boliviens, Evo Morales. Diese beiden hätten ihre Teilnahme aber noch nicht bestätigt.
Und jetzt kommt’s: »Ebenso wie die französische Chefin Marine Le Pen.« Mon Dieu! Gemeint ist die führende Politikerin des rechtsextremen Front National. Hier drängt sich der Gedanke, sie könne auf dieses Plenum unter dem Titel »Zur Verteidigung der Demokratie« passen, nicht gerade auf. Hugo Braun, der das globalisierungskritische Netzwerk ATTAC im Internationalen Rat des Weltsozialforums vertritt, bekräftigte gegenüber jW sehr gern, dass sein Gremium »sich absolut einig darin ist, dass Rechtsextreme auf diesem Event nichts verloren haben«.
Die Agentur, die den Fehler produzierte, gehört zu der einflussreichen Mediengruppe, welche auch die führende konservative Tageszeitung O Estado de S. Paulo herausgibt.
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