Widerstand ist wichtig
Von David Knecht, Fastenopfer»Fastenopfer«, ein katholisches Hilfswerk aus der Schweiz, möchte mit seinem Wirken zu einem gesellschaftlichen Wandel beitragen. Dazu setzt sich »Fastenopfer« in vierzehn Ländern für Ernährungssouveränität ein. Des weiteren werden in internationalen Programmen Themen wie Rohstoffabbau und Menschenrechte, Energie und Klimagerechtigkeit, Agrobusiness und Alternatives Wirtschaften bearbeitet.
Am Weltsozialforum 2018 in Salvador ist das »Fastenopfer« deshalb präsent. Denn hier werden große Fragen diskutiert wie: Welche Elemente sind zentral für einen Paradigmenwechsel? Wie kann ein gesellschaftlicher Wandel angestoßen werden? Denn eines ist allen Anwesenden klar. Eine andere Welt ist nicht nur möglich, sondern auch dringend nötig.
»Fastenopfer« hat maßgeblich zur Organisation einer großen, zweitägigen Diskussionsrunde zu «neuen Paradigmen» beigetragen, welche von ISER Assessoria, einer NGO, welche die partizipative Demokratie auf politischen und dem kirchlichen Feld stärken will, und ABONG, der »Brasilianischen Vereinigung von Nichtregierungsorganisationen«, lanciert wurde.
Für diese Diskussion kommt im Zelt der »Novos Paradigmas« ein bunter Strauß von Akteuren zusammen: Vertreterinnen und Vertreter der lateinamerikanischen Zivilgesellschaft und indigener Völker, von Jugendbewegungen aus Brasilien und den USA, Aktivistinnen und Aktivisten aus der ganzen Welt und Interessierte von nah und fern. Morgens ist das Zelt mit rund 150 Personen zum Bersten voll, die Stimmung ist gut. Nachmittags gehen die Diskussionen in kleinen Gruppen weiter, trotz der drückenden Hitze.
Der Slogan des Forums, »Resisir É Criar, Resistir É Transformar« (Widerstand ist Erschaffen, Widerstand ist Transformation), fasst die Debatten gut zusammen. Widerstand ist wichtig. Denn für einen erfolgreichen gesellschaftlichen Wandel müssen die nötigen Freiräume geschaffen werden. Die indigene Kandidatin der Partei für Sozialismus und Freiheit (PSoL) für das Amt der Vizepräsidentin Brasiliens, Sônia Guajajara, erklärt in einer mitreißenden Rede, wieso der Kampf für die Selbstbestimmung der indigenen Völker und für ihre Lebensformen ein wichtiges Element des Paradigmenwechsels ist. Der Kampf für eine Verschiebung der Machtverhältnisse – weg von den Privilegierten hin zu den lokalen Gemeinschaften – ist zentral. Denn diese Gemeinschaften sind die Basis für das Erschaffen von Neuem, von lokalen und aufs Gemeinwohl ausgerichteten Produktions- und Konsumzyklen.
Pablo Solón, ehemaliger UN-Botschafter Boliviens, hebt klar hervor, dass für einen systemischen Wandel der Anthropozentrismus – dass der Mensch sich als alleinigen Mittelpunkt sieht – überwunden werden muss. Es reicht nicht, fossile Energieträger einfach durch Solarenergie zu ersetzen. Ein kultureller Wandel muss den technologischen Wandel begleiten, denn unsere Konsummuster sind alles andere als nachhaltig. Damit diesbezüglich ein echter Wandel geschehen kann, muss jede und jeder auch sich selber und seinen Beitrag zum Wohl aller hinterfragen. Diese innere Transformation wurde von verschiedenen Rednerinnen und Rednern als besonders wichtig hervorgehoben.
Nach zwei Tagen geht die Diskussionsrunde zu »neuen Paradigmen« zu Ende. Die Diskussionen waren intensiv und inhaltlich oft sehr reich. Gerade deshalb, weil die Teilnehmenden aus der ganzen Welt angereist sind. Die Dynamik des Weltsozialforums sorgt auch immer wieder für Überraschungen. Eine Gruppe von Aktivisten hat kurzerhand das Zelt gekapert und mit Musik und Gesang für ihr Anliegen – die Verbesserung der Lage behinderter Menschen – geworben. So geht das auf dem Weltsozialforum. Mit viel Elan im Einsatz für eine andere Welt.
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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
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