Die Festung steht offen
Von Peter SteinigerMit einem Festakt wurde die 18. Internationale Buchmesse in Havanna am Donnerstag abend eröffnet. Das bedeutendste kubanische Kulturfestival findet in der historischen Festung Fortaleza de San Carlos de La Cabaña statt. Der Schwerpunkt ist Chile, dessen Präsidentin Michelle Bachelet gemeinsam mit dem kubanischen Staatschef Raúl Castro an der Zeremonie teilnahm.
In ihrer Rede unterstrich Bachelet die engen Beziehungen zwischen beiden Ländern. Die Ausstellungen, Ehrungen und Lesungen chilenischer Künstler und Autoren auf der Messe seien hierzu ein Beitrag. Die Werke von Pablo Neruda, Gabriela Mistral oder Victor Jara stünden für Höhen und Tiefen, Siege und Niederlagen im Kampf um eine gerechtere Gesellschaft sowie für das »intellektuelle Überleben« während der Pinochet-Diktatur. Der kulturelle Austausch zwischen Chile und Kuba solle einer besseren und humaneren Zukunft dienen.
Bei der Eröffnung wurden auch die beiden »Ehrenautoren« vorgestellt, die in diesem Jahr für ihr Lebenswerk gewürdigt werden. In einer Botschaft beschrieb die kubanische Poetin Fina Garcia Marruz das Lesen als Schlüssel für Herz und Verstand, um »gehen zu lernen«.
Der Historiker Jorge Ibarra – einer der wichtigsten kubanischen Zeitgeschichtler – schilderte die Bedeutung der Unabhängigkeitskämpfe gegen das spanische Kolonialimperium für das gemeinsame historische Gedächnis und den fortwährenden Widerstandsgeist der Völker südlich des Rio Grande. Diese stünden heute vor der Aufgabe, gegen die Machenschaften des internationalen Finanzkapitals enger zusammenzustehen.
Während der Messe wird auch die Casa de las Américas, das literaturwissenschaftliche Forschungszentrum für lateinamerikanische Literatur und Philosophie, besonders gewürdigt. Es war unmittelbar nach der Revolution 1959 gegründet worden.
Kubas Kulturminister Abel Prieto sieht in der Messe einen Beleg dafür, daß die Revolution das fundamentale »Recht aller auf Kultur« verwirklicht habe. Die »Feria« sei ein einzigartiger Platz für die Begegnung zwischen Autoren und Publikum, für intellektuelle Bereicherung. Trotz der Einschränkungen nach der Hurrikankatastrophe werde die Messe wie auch schon in den Vorjahren in den 14 Provinzen des Landes eine Fortsetzung finden, hob Prieto hervor.
Unter den Gästen auf der Plaza San Francisco befanden sich neben Vertretern der Aussteller aus mehr als fünfzig Ländern, führenden kubanischen Künstlern und zahlreichen Diplomaten auch die Kulturminister von Bolivien, Ecuador, Mexiko, Chile und Polen. An die Eröffnungsfeier schloß sich ein Rundgang durch den chilenischen Pavillon an, der unter dem Motto »Eine Umarmung zwischen zwei Völkern« steht. Am Freitag öffnete die Buchmesse ihre Tore für das breite Publikum. Sie geht bis zum 22. Februar. Es werden mehrere Zehntausend Besucher erwartet.
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