75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Donnerstag, 21. November 2024, Nr. 272
Die junge Welt wird von 2993 GenossInnen herausgegeben
75 Ausgaben junge Welt für 75 € 75 Ausgaben junge Welt für 75 €
75 Ausgaben junge Welt für 75 €
15.02.2009, 00:04:47 / Feria 2009

»Film ist Kunst«

Von Peter Steiniger
Luis González Nieto, Vizepräsident von ICAIC
Luis González Nieto, Vizepräsident von ICAIC

Diesen Anspruch formulierte das erste Kulturgesetz des revolutionären Kuba. Mit ihm wurde zugleich das Instituto Cubano de Arte e Industria Cinematográfica (Kubanisches Institut für Filmkunst und Filmindustrie) ins Leben gerufen. Damit war der Grundstein für die Ausbildung einer eigenen, nicht am Kommerz orientierten Filmproduktion gelegt.

Der Sitz des ICAIC befindet sich in Havannas Stadtbezirk Vedado. Hier treffe ich mich am späten Dienstag morgen dessen Vizepräsidenten Luis González Nieto. Wir sprechen über die 50jährige Geschichte des ICAIC, die Situation des kubanischen Kinos während und nach der Krise und über den deutschen Film in Kuba. In Deutschland war Nieto während einer Solidaritätskampagne für sein Land 1994 vierzehn Tage lang kreuz und quer unterwegs. Im grauen Monat November war´s.

Nieto schildert, wie das ICAIC ein eigenes Kulturerbe entwickelt und eine nationale Filmindustrie aufgebaut hat. »Kino – das ist eine Utopie, die hier Wirklichkeit geworden ist.« Weitaus reichere Länder würden nicht über einen solchen kulturellen Sektor verfügen. Neben dem Film, besonders dem Autorenkino, kommt auch der Plakatkunst und der Fotografie ein hoher Stellenwert zu.

Mit mobiler Vorführtechnik, zum Teil mit Solarenergie betrieben, um nicht vom Stromnetz abhängig zu sein, werden Filme auch zu den Menschen in abgelegenen und wenig entwickelten Gebieten gebracht.

Nach der »Spezialperiode« - die Produktion musste wegen der ökonomischen Ebbe eingeschränkt werden, einige Filmemacher wanderten ab - schränkte auch der Konflikt mit der EU die Möglichkeiten der kubanischen Filmemacher ein. Viele Stiftungen, die internationale Kunstprojekte fördern, nutzen EU-Mittel. Wegen der politischen Sanktionen gegen Kuba »akzeptierten wir keinerlei Geld aus der EU«, erklärt Nieto.

Trotz allen Hindernissen ging es in den letzten fünf Jahren wieder deutlich aufwärts. Seitdem stellt der kubanische Staat für Filmproduktionen auch wieder Devisen zur Verfügung. Stark entwickelt wird die karibische und lateinamerikanische Kooperation, eine große Rolle dabei spielt Venezuela. Zu diversen thematischen Gebieten werden gemeinsame Filmwettbewerbe und -festivals veranstaltet. Im Jahr 2009 findet bereits zum 31. Mal das weltbekannte Internationale Festival des lateinamerikanischen Films in Havanna statt.

Das ICAIC tritt auch mit einer Reihe von Publikationen in Erscheinung. Die erste Kinozeitschrift Lateinamerikas überhaupt »Cine Cubano« (gegründet 1960) zählt ebenso dazu, wie die Periodika »Temas«, »Criterios« und das Internetportal »Cubanow« (www.cubanow.cu).

Am Ende des Gesprächs geht Nieto noch auf die Herausforderung ein, gegen die sogenannte Globalisierung kulturelle Identitäten zu behaupten und künstlerische Ansprüche gegen Marktmacht zu verteidigen. »Das europäische Kino betrifft das nicht weniger als uns Lateinamerikaner.«

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!