Ecuador gleich nebenan
Von Marion LeonhardtWas treibt sie nun zum ersten Mal auf Havannas Buchmesse? »Wir wollen in Kuba unsere Arbeit zu Kuba bekanntmachen«, so die spontane Antwort von Gustavo. Das zeigt sich im Verlagsprogramm. Werke kubanischer Autoren oder Bücher über kubanische Persönlichkeiten sind hier ein Schwerpunkt. Ganz bewußt, aus Solidarität, und um die Informationsblockade in Ecuador über Kuba zu durchbrechen. Wunderbar, hier auch Menschen aus Ecuador zu treffen, mit den gleichen Anliegen wie unser Projekt. Auch konkrete Aufgaben und Ziele stehen auf der Agenda unserer Nachbarn. Zur Zeit laufen Verhandlungen mit fünfzehn kubanischen Schriftstellern, um sie zu publizieren. Networking mit kubanischen Verlagsgruppen ist ebenso angesagt.
Aber wer liest nun in Ecuador die Bücher des Verlages? Zwanzig Prozent Analphabetismus und die Armut sind keine leichte Hürde für mehr Leserschaft. Gemeinsam mit der neuen Regierung Correa haben sie eine Kampagne zur Leseförderung gestartet. Daraus soll eine kontinuierliche Bewegung entstehen. Bekannt gemacht über Massenmedien und Buchpräsentationen, die immer mit anderen kulturellen Aktivitäten verknüpft sind.
Viele Dörfer sind jetzt schon komplett alphabetisiert - dank der kubanischen Methode »Yo sí puedo«. In vielen Entwicklungsländern wird sie erfolgreich angewandt, bei 5 Millionen Analphabeten vielleicht ein guter Tipp an die deutsche Bundesregierung.
Demnächst erweitert Sur Editoria sein Programm, um Bücher in der indianischen Sprache Quetchua mit Erzählungen und Legenden. Ein Schritt zur Bewahrung kultureller Identität und für mehr gesellschaftliche Teilhabe.
Zum Abschluß unseres Gesprächs erhalten wir eine Einladung zur Buchmesse nach Guayaquil - um die Prozesse der Veränderung in seinem Land zu unterstützen und aus Achtung vor unserer Arbeit, unterstreicht Gustavo.
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!