Hasta el próximo año
Von Peter SteinigerNoch einmal strömt an diesem Sonntag eine Völkerwanderung auf Havannas Hafenfestung Fortaleza de San Carlos de La Cabaña. Noch einmal geht es auf die Suche nach Bedrucktem, besonders beliebt sind Kinderbücher, die sonst nur recht teuer zu haben sind. In der großen, zentralen Buchhandlung bilden sich lange Schlangen, hier gibt es alles aus der einheimischen Verlagsproduktion, für Moneda Nacional. An den Ständen der Verlage geht es hingegen etwa fifty-fifty zu.
Sehr viel größer und vielfältiger ist in diesem Jahr das kulinarische Angebot. Auffällig ist, daß eigentlich alles, was man für den »West-Peso« CUC bekommt - vom Eis bis zum Hühnerbein -, in diesem Jahr hier auch für die reguläre Landeswährung zu haben ist. Und zwar günstiger, jedoch mit etwas mehr Wartezeit an den Kiosken der Gastronomen.
Am Stand des Berliner Büros Buchmesse Havanna herrscht bereits Abbruchstimmung. Entropie breitet sich aus. Die 18.000 Exemplare der spanischsprachigen Extraausgabe von junge Welt sind längst komplett verteilt.
Neben allgemeiner Erschöpfung steckt uns noch die Party von Cuba Sí zum Buchmesseabschluß in den Knochen, am gestrigen Abend in Miramar. Das liegt weniger an den Folgen von Alkohol oder an Muskelzerrungen bei ungeübten Tänzern, als an den Nahkampferfahrungen in den vollgestopften Bussen des Nachtverkehrs.
Die Guaguas [kwakwa] sind das Verkehrsmittel schlechthin in Havannas Hauptstadt. Eine Fahrt kostet vierzig gewöhnliche Centavos. Fahrscheine gibt es dafür nur in Ausnahmefällen. Mehr als einen Stehplatz ergattert man selten, angesichts der Straßenverhältnisse und Fahrstile hält man sich besser mit beiden Händen an den Haltestangen fest. Wer am Steuer sitzt, bestimmt auch die Musik, die durch das Innere plätschert oder dröhnt - von der Schnulze über die 70er-Jahre-Disco bis zu Reggaeton.
Manchmal übernehmen auch die Fahrgäste selbst die musikalische Gestaltung. Die Jugendlichen im P5, der uns wieder zurück in die Innenstadt bringt, intonieren einen sozialkritischen Song von Habana Abierta: La vida es un divino guión (Das Leben ist ein göttliches Drehbuch). Im Lied, daß die jungen Leute singen, heißt es ironisch: »Pioniere für den Kommunismus – ein Traum von Astronauten«.
Wir schalten unseren Nachrichtensatelliten aus Havanna hiermit ab. Wir hoffen, wir konnten ihnen einige interessante Aspekte der Buchmesse 2009 und zur kubanischen Realität vermitteln. Im nächsten Jahr wollen wir wieder verfolgen, welche neue Seiten das Leben in Kuba aufschlägt.
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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
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