Journalisten-Ausschluß wird angeblich überprüft
Berlin. Der Ausschluß von rund 20 Journalisten von der Berichterstattung am Ort des G-8-Gipfels wird offenbar nochmals überprüft.
Dies kündigte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm am Freitag in Berlin an. Er werde sich die Verfahren und Entscheidungen persönlich ansehen, versicherte der Chef des Presse- und Informationsamts der Bundesregierung. Zuvor hatte die Verweigerung von Akkreditierungen, unter anderem für jW-Mitarbeiter Andreas Siegmund-Schultze, Entrüstung bei Medienverbänden und in der Politik ausgelöst.
Die stellvertretende Parteivorsitzende der Linkspartei.PDS, Katina Schubert, sagte, die Einschränkung der Pressefreiheit sei nur das Tüpfelchen auf dem i. »Die Methode ist nicht neu, kritische Journalisten werden so abgestraft. Man grenzt sie von Informationen aus, um eine Berichterstattung zu verhindern - eine subtile Form der Zensur.«
Grünen-Chefin Claudia Roth erklärte, der Ausschluß von globalisierungskritischen Journalisten sei ein weiterer drastischer Eingriff in die Grundrechte. Die G8-Staats- und Regierungschefs
sollten von den Protesten offensichtlich nichts sehen und nichts hören - weshalb bereits das Demonstrationsrecht ausgehöhlt worden sei. Jetzt solle zudem auch nur das gesagt werden, was den G8-Veranstaltern genehm sei. »Wir fordern die Verantwortlichen dringend auf, die Pressefreiheit strikt zu achten«, sagte sie.
(AP/jW)
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