Halbzeit in Havanna
Von Marion Leonhardt
Heute ist also Bergfest auf der Buchmesse. In der Gewißheit, Schnee und Eis hinter uns zu lassen, waren wir Richtung Sonneninsel gestartet. Doch die Klimakatastrophe macht selbst vorm Sozialismus nicht halt und beschert uns ungewohnt kühle Winde. Was uns aber nicht abhält, abends nach der Messe gemütlich in der Altstadt einen Mojito zu schlürfen und dem bunten Treiben zuzusehen. Der Malecon, ein alter Bekannter und vertrautes Wahrzeichen von Havanna, irritiert mit mit einem neuen Kleid. Die Mauer ist abgesenkt worden und der Gehweg neu betoniert.Beides nach einem neuen Verfahren, das mit einer bundesdeutschen Firma entwickelt wurde. So soll die Hafenmauer den Gezeiten trotzen. Gut so. Schließlich sichert nur Veränderung das Weiterbestehen. Auch das Warenangebot, sowohl in den Läden als auch auf der Cabana, hat sich erweitert. Für uns, die wir das letzte mal vor einem Jahr hier waren, sind diese Veränderungen deutlich wahrnehmbar. Einigen kubanischen Jugendlichen, mit denen wir ins Gespräch kommen, geht das noch nicht schnell genug. Das ist das Vorrecht der Jugend. Diskutiert wird gerne und leidenschaftlich, ob auf der Messe oder in der „Speakers Corner“ im Parque Central. Es gibt aber auch Vertrautes und Vertraute. Die Kugel Eis von der Coppelia, der wohl berühmtesten Eisdiele Kubas, ist ein Hochgenuß und gehört wie immer zu einem Messenachmittag dazu. Einige Besucher kommen jedes Jahr an unseren Stand und sind inzwischen gute alte Bekannte. So etwa der chinesische Student, der sein beim Gespräch im letzten Jahr erworbenes Wissen über die deutsche Zeitungslandschaft updaten möchte, der kubanische Schriftsteller Carlos Fuentes, mit dem es ein herzliches Wiedersehen gibt und die freundschaftliche Begegnung mit Aleida Guevarra und Graciela Ramirez vom Internationalen Komitee zur Befreiung der Fünf.
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