Großer Bahnhof bei Kollegen
Von André ScheerKubas Journalisten zeigten sich gestern sehr interessiert am Austausch mit ihren deutschen Kollegen, uns. Im Gebäude des kubanischen Journalistenverbandes UPEC wurden wir von nicht weniger als einem guten Dutzend Mitarbeitern von Zeitungen, der Nachrichtenagentur ACN und Habana Radio begrüßt. Auch UPEC-Präsident Tubal Páez und mehrere der insgesamt sechs Vizepräsidenten nahmen an dem Gespräch teil, an dem von unserer Seite leider nur fünf Kolleginnen und Kollegen teilnehmen konnten.
Bereitwillig gaben die Kollegen Auskunft über ihre Arbeitsbedingungen und amüsierten sich über die von ausländischen Journalisten immer wieder geäußerte Vermutung, sie müßten ihre Artikel vor der Veröffentlichung erstmal bei der Partei vorlegen. Das sei absoluter Unsinn, bestätigten alle. Allerdings müsse man als kubanischer Journalist manchmal auf eine Story verzichten, um nicht dem eigenen Land zu schaden. »Wenn eine spanische Hotelkette zum Beispiel ein neues Haus bauen will, dann wäre das eigentlich eine wichtige Nachricht. Wenn wir die aber zu früh bringen, würden die USA das nutzen, um noch zu versuchen, den Bau zu verhindern«, erläuterte Páez. Neun von zehn Handelsabkommen kämen letztlich nicht zustande, weil Washington Druck auf die Handelspartner ausübe, kritisierten die Journalisten, denen die Nachrichten von nicht weniger als 40 Agenturen aus aller Welt zur Verfügung stehen, darunter die deutsche DPA, die französische AFP, aber auch die US-amerikanische AP.
Für US-Journalisten gibt es eine Ausnahmegenehmigung der US-Regierung, so daß sie für Reisen nach Kuba nicht bestraft werden. Insgesamt 157 ausländische Korrespondenten sind in Havanna akkreditiert, darunter auch Vertreter von AP, CNN und anderen US-Medien. »Uns ist es lieber, wenn sie über Kuba aus Havanna berichten als aus Miami«, begründete Elson Concepción Pérez von der Tageszeitung Granma, warum die kubanische Regierung die Präsenz dieser ihr nicht gerade freundlich gesonnenen Reporter gestattet. Umgekehrt sei das allerdings anders, kein einziger kubanischer Journalist dürfe als ständiger Korrespondent aus den USA berichten. »Es gibt nur einen kubanischen Korrespondenten in den USA, aber der ist bei der UNO akkreditiert und darf nur darüber berichten, was in der UNO passiert, nicht aber über etwas, das auf der anderen Straßenseite geschieht.« Nur zu besonderen Ereignissen wie Sportmeisterschaften könne Washington den kubanischen Journalisten die Visa und Akkreditierung nicht verweigern.
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