Die Macht der Dose
Von Christof MeuelerJürgen Trittin hat Kuba noch nicht erreicht. Die Macht der Blechdose ist ungebrochen. Bier und Limonade werden aus Dosen ausgeschenkt. Auf der Buchmesse warten sie in großen Bottichen auf Nachfrage. Das Kühlwasser sieht so aus, als würde man gerade Tapetenkleister mit Schneematsch anrühren. Grundlage sind Eisblöcke, die jeden Morgen neben den Ständen angeliefert und dann in den Bottichen zerschlagen werden. Wie ist der Geschmack? Die normale Limonade lala, die Cola angenehm, weil sie nicht so sooo süß ist und das Bier ist sehr gut – was man bekanntlich von sehr wenigen Ländern behaupten kann. Allerdings ist die bekannteste Sorte, "Bucanero", auch die langweiligste, weil geschmacklich sehr dezent. Obwohl es über ein kerniges Piraten-Outfit verfügt, geht in Richtung Brause. Besser ist das „Crystal", es hat mehr Kraft. Manche sagen, das „Crystal" sei das Bier für die Frauen. Und angeblich suchen die sich in Kuba ihre Männer aus. Die sitzen dann brav rum und halten sie am „Bucanero" fest und auch wen sie größten Machos sein mögen, freuen sie sich über den guten Geschmack der Frauen. „Crystal" und „Bucanero" kann man für CUC kaufen, sie sind in jedem Restaurant für Touristen erhältlich. Auf der Buchmesse gibt es „Cacique" und „Mayabe" für normale Peso. Beide sind sehr bierig und sehr wenig limonadig, also sehr lecker. Dagegen schmeckt das „Bucanero" wie ein beliebiges Bier aus der Dortmunder Unionsbrauerei. Tatsächlich werden alle kubanischen Biere in einer Provinz gebraut: Holguín im Südosten. Zeitweise hat die DDR bei der Herstellung geholfen. Das berühmte deutsche Reinheitsgebot ist also bis heute glücklich eingedost. Anders als beim Dortmunder Einheitsbier in diversen Verpackungen ist bei der sehr übersichtlichen Zahl von kubanischen Biermarken eine Differenzierung drin, die man schmeckt.
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