Mit Fidel Castro um die Welt
Von André ScheerTausende, Zehntausende, Hunderttausende haben am Wochenende die Festung gestürmt, die altehrwürdige Cabaña über der Altstadt Havannas ist fest in der Hand der Lesehungrigen. Vor allem Kinder jeden Alters hocken auf den groben Steinmauern und schmökern in ihren gerade erhaltenen Büchern. Auch der Stand des Berliner Büros Buchmesse Havanna mit der jungen Welt, zahlreichen Verlagen und Cuba-Soligruppen aus Deutschland und der Schweiz ist umlagert - besonders, wenn Katja und Claudia mal wieder beginnen, Tiere aus Luftballons zu knoten.
Der Journalist Luis Baez stellte am heutigen Sonntag sein neues Buch »Fidel por el mundo«, auf Deutsch etwa: Fidel um die Welt, vor. Der über 600 Seiten starke Brocken ist erst vor zwei Tagen aus der Druckerei gekommen, und beinhaltet Berichte des 1937 geborenen Journalisten, der Fidel Castro praktisch seit dem 1. Januar 1959 auf seinen Reisen begleitet hatte, zunächst als Reporter der Zeitung »Avance« und der Zeitschrift »Bohemia«, später für »Revolución« - der Zeitung der Bewegung 26. Juli - und der aus ihr hervorgegangenen »Granma« sowie für die Agentur Prensa Latina.
Baez war dabei, als Fidel wenige Tage nach dem Sieg der Kubanischen Revolution 1959 Venezuela besuchte, er nahm an der 25 Tage dauernden Tournee durch Salvador Allendes Chile 1971 teil, und er war an der Seite des Comandante, als dieser 1972 die Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik besuchte. Und er beschreibt das Resümee von erfolgreichen 24 Stunden in Berlin: »Der Comandante en Jefe zeigte sich sehr zufrieden. Es war ein einzigartiger Tag, oder wie er selbst sagen würde: ein kommunistischer Tag.«
Das Kompendium endet erst bei Fidels Besuchen in Jamaica und Barbados im Jahr 2005 und beinhaltet auch dessen Besuche in Spanien 1998 zum Gipfeltreffen Lateinamerikas und der EU, während dem die Nachricht von der Verhaftung Pinochets in London eintraf, oder auch die Visiten bei Papst Johannes Paul II. im Vatikan, bei Ghaddafi im Libyen, bei Kim Il-Sung in Nordkorea, bei Ho Chi Minh in Vietnam und natürlich mehrfach bei Hugo Chávez in Venezuela.
Bei der Präsentation war Luis Baez anzumerken, dass er mit Leib und Seele Journalist ist - selbst zu reden, liegt ihm nicht. Er stellt lieber Fragen.
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