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16.02.2011, 22:49:37 / Buchmesse Havanna 2011

Überzeugungstäterinnen

Von Katja Klüßendorf
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Unter Kolleginnen: junge Welt bei der Granma Internacional

»Wir sind einfach mutige Zeitgenossinnen«, sagen Rosi, Ute und Sophie bescheiden und mit einem zwinkernden Auge von sich selbst. Sie hätten weder eine journalistische Ausbildung, noch seien sie professionelle Übersetzerinnen. Als Autodidaktinnen erstellen sie trotzdem seit 1994 die deutsche Ausgabe der »Granma«, dem Parteiorgan der Kommunistischen Partei Kubas.

Tritt man in ihr kleines Büro in der sechsten Etage eines Gebäudekomplexes am Platz der Revolution, versteht man, was sie mit »mutig« meinen. Zwei von der Zeit überholte Computer für drei Kolleginnen und einige betagte Wörterbücher sind ihr ganzes Handwerkszeug, um monatlich die Zeitung aus den wichtigsten in Cuba veröffentlichten Artikeln zusammenzustellen. Derzeit hat die deutsche »Granma Internacional« noch eine Auflage von etwa 1.700 Exemplaren, wovon um die 1.300 Stück nach Deutschland an die Abonnenten, Solidaritätsgruppen und die Botschaft Kubas gehen. Die restlichen Zeitungen werden auf der Insel in einigen Hotels, Restaurants und im Kubanischen Institut für Völkerfreundschaft (ICAP) ausgelegt. Allerdings gibt es in der Führungsetage des Hauses vage Überlegungen, ob angesichts der fallenden Auflage die Printausgaben der »Granma Internacional« in den verschiedenen Sprachen noch sinnvoll sind oder besser die Internetpräsenzen ausgebaut werden sollten.

Die drei Kolleginnen haben ihre eigene Sichtweise, wären aber auch für solch eine Entscheidung offen. Sie machen ihre Arbeit aus politischer Überzeugung. Jedoch das Gehalt, das sie dafür bekommen, reicht zum Leben für sie und ihre Familien nicht, obwohl sie anders als ihre kubanischen Kollegen ihr Gehalt teilweise in CUC, dem Konvertiblen Peso, ausgezahlt bekommen.

Geld - das war das Stichwort, um ins Gespräch über die anstehenden Aktualisierungen, wie sie in Kuba genannt werden, zu sprechen. Im ganzen Land finden zur Zeit Versammlungen in Vorbereitung des Parteitags im April statt, wo die Bevölkerung Fragen und Vorschläge in die Diskussion einbringen können. Wir selbst entdeckten in Havanna zahlreiche Ankündigungen an den Bürotüren der Komitees zur Verteidigung der Revolution (CDR), die zu den Treffen einluden. Über eine Million Eingaben soll es bereits geben, die alle geprüft würden.

Für uns waren die Einschätzungen von Rosi, Ute und Sophie auch deshalb besonders interessant, da wir bereits am Tag zuvor ein Hintergrundgespräch mit dem Europaverantwortlichen des Zentralkomitees der Partei führten und wir so verschiedene Blickwinkel, offizielle und sehr persönliche, kennenlernen konnten. Die Diskussionen über die Leitlinien nehmen die deutschen Kolleginnen sehr ernst - wissen aber zugleich, dass es noch ein langer Prozess sein wird, bis die Umsetzungen und Verbesserungen erfolgen werden. Dafür seien sie lange genug in Kuba. Die älteste von ihnen, Rosi, lebt sogar schon seit 1967 auf der Insel. In wenigen Tagen geht sie in Rente, es fehlt nur noch die offizielle Bestätigung schwarz auf weiß auf Papier. Dann hieven Ute und Sophie das Blatt nur noch zu zweit. Vorerst. »Tja, in Kuba wird es nie langweilig«, lachen sie. Aber dafür liebten sie das Land ja auch so.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

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