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16.02.2011, 23:25:41 / Buchmesse Havanna 2011

»Die Welt sollte eine Familie sein«

Von Arléen Rodríguez und Rosa Míriam Elizalde, Granma Internacional
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Fidel Castro im Gespräch mit Teilnehmern der Buchmesse

»Wenn ich davon spreche, die Menschheit zu retten, ist das nicht im Sinne von Jahrhunderten oder Jahrtausenden (…) Die Menschheit zu retten, muss jetzt begonnen werden«, sagte der frühere kubanische Präsident Fidel Castro am gestrigen Dienstag bei  einem Gespräch mit Schriftstellern, die derzeit an der Internationalen Buchmesse in Havanna teilnehmen. Die vom kubanischen Fernsehen übertragene Veranstaltung erstreckte sich über mehr als fünf Stunden. Neben Fidel saßen Kubas Kulturminister Abel Prieto und die Präsidentin des Kubanischen Buchinstituts, Zuleika Romay, auf dem Podium im Palacio de las Convenciones.

»Unsere Gattung hat nicht gelernt, zu überleben«, warnte Fidel. Die Antworten auf die dramatischen Probleme, denen der Planet gegenüber stehe, »können nicht aufgeschoben werden«, fügte er hinzu.

Das Treffen war ein typisches Wiedersehen von Freunden, die sich, nachdem sie sich längere Zeit nicht gesehen haben, über die schnelle Dynamik der Weltereignisse der letzten Tage, der letzten Jahre und der letzten Jahrzehnte unterhalten. Und auch über die Geschichte, die im Verlaufe der Zeit auf unterschiedliche Weise gesehen wird.

Kulturminister Abel Prieto nannte jeden Einzelnen der fast hundert Gäste beim Namen. Die meisten von ihnen waren bekannte Persönlichkeiten, die regelmäßig an der kubanischen Buchmesse und an anderen kulturellen oder akademischen Veranstaltungen teilnehmen. Einige der Gäste hoben die Radikalisierung der progressiven Prozesse in der Region und der Welt hervor, andere die Fähigkeit, rechtzeitig Konflikten entgegenzuwirken. Viele stimmten in der Notwendigkeit überein, die Kräfte der Linken und die neuen Möglichkeiten der Kommunikation besser zu nutzen.

Es wurde auch von dem möglichen Dominoeffekt der sozialen Rebellionen in Nordafrika und dem Mittleren Osten gesprochen. Ebenso ging es darum, die jungen Generationen für die Probleme dieser Zeit interessieren.

Der kubanische Comandante en Jefe hörte allen sehr aufmerksam zu. »Es gibt ein Problem, das, wenn es nicht gelöst wird, alles andere überflüssig macht«, sagte er. »Ich denke, wir stehen vor einer Krise dieses Charakters.« Dann ging er auf einige Theorien zur Entstehung der menschlichen Gattung und ihre Bedeutung in der Zeit ein: »Unabhängig von dem Thema, das wir diskutieren wollen, ist das wichtigste, zu überlegen, wie wir das Leben erhalten können. Je mehr wir darüber nachdenken, um so größere Wichtigkeit haben die Ideen.«

Dann nahm er das Thema wieder auf, das ihn seit fast 20 Jahren am häufigsten beschäftigt. Damals — im Juni 1992 — sagte er auf der UNO-Konferenz über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro, Brasilien: »Eine bedeutende biologische Gattung ist aufgrund der schnellen und progressiven Beseitigung ihrer natürlichen Lebensbedingungen vom Aussterben bedroht: der Mensch …«

»Ich denke«, unterstrich er jetzt, »dass für die menschliche Gattung die reale Gefahr des Aussterbens besteht, und ich denke, dass wir eine Anstrengung machen können und machen müssen, damit dies nicht geschieht. Dies ist das Hauptthema, über das ich mich mit Ihnen unterhalten wollte.«

Fidel erinnerte auch an die 1945, kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges, auf Befehl von US-Präsident Harry Truman über den Städten Hiroshima und Nagasaki abgeworfenen Atombomben. Diese seien »der größte Terrorakt, der jemals verübt wurde«, gewesen. Aber über ein halbes Jahrhundert später ist die Zerstörungskraft der jetzigen Waffen 450.000 Mal größer. Wie Wissenschaftler bewiesen haben, würden 100 dieser Waffen in einem lokalen Konflikt wie dem, der heute zwischen Indien und Pakistan existiert, reichen, um einen nuklearen Winter hervorzurufen, bei dem die Sonne acht Jahre lang von Atomstaub-Wolken verdeckt wäre, warnte Fidel.

Auch die Nahrungsmittelkrise wurde diskutiert, die durch die von den Finanzspekulationen, den skandalösen Aufkauf von Millionen Hektar Land der Dritten Welt durch die transnationalen Unternehmen, die Biokraftstoffe, Halbwahrheiten und bewussten Lügen versursachten hohen Lebensmittelpreise verursacht werde. Fidel bekräftigte die Notwendigkeit, dass kubanische Volk über den spektakulären Anstieg der Lebensmittelpreise und die wirtschaftlichen Auswirkungen, die dies für die Welt, einschließlich unseres Lands, hat, aufzuklären. »Wir haben die Pflicht, über die Situation zu informieren. Um in der Größenordnung Weizen zu produzieren, wie ihn das Land konsumiert, braucht man 400.000 Hektar Anbaufläche, mit einem Ertragsniveau wie dem der Vereinigten Staaten.«

»Warum kann die Welt nicht wie eine Familie handeln?«, fragte Fidel. »Wir haben keinen anderen Planeten, wohin wir umziehen können. Venus, der den Namen der Liebesgöttin trägt, hat enorm hohe Temperaturen. Der der Erde nächstgelegene Stern ist vier Lichtjahre entfernt — ein Lichtjahr ist die Entfernung, die ein Lichtstrahl bei einer Geschwindigkeit von 300.000 Kilometern pro Stunde in einem Jahr durchläuft. Wir können nicht umziehen. Unser Leben ist hier, auf diesem Planeten, er ist das Einzige, was wir wirklich haben«, fügte er hinzu. »Ich glaube, wir sollten uns wie ein Familie verhalten und teilen, was wir haben: einige Erdöl, andere Nahrungsmittel, noch andere Ärzte…«

Übernommen von Granma Internacional, überarbeitet von André Scheer

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