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21.02.2011, 18:24:05 / Buchmesse Havanna 2011

Probleme im Literatur-Alltag

Von André Scheer, Havanna
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Auf der Cabaña in Havanna hat die Buchmesse ihre Tore geschlossen, jetzt tourt sie durch die kubanischen Provinzen

Kuba: Buchmesse in der Hauptstadt zu Ende gegangen. Kritik am Handel

Die Internationale Buchmesse in Havanna ist am Sonntag zu Ende gegangen. Auch am Wochenende strömten Zehntausende in die alte Festung »La Cabaña«, die mit ihren Kanonenrohren über der Hafeneinfahrt der kubanischen Hauptstadt thront.
Zeitweilig war auf den engen Gängen und Wegen zwischen den grobgemauerten Gebäuden, in denen die Ausstellungsstände untergebracht waren, kaum noch ein Durchkommen möglich.
Auch die Angebote des »Berliner Büros Buchmesse Havanna« von junge Welt, Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, Kuba-Solidaritätsgruppen und Verlagen sowie der zwei Eingänge weiter untergebrachte Stand von »Cuba Sí« erfreuten sich großen Andrangs.

Bei einer Veranstaltung zum Jubiläum der Buchmesse, die in diesem Jahr zum zwanzigsten Mal stattgefunden hat, sparte Zuleica Romay, die Präsidentin des Kubanischen Buchinstituts und damit Gastgeberin der Messe, nicht mit Kritik an ihrer Branche. Sie habe während der zehn Tage dauernden Ausstellung immer wieder die Kritik von Autoren und Besuchern vernommen, daß hier die Literatur zwar verfügbar sei, aber nicht vor Ort in den Buchläden der kubanischen Provinzen ankäme. Sie habe daraufhin die besonders betroffenen Verlage angesprochen, diese hätten aber alle Verantwortung von sich gewiesen, berichtete Romay. Man habe die Bücher an die Lager in den Provinzen geschickt, sei ihr von den Herausgebern gesagt worden. Das Problem sei offenbar, daß die Neuerscheinungen oftmals dort verstaubten, während interessierte Leser vergeblich darauf warten, daß sie in den Geschäften ankommen. Romay forderte deshalb die Leser auf, Druck auf ihre Händler auszuüben, das gefragte Buch im Lager zu bestellen. Und auch die Verlage müßten den Weg ihrer Veröffentlichungen weiterverfolgen.

Die Probleme des kubanischen Literaturwesens liegen offenbar tiefer. So könnten die Buchläden heute nicht mehr so betrieben werden wie in den 80er Jahren, forderte Romay. Die Geschäfte müßten sich auf neue Medien einstellen und zum Beispiel Zugang zu Literaturportalen im Internet anbieten. Diese hatten bei der Messe eine eigene Ausstellungshalle besetzt und täglich die verschiedenen Internetseiten vorgestellt, die sich mit der kubanischen und lateinamerikanischen Literatur beschäftigen. Auch müßten die Verlage sich von bürokratischem Verhalten lösen. So sei es nicht logisch, daß manch Editorial jedes Jahr exakt zwanzig Bücher herausgebe. Es könne nicht sein, daß die Zahl guter Werke immer gleich bleibe, anzunehmen wäre hingegen ein Auf und Ab der Veröffentlichungszahlen. Außerdem sei auch merkwürdig, daß überall auf der Welt Gedichtbände von noch unbekannten Poeten in geringen Auflagen erschienen, aber in Kuba »kein Buch in weniger als 1000 Exemplaren« Auflage publiziert werde. Man müsse sich daran gewöhnen, die Auflagen an den Bedarf anzupassen. Ein junger Autor hätte dann eben zunächst nur eine Auflage von 500 Stück, während von Berühmtheiten wie Roberto Fernández Retamar 5000 Exemplare aufgelegt werden könnten. Es sei aber die Aufgabe der Verlage, selbst über ihre Publikationen zu entscheiden: »Ich befehle niemandem, ein bestimmtes Buch zu drucken. Wenn ein Autor ein gutes Buch geschrieben hat, braucht er mich nicht, um einen Verlag zu finden. Und wenn es ein schlechtes Buch ist, wird es ihm auch nicht helfen, es mir zu geben.«

Genaue Angaben über die Teilnehmerzahlen und die verkauften Stückzahlen auf der Buchmesse waren zunächst nicht zu bekommen. Allerdings schien der Zustrom von Besuchern an den Werktagen etwas geringer zu sein als im vergangenen Jahr. Eine endgültige Bilanz wird jedoch erst möglich sein, wenn die Buchmesse ihre nun anstehende Tournee durch die Provinzen Kubas abgeschlossen hat.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

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