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16.02.2012, 18:07:59 / Buchmesse Havanna 2012

Metal Cubano

Von Simon Loidl

Kuba hat eine lebendige Szene für harte RockmusikSon, Salsa, Rumba, Buena Vista Social Club – darauf beschränkt sich die kubanische Musik in der Welt der Reiseführer und Tourismusprospekte. Bereits ein kurzer Streifzug durch Havanna korrigiert diesen folkloristischen Blick.

An allen Ecken der Stadt dröhnt aus Wohnungen, Bars oder aus kleinen Radios auf der Straße Reggaeton, bzw. Reguetón, die seit Jahren in ganz Lateinamerika boomende Mischung aus HipHop, Reggae und Dancehall. Ein etwas stiefmütterliches Dasein führt seit jeher die Rockmusik auf Kuba.

Lange Zeit staatlicherseits mit Argwohn beäugt, entspannte sich die Situation seit den 1990er Jahren merklich. Im Jahr 2000 enthüllte Fidel Castro persönlich ein John-Lennon-Denkmal in der Hauptstadt, das aus Anlaß des 20. Todestages des Beatles-Sängers errichtet worden war. Der damalige kubanische Präsident lobte das sozia­le Engagement Lennons und dessen Ablehnung der US-amerikanischen Kriegspolitik.

Gleichzeitig begannen sich in dieser Zeit die offiziellen Musikinstitutionen des Landes verstärkt mit der vielfältigen Rockmusikszene auseinanderzusetzen. Gefördert wird seither nicht nur massentaugliche Populärmusik, sondern auch kleine Szenen, die zuvor ausschließlich im Untergrund agiert hatten. 2007 wurde die Cuban Rock Agency gegründet. Diese betreut als Künstleragentur kubanische Bands, die sich Rockmusik der härteren Gangart verschrieben haben. Ziel ist es, den nationalen Bekanntheitsgrad der Bands zu steigern und diesen dadurch häufigere Auftritte zu ermöglichen. Letztendlich sollen die Metalbands auch international bekannter gemacht werden. Finanziert wird die Agentur vom Kubanischen Musikinstitut, das beim Kulturministerium angesiedelt ist. Die Arbeit der Institution wird allerdings nicht von Kulturpolitikern, sondern von Leuten geleistet, die selbst seit vielen Jahren in Bands spielen oder bereits in den 1990er Jahren Konzerte organisiert und Musik produziert haben.

Die bislang größte Errungenschaft der Cuban Rock Agency ist das Maxim Rock, ein mit modernsten technischen Geräten ausgestatteter großer Club im Stadtteil Vedado. Seit 2008 finden hier in unmittelbarer Nähe zur Plaza de la Revolución und dem Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Kubas mehrmals wöchentlich Rockkonzerte statt. Die Wochenenden sind für Metal- und Hardcorebands reserviert. Trotz staatlicher Finanzierung haben die Betreiber des Clubs bei der Programmauswahl völlig freie Hand. »Es handelt sich um eine von der Regierung finanzierte Institution, die von Privatleuten aus der Szene betrieben wird«, erklärt David Chapet, der an der Organisation von Konzerten beteiligt ist. Die Behörden würden sich nicht dafür interessieren, was hier allabendlich passiert. In dieser Hinsicht habe sich in letzter Zeit tatsächlich einiges verändert. Vor zwanzig Jahren wäre ein Lokal wie das Maxim Rock noch undenkbar gewesen, ergänzt David. Ganz zu schweigen davon, daß es vom Staat finanziert worden wäre.

Der 1996 nach Kuba gekommene Franzose betreibt seit fünf Jahren Brutal Beatdown Records, das einzige Label für harte Musik auf der Insel. David produzierte ein Album der bereits über die Landesgrenzen hinaus bekannten Death-Metal-Band Combat Noise. Außerdem erschienen zwei Compilations, die einen guten Überblick über die vielfältige und in alle bekannten Subgenres ausdifferenzierte Metalszene Kubas geben. Zudem organisiert David mit dem Brutal-Fest seit 2009 ein jährliches Metalfestival auf der Insel. Sein Anliegen ist es, diesen jenseits folkloristischer Klischees angesiedelten Bereich kubanischer Musik international bekannter zu machen.

»Alle glauben, in Kuba gibt es nur Salsa, dabei existiert eine verhältnismäßig große Metalszene. Es gibt auch ein paar Hardcorebands, aber vor allem Metal ist ein großes Ding hier.« Jedes Jahr spielen mehrere Gruppen aus Europa auf dem Brutal-Fest. Der Austausch in die andere Richtung ist bisher noch bescheiden. Zumindest aber finden seit einigen Jahren immer öfter Alben kubanischer Bands ihren Weg ins Ausland.

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