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04.03.2018, 17:37:38 / Marx 200

Arbeit, Ausbeutung und die Aktualität von Marx: Die neue Z.

Von Arnold Schölzel
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Intensivierung von Arbeit mit Hilfe neuer Technik: Die Digitalisierung ist nichts, was irgendwann in der Zukunft akut wird, sie entfaltet ihre Wirkung längst in der Gegenwart

Sogenannte Picker sammeln in Amazon-Lagern Waren ein und bringen sie zu den Packstationen. Den Weg zu den Produkten finden sie mit Hilfe von Handscannern, die zugleich Bewegungsprofile von ihnen speichern. Die Arbeitsweise sei »mit mobilen Fließbändern« vergleichbar. Jede »außerplanmäßige Verschnaufpause« wird dem Management angezeigt, dem eröffnet sich so durch die Digitalisierung »die Ausübung betrieblicher Herrschaft in bisher ungeahntem Ausmaß«. Marcus Schwarzbach illustriert mit diesen Zitaten aus einer sozialwissenschaftlichen Studie in der neuen Z. Zeitschrift marxistische Erneuerung, was er »Ausbeutung 4.0« nennt, genauer die Intensivierung von Arbeit mit Hilfe neuer Technik. Die Digitalisierung ist nichts, was irgendwann in der Zukunft akut wird, sie entfaltet ihre Wirkung längst in der Gegenwart.

Schwarzbachs Beitrag ist einer von sechs zum Heftschwerpunkt »Marx 200: Arbeit und Ausbeutung«. Die Texte gehen der Frage nach, ob die von dem Philosophen und Ökonomen geprägten Begriffe noch aktuell sind, und beantworten sie überzeugend mit ja. So zeigt Klaus Müller unter dem Titel »Ausbeutung und Einkommensverteilung«, dass steigende Profite, erhöhte Mehrwertrate und sinkende Lohnquoten keine Angelegenheit des 19. oder 20. Jahrhunderts sind, sondern der Gegenwart. Er weist darauf hin, dass in der Bundesrepublik der Lohnanteil am jährlichen Volkseinkommen von 1950 bis 1980 stieg und seitdem wieder gesunken ist. So lassen sich fast vier Jahrzehnte im Zeichen der neoliberalen Umverteilung von unten nach oben zusammenfassen. Müller zeigt außerdem, dass die darin zum Ausdruck kommende verstärkte Ausbeutung zugleich vereinbar ist »mit einer Hebung des materiellen Wohlstands der Arbeiter«, auch mit einer Steigerung der Reallöhne.

Erik Olin Wright legt dar, beim Begriff Ausbeutung handele es sich »um einen besonderen Typ von antagonistischer gegenseitiger Abhängigkeit der materiellen Interessen von Akteuren innerhalb ökonomischer Beziehungen«. Er schlägt vor, davon »nichtausbeuterische Unterdrückung« zu unterscheiden, etwa auf sexuellem und kulturellem Gebiet. Der ökonomische Ausbeuter sei vom Ausgebeuteten abhängig, der sexuelle nicht. Außerdem: Harald Werner untersucht an Hand der Begriffe »Lohnsklave« und »Abeitskraftunternehmer« den strukturellen Wandel kapitalistischer Ausbeutung. Heinz-Jürgen Krug und Rolf Schmucker befassen sich mit deren aktuellen Erscheinungsformen in heutigen Hochtechnologiefirmen.

In der Rubrik »Arbeitskämpfe« analysieren u. a. Robert Sadowsky und Isa Paape den Tarifkonflikt in der Metallbranche. Paape fordert, gegen das Ansinnen der deutschen Unternehmer auf Verlängerung der gesetzlichen Arbeitszeit über den Gewerkschaftskampf hinaus politisch in die Offensive zu gehen und ein Arbeitszeitgesetz zu verlangen, das etwa die Wochenarbeitszeit auf 40 Stunden und nicht auf 60 Stunden wie jetzt begrenzt. Thomas Kuczynski steuert einen Diskussionsbeitrag zur Weiterentwicklung der Marxschen Werttheorie bei. Historisches, Systematisches und Gegenwärtiges zur Aktualität von Marx sind in diesem Heft in besonders gelungener Weise gebündelt.

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