Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Gegründet 1947 Sa. / So., 21. / 22. Dezember 2024, Nr. 298
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025 Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
05.08.2018, 18:00:42 / Marx 200

Buch gegen die Ohnmacht

Gemeinsame Interessen erkennen: SDAJ-Sammelband zum 200. Geburtstag von Karl Marx
Von Susanne Knütter
G7_Gipfel_2015_Demon_45498304.jpg
Klassenkampf statt »Einzelkämpfertum«: Mitglieder der SDAJ bei Demo gegen den G7-Gipfel in München 2015

Aus Anlass des diesjährigen 200. Geburtstages von Karl Marx hat die Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend (SDAJ), vertreten durch die beiden Herausgeber Lena Kreymann und Paul Rodermund, ein Buch veröffentlicht: »Eine Welt zu gewinnen. Marx, der Kapitalismus von heute und was wir tun können«. Man will so »mehr Menschen helfen, ihre eigenen gesellschaftlichen Interessen zu erkennen und daran ihr Denken und Handeln zu entwickeln«.

Warum es hierzu erforderlich ist, sich mit dem Werk von Marx auseinanderzusetzen, umreißt Dietmar Dath im Vorwort des Bandes. In seiner Analyse des »Unrechts« aller bisherigen Gesellschaftssysteme habe Marx herausgearbeitet, dass der gesellschaftliche Reichtum im Kapitalismus den bisher höchsten Stand erreicht hat. Damit sei die Voraussetzung für die »Selbstemanzipation« des Menschen geschaffen. Diese Emanzipation könne jedoch nur erreicht werden, wenn die Unterdrückten die Macht über die Produktion erkämpften. Eine politische Bewegung, welche diese beiden Einsichten nicht hat oder bereit ist, aus ihnen Konsequenzen zu ziehen, wird, so Dath, nicht »die geringste Chance (haben), das Unrecht abzuschaffen«.

Der Sammelband ist in drei Teile untergliedert. Im ersten Kapitel, geschrieben von Heiko Humburg, wird die Schilderung von Lebensstationen von Karl Marx und Friedrich Engels mit deren zentralen theoretischen Erkenntnissen verbunden.

Im zweiten Kapitel beschäftigen sich verschiedene Autoren – genannt seien Werner Seppmann, Seta Radin und Patrik Köbele – mit dem »Kapitalismus unserer Zeit«. Dieser sei angesichts der Konzentration des Kapitals, der Veränderung der Arbeit und der Klasse der Lohnabhängigen sowie einer neuen Dimension der internationalen Beziehungen ein anderer als zu Marxens Zeiten. Außerdem werden die ökologische Krise, die Fluchtbewegungen der letzten Jahre und die Rolle Deutschlands marxistisch analysiert

Ein Blick auf die zentralen Konflikte und widerstreitenden Interessen in jeder Geschichtsepoche hilft, die bisherige gesellschaftliche Entwicklung und die Welt, in der wir leben, zu verstehen. Im dritten Kapitel wird deshalb der Blick auf ausgewählte Klassenkämpfe des 20. Jahrhunderts und ihre geschichtlichen Bedingungen gerichtet. Beate Landefeld, Jürgen Lloyd, Arnold Schölzel und andere widmen sich beispielsweise der Oktober- und der Novemberrevolution, dem Ringen der Kommunisten um eine antifaschistische Strategie am Ende der Weimarer Republik und der unterschiedlichen Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg in der DDR und der BRD. Als Zugabe enthält das Buch Comics, gestaltet vom Berliner Illustrator Toni Püschel, welche die Texte klug und auf gut gemachte Weise ergänzen.

Das Buch ist für alle, aber in besonderem Maße für diejenigen, »die nichts anderes kennen als die vermeintliche Allmacht des Monopolkapitals, als sich immer weiter verschlechternde Lebensbedingungen«. Damit meint die SDAJ die Generation der unter 30jährigen, die weder die breite Friedensbewegung noch den Kampf der IG Metall um die 35-Stunden-Woche in den 80er Jahren miterlebt hat. »Eine Welt zu gewinnen« will zeigen, dass der gemeinsame Kampf gegen Ausbeutung, Konkurrenz und Krieg so nötig ist wie eh und je und dass er auch gewonnen werden kann. Es will ein Buch gegen Ohnmacht und »Einzelkämpfertum« sein.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!