Flurgespräche
Ein buntes Völkchen füllt heute den Konferenzsaal und die umliegenden Räume des Moabiter Mercure Hotels, die sich in Galerien, Cafés und sogar ein Spielzimmer für die jüngsten Besucher verwandelt haben. Auf den Gängen herrscht ein großes Hin und Her. Leonie (35) und der gleichaltrige Sergio bleiben für ein kurzes Gespräch stehen. Für die Psychologin aus Marburg und ihren spanischen Freund, der nun ebenfalls in Deutschland lebt und als Softwareentwickler arbeitet, ist es ihr erster Besuch bei einer Rosa-Luxemburg-Konferenz. Im vergangenen Januar waren sie nur zur Demo nach Berlin gekommen. Diesmal wollen sie diese Veranstaltung erleben. Dass diese drinnen und im Warmen stattfindet, sehen die beiden nicht als einen Nachteil. Dass die Konferenz simultan auch auf Spanisch übersetzt wird, finden sie wirklich großartig.
Das inhaltliche Interesse der beiden Besucher aus Marburg gilt vor allem den ökonomischen Analysen. Der Vortrag des italienischen Ökonomen Vladimiro Giacché über imperialistische Krisen hat ihre Erwartungen erfüllt. »Das hier vermittelt Einblicke, die man woanders nicht geboten bekommt«, betont Sergio. Leonie freut sich besonders auf den Beitrag des Publizisten Dietmar Dath. »Den höre und lese ich sehr gern«, sagt sie. Aufs Foto wollen die beiden nicht, sondern rasch wieder in den Saal, um das Programm weiterverfolgen zu können.
Ein anderes Paar macht kurz Halt. Der Ökonom Andreas Brändle ist ein »alter Hase«, was die RLK angeht. Der Geschäftsführer der Linke-Ratsfraktion in Hannover nimmt seit Jahren regelmäßig an dem Event teil. An seiner Seite hat er die Podologin Anke Gödde. Für die Niedersächsin ist es das erste Mal. Anke findet es hier »sehr bunt und interessant«, die Themen spannend. Das Hotel sei fast schon zu klein für eine Veranstaltung mit einem solchen Zuspruch, stellt sie fest. Für Andreas werden auf der Konferenz die richtigen Fragen zur richtigen Zeit behandelt. »Der deutsche Imperialismus spielt sich wieder in den Vordergrund.« Es sei gut, dass aufgezeigt werde, welche geopolitischen Interessen hinter Konflikten stecken. Am Sonntag wollen die beiden auch noch zur Liebknecht-Luxemburg-Demo. (pst)
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