»Alles schreit nach Weltrevolution«
Susann Witt-Stahl, Chefredakteurin der Melodie & Rhythmus, erinnert noch einmal an den großartigen Neustart des Magazins für Gegenkultur und daran, dass viele Menschen hier auf der Konferenz sind, denen dieser Neustart zu verdanken sei.
Es sei im vergangenen Jahr vieles geleistet worden von der M & R. Eines der Highlights: die Künstlerkonferenz. Zu erwähnen seien aber auch die Eigenproduktion »Floß der Medusa« und natürlich ganz wichtig: das Manifest der Gegenkultur. »Die Waffe der Kritik braucht ein Magazin, das ist eine Verpflichtung«, so Witt-Stahl. »Alles schreit danach, dass sie endlich gemacht wird, eine Weltrevolution, die auch klar ökologisch ist.«
Nach der Vorstellung eines der führenden Vertreter der Kommunistischen Partei des Libanon, Kamal Hamdan, der, wie Witt-Stahl sagt, »schon ein wenig Legende geworden« ist, möchte die Chefredakteurin der M & R wissen, wie die gegenwärtige Situation in der arabischen Welt sei, vor allem auch mit Blick auf die jüngste Eskalation.
Dass es während der Antwort Hamdans plötzlich Schwierigkeiten mit der Übersetzung gibt, sorgt nur kurz für Verwirrung. jW-Autorin Sabine Kebir erklärt sich spontan bereit, konsekutiv zu dolmetschen. Hamdan macht demnach deutlich, dass sich die Lage der arabischen Welt mit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump signifikant verschlechtert hat. Durch dessen Politik werde ein palästinensischer Staat immer unwahrscheinlicher. Die Krise im Libanon selbst sei eine strukturelle, so Hamadan, sie erwachse aus dem politischen System. Hier gehe es vor allem um die Frage des Konfessionalismus, also der Aufteilung politischer Macht entlang konfessioneller Identitäten.
Gleichzeitig herrschten im Land 30 Prozent Arbeitslosigkeit, der öffentliche Dienst sei schlecht entwickelt. Linke Parteien, u. a. die KP Libanon, würden versuchen, das festgefahrene System zu überwinden. Die neue Volksbewegung der letzten Monate lasse sich demnach auch nicht so einfach konfessionell spalten. Das Ziel der linken und laizistischen Gruppen sei ein Aufbruch zu einem wirklich demokratischen System im Libanon, so Hamdan.
Um diese progressiven Kräfte zu unterstützen, macht Witt-Stahl einen Vorschlag. Ein Freund Hamdans, der weltberühmte libanesische Musiker Marcel Khalifé gibt am28. März in Berlin in der Urania ein Solikonzert. Hamadan macht noch einmal darauf aufmerksam, dass Khalifé auf Demonstrationen, auf den Straßen singt, dass er auch die größten Hallen der Welt füllt. Mit seiner Musik trete er für die lohnabhängigen Menschen ein, er singet für die Palästinenser, gegen die Besatzung. Verbunden mit dem Solikonzert ist das Projekt, Geld zu sammeln für den Bau eines Krankenhauses in einer der ärmsten Gegenden im Libanon.
Weitere Infos gibt es auf der Website der M & R.
Und einen besonderen Dank von der Redaktion der jW und M & R an Sabine Kebir für die wunderbare Übersetzung!
(jW)
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