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11.01.2020, 15:05:04 / Rosa-Luxemburg-Konferenz 2020

Plädoyer für mehr Einigkeit und neue Mitstreiter

Von Marc Bebenroth
Torry Russell

Über die Erfahrungen der antirassistischen Bewegung in den Vereinigten Staaten spricht der Aktivist Tory Russell. Er ist Ende 2014 in den USA bekannt geworden, nachdem während des antirassistischen Aufstands in Ferguson im Bundesstaat Missouri ein unbewaffneter schwarzer Teenager von einem weißen Polizisten erschossen worden war. Seitdem ist er unter anderem an der Spitze des »Movement for Black Lives« tätig.

Russell betonte in seinem Referat, dass es mehr Linke in den USA gebe, als sich Menschen engagieren. Er führt es darauf zurück, dass wir alle nun einmal Gewohnheitstiere seien. Entscheidend sei die Umgebung, in der Menschen aufwachsen. Zur Veranschaulichung bedient sich Russell einer Analogie: »Falls man ein Wolfsjunges im Dschungel bei einer Affenfamilie aussetzt, was würde passieren?« Es würde von der Affenmutter ernährt werden. Umgeben von Affen, würde der Wolf dennoch lernen, den Mond anzuheulen, wie ein Wolf zu bellen, zu laufen und Fleisch zu fressen. Aber bei einem Menschen sei es anders: Ein menschliches Baby würde unter Wölfen zu einem Wolf und unter Affen zu einem Affen.

Und ebenso ergehe es der politischen Linken. »Wir lassen Millionen von Linken da draußen im metaphorischen Wald mit den neoliberalen Wölfen oder im Dschungel mit den faschistischen Affen.« Die Linke selbst müsse nicht nur als solche von anderen wahrgenommen werden, sondern müsse selbst neue Linke »heranziehen«. Russell fordert mehr Engagement in der Jugendarbeit. Junge Menschen müssten aufgenommen werden, damit sie am Ende laufen, reden und handeln wie Sozialisten, wie Marxisten, wie Linke, so der Aktivist. Dies sei eine der notwendigen Lektionen für die zukünftigen Kämpfe.

Eine weitere sei die Notwendigkeit von mehr Geschlossenheit innerhalb der Linken. Russell zufolge sei auch von den Faschisten zu lernen. Diese stimmten immer für die eine faschistische Partei, wenn Wahlen stattfinden. Dagegen würden viele verschiedene linke Parteien zu einer Wahl antreten. Daneben müsste die Linke es zudem schaffen, kleinere Differenzen beiseite zu schieben, erklärt Russell. Dazu gehöre auch die aus seiner Sicht hinderliche Ausdifferenzierung in »pure« Marxisten, Leninisten, Gramsciisten und dergleichen. »Wir müssen einen Waffenstillstand erklären«, fordert Russell. So hätten es die Faschisten im eigenen Lager bereits getan. Schließlich müsse man den Massen erklären, dass Sozialismus mehr bedeutet als kostenlose Gesundheitsversorgung. Sie wüssten nichts über die Produktionsbedingungen.

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