Rote Flut überschwemmte Caracas
Von André Scheer, CaracasHunderttausende Menschen – vielleicht auch mehrere Millionen – haben am heutigen Donnerstag im Zentrum der venezolanischen Hauptstadt Caracas ihre Unterstützung für Hugo Chávez vor den Präsidentschaftswahlen am Sonntag demonstriert. Sieben große Hauptverkehrsstraßen – vor allem die Avenida Bolívar – waren mit den zumeist rotgekleideten Anhängern des Amtsinhabers gefüllt. Es herrschte ausgelassene Volksfeststimmung, und zahllose fliegende Händler nutzten den Massenandrang, um kalte Getränke und Essen an den Mann und die Frau zu bringen. Von zahlreichen Bühnen riefen Redner die Teilnehmer auf, am Sonntag auch tatsächlich zur Wahl zu gehen, während anderswo Musik- und Tanzgruppen den Demonstranten einheizten.
Als nach Stunden strömender Regen einsetzte, ließen sich die Teilnehmer nicht vom Feiern abhalten und harrten aus, um auf ihren Präsidenten zu warten. Der ließ es sich nicht nehmen, selbst bis auf die Knochen durchnäßt zu werden und stellte sich auf der nicht überdachten Bühne seinen Anhängern. Er rief sie auf, bis zum Wahltag nicht nachzulassen, denn auf dem Spiel stehe »das Leben Venezuelas«. Er zeigte sich sicher, daß er auch nach dem Wahltag im Amt bleiben werde: »Meine nächste Regierung beginnt am 8. Oktober!«
Chávez erinnerte daran, daß in Venezuela unter den früheren Regierungen Hunger und Armut geherrscht habe. »Heute gibt es keinen Hunger mehr in Venezuela! Dank der Revolution ernährt sich das ganze Volk in würdevoller Weise!« Ziel müsse nun sein, die Armut in den kommenden sechs Jahren auf Null zu redzieren: »Keine einzige Familie bleibt in Venezuela ohne würdige Unterkunft. In sechs Jahren müssen wir weltweit an erster Stelle bei Bildung, Gesundheitsversorgung, Wohnraum, Lebensmittelversorgung und Arbeit stehen!« Es dürfe in Venezuela keinen einzigen Arbeitslosen mehr geben. Chávez rief seine Anhänger auf, früh zur Wahl zu gehen, damit »der Sieg von Chávez schon zur Mittagszeit unbestreitbar ist«.
Die Kundgebung war der Höhepunkt einer ganze Reihe ähnlicher Großkundgebungen, die Chávez in anderen Bundesstaaten des südamerikanischen Landes durchgeführt hatte. Auch in Städten wie Valencia oder Maracay waren Hunderttausende zu den Veranstaltungen geströmt.
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