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08.10.2012, 00:57:31 / Venezuela wählt

Wahllokale in Venezuela schließen

Von André Scheer, Caracas
Wer gewählt hat, muß seinen kleinen Finger in blaue Farbe tunken
Wer gewählt hat, muß seinen kleinen Finger in blaue Farbe tunken, damit er es nicht noch einmal tun kann

In diesen Minuten schließen in Venezuela die Wahllokale. Nach 18 Uhr Ortszeit dürfen nur noch die Wählerinnen und Wähler abstimmen, die sich in den Warteschlangen befinden. Venezuelas Hauptstadt Caracas war heute in weiten Teilen nahezu menschenleer. Viele Geschäfte hatten spätestens gegen Mittag ihre Türen geschlossen – entweder, weil die Inhaber selbst zur Wahl gehen wollten, oder weil sie Probleme gegen Ende des Tages befürchteten, wenn die Ergebnisse der heutigen Wahlen bekanntgegeben werden. Oppositionelle Medien hatten versucht, Unruhen herbeizuschreiben, doch wie Sprecher des Nationalen Wahlrats (CNE) am Nachmittag erklärten, gab es von vereinzelten Reibereien abgesehen keinerlei Zwischenfälle. Das können auch die jW-Korrespondenten in Caracas bestätigen, die eine entspannte und ruhige Atmosphäre vorfanden. An einigen Wahllokalen hatten sich die dort positionierten Sicherheitskräfte sogar zum Schlafen hingelegt. Am Vormittag hingegen hatte vor Schulgebäuden und anderen Einrichtungen, die zu Wahllokalen umgewidmet worden waren, oftmals Trubel geherrscht. Schon am frühen Morgen hatten sich hier lange Schlangen von Wartenden gebildet, die auf die Gelegenheit zur Stimmabgabe warteten. Schon gegen Mittag hatten in vielen Wahllokalen mehr als die Hälfte der Berechtigten die Stimme abgegeben. So etwa im Liceo Andrés Bello im Zentrum von Caracas, das mit 14000 Wahlberechtigten als das größte Abstimmungslokal Venezuelas gilt. Wie Sprecher des örtlichen Wahlvorstandes gegenüber junge Welt sagten, lag die Beteiligung hier schon am Mittag bei 75 Prozent. Gegenüber diesem Schulgebäude, das unter der Regierung von Hugo Chávez renoviert und neu eröffnet wurde, arbeitet der Kommunale Rat Avenida México, ein mit rotem Stern und zahlreichen Plakaten der Linksparteien geschmücktes Nachbarschaftszentrum. Hier wimmelte das Leben, ein ständiges Kommen und Gehen. „Wir helfen hier den Leuten beim Wählen, die dies nicht alleine können“, berichtete José Luís, der das Zentrum koordiniert, im Gespräch mit junge Welt. „Wir haben hier Rollstühle, um Leute, die nicht selber gehen können, ins Wahllokal zu bringen, wir beraten, haben Getränke und Essen für die Menschen in den Warteschlangen.“ Einig waren sich die Anwesenden, die bereits alle stolz ihren blaugefärbten Finger vorzeigen konnten. Durch das Tunken des kleinen Fingers in nicht abwaschbare Tinte wird zusätzlich zur Ausweiskontrolle verhindert, daß jemand seine Stimme mehrfach abgeben kann. Bereits vor Schließung der Wahllokale waren am Nachmittag Gruppen von Motorradfahrern und Autokarawanen unter roten Fahnen durch Caracas gefahren, um den Sieg des Präsidenten Hugo Chávez zu feiern – der von offizieller Seite bislang jedoch nicht bestätigt worden ist. „Wir werden erst dann Zahlen bekanntgeben, wenn die Tendenz unumkehrbar ist“, unterstrich CNE-Sprecherin Tibisay Lucena.

    Ex-US-Präsident Carter nannte das venezolanische Wahlsystem
    Ex-US-Präsident Carter nannte das venezolanische Wahlsystem "das sicherste der Welt"
    Beim Wählen helfen: Kommunaler Rat an der Avenida México
    Beim Wählen helfen: Kommunaler Rat an der Avenida México

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