Vereinigt gegen den Imperialismus: 18. Weltfestspiele in Quito eröffnet
Von Christian Selz, QuitoUnter den Klängen von Trommeln, Flöten und Trompeten des 300 Mitglieder zählenden Spielmannszugs des Instituto Nacional Mejia haben am Samstagnachmittag (Ortszeit) in Ecuador die 18. Weltfestspiele der Jugend und Studenten begonnen. Schon die musikalische Begleitung zum Einlaufen der Delegationen in der Hauptstadt Quito hatte dabei einen historischen Hintergrund. Die Gründung des Instituto Nacional Mejia geht zurück auf den liberalen Revolutionär Eloy Alfaro, von 1895 bis 1901 und von 1906 bis 1911 Präsident Ecuadors. In seinem Bestreben, den Einfluss der katholischen Kirche zu beschneiden, gründete Alfaro, eine der drei Ikonen der diesjährigen Weltfestspiele, die Schule 1897 als erste laizistische in Quito. Bis zum kommenden Samstag treffen sich in der auf 2800 Meter über dem Meeresspiegel höchstgelegenen Kapitale der Welt nun 116 Jahre später über 10.000 Jugendliche aus mehr als 100 Ländern. Auch René González, der einzige bisher Freigelassene der kubanischen Los Cinco, hat sich in Quito angekündigt. Die Festspiele stehen unter dem Motto »Jugend vereint gegen Imperialismus – Für eine Welt des Friedens, der Solidarität und des sozialen Fortschritts«.
Gleich hinter der Delegation Südafrikas, wo 2010 die 17. Weltfestspiele stattgefunden hatten, durfte die deutsche Delegation auf dem windigen Rollfeld des im Februar geschlossenen Stadtflughafens Quitos einlaufen. Während sich im Wechsel mit strahlendem Sonnenschein dicke Quellwolken über die Berge der Anden schoben, setzte sich die scheinbar endlose Karawane der Weltfestspielteilnehmer über die volle Länge des Flugfeldes in Bewegung. Neben den starken und farbenfrohen Delegationen aus Namibia und Angola dominierten auch hier bereits die lateinamerikanischen Länder mit Sprechchören, Gesängen und einem Meer aus Fahnen. Das sollte sich auch inhaltlich in den Reden zur Festivaleröffnung widerspiegeln. Nach einigen Worten zum Gedenken an den in der Vorwoche verstorbenen südafrikanischen Freiheitshelden Nelson Mandela und einigen Musikbeiträgen, schritt Ecuadors Präsident Rafael Correa aus dem Publikum kommend zur Bühne. Jubel, langanhaltender Applaus und Sprechchöre brandeten auf, während er links und rechts Hände schüttelnd auf das Podium trat.
Zu Wort kam jedoch erst Luisa Pazmino, Präsidentin des Nationalen Vorbereitungskomitees. Sie lobte die Zusammenarbeit Ecuadors mit Kuba und Venezuela und griff das „Imperium" scharf an. Ohne die USA namentlich zu erwähnen beschuldigte die Delegierte der revolutionären Jugend Alianza País (JRAP), der Jugendorganisation von Correas Bewegung Movimiento PAIS, »die Neoliberalen« dafür, »dass wir nur noch Arbeit exportieren, unsere Leute auswandern«. Noch deutlicher wurde die ecuadorianische Parlamentspräsidentin Gabriela Rivadeneira. »Wir wollen keine Militärbasen, keine Medienkampagnen, die uns und unseren politischen Prozess beleidigen, und kein Freihandelsabkommen«, rief sie den jubelnden Jugendlichen zu. Sie kündigte für ihr Land an, die sozialen Programme zu vertiefen und die Politik zu radikalisieren, »damit die Welt uns glaubt, dass wir diesen Prozeß ernst nehmen«.
Als Correa schließlich als letzter Redner im inzwischen strömenden tropischen Regen an die Bühnenkante trat und an die südamerikanische Einheit appellierte, war der politische Takt für die kommende Woche endgültig klar. »Wir müssen uns die Welt so machen, wie wir sie wollen, und nicht so, wie das Kapital sie haben will«, rief der kämpferische Präsident, klitschnass geregnet den ausharrenden Jugendlichen entgegen. »Deshalb«, so Correa, empfange Quito die Jugend der Welt mit offenen Armen. Mit einem kräftigen »Viva el Socialismo« schloss er den Abend ab, der mehr als nur der Auftakt zu den 18. Weltfestspielen gewesen sein könnte.
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