Provokation gescheitert
Von Fabian Linder, QuitoWenn sich die Jugend der Welt trifft, läuft das nicht immer reibungslos ab. Am Donnerstag kam es am Rande des Festivals zu Auseinandersetzungem zwischen Delegierten aus der Westsahara und einer Gruppe Marokkaner, die vor dem Veranstaltungsgelände provozierten. Hintergrund waren offensichtlich die Anklagen gegen die marokkanische Besatzung ihres Landes, die saharauische Delegierte bei verschiedenen Seminaren im Rahmen des Festivals und beim Antiimperialistischen Tribunal erhoben hatten.
Die Westsahara war bis 1975 spanische Kolonie. Nach dem Abzug der Spanier annektierten Marokko und Mauretanien das Gebiet an der Westküste Nordafrikas. Mauretanien gab seine Ansprüche auf das Land später auf, während Marokko das gesamte Gebiet annektierte. Den Kampf um die Befreiung der Demokratischen Arabischen Republik Sahara führt seither die Befreiungsfront Polisario.
Bei einer Konferenz zu diesem Thema berichteten betroffene Aktivisten aus der Sahara von der Repression durch die marokkanischen Sicherheitsbehörden. »Plötzlich waren Geschrei und Sprechchöre zu hören«, erzählten Teilnehmer. Es waren Provokateure, die die marokkanische Position verteidigten. Die anwesende Polizei, die die Weltfestspiele seit ihrem Beginn schützt, griff sofort ein und trennte die beiden Gruppen. Delegierte der Westsahara riefen ihre Mitstreiter zur Ruhe und forderten sie auf, zurück zur Friendship Fair, zur Freundschaftsmesse auf dem Festivalgelände, zu gehen. Die Stimmung unter den Besuchern war geschlossen gegen die Provokateure. »Die werden hier nicht reinkommen« und »Wir schützen unser Fest vor dieser Provokation«, riefen Delegierte, die sich mit der saharauischen Delegation solidarisierten.
Schon im Vorfeld der Weltfestspiele hatte es mehrfach Auseinandersetzungen zwischen marokkanischen und saharauischen Gruppen gegeben. Der Weltbund der demokratischen Jugend (WBDJ), die internationale Organisation hinter dem Festival, hatte vor mehreren Monaten zwei marokkanischen Jugendorganisationen ausgeschlossen, weil diese das Recht der Westsahara auf Unabhängigkeit bestritten und sich damit gegen die geltenden Beschlüsse des WBDJ stellten. Marokko setzt bei Informations- und Solidaritätsveranstaltungen zur Westsahara weltweit immer wieder Provokateure ein, die oft aus den jeweiligen diplomatischen Vertretungen des Königreichs stammen.
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