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16.12.2013, 13:38:01 / Weltfestspiele 2013

Tschüß, Quito

Von Christian Selz, Quito

Mit dem Ecuador-Tag und etlichen Seminaren zur Entwicklung im Gastgeberland sind am Freitag abend (Ortszeit) die 18. Weltfestspiele der Jugend und Studenten in Ecuador zu Ende gegangen. Eine Woche lang hatten sich rund 10000 Jugendliche aus 83 Ländern rund um den Globus in der Hauptstadt Quito über soziale Kämpfe ausgetauscht, gemeinsam diskutiert, Netzwerke aufgebaut und gefeiert. Höhepunkte waren das antiimperialistische Tribunal und der Auftritt des ecuadorianischen Präsidenten Rafael Correa, der die Delegierten in seiner Eröffnungsrede zum Einsatz für den Sozialismus aufrief.

»Wir müssen uns die Welt so machen, wie wir sie wollen, und nicht so, wie das Kapital sie haben will«, hatte Correa zum Festivalauftakt gefordert. Zumindest eine Woche lang kamen die Weltfestspielteilnehmer dem schon sehr nahe. Auf dem ehemaligen Stadtflughafen von Quito entwickelte sich eine ausgelassene Atmosphäre. Zwischen spontanen internationalen Fußballspielen auf den Rasenflächen am Rande der alten Startbahn und zahlreichen Erinnerungsfotos quer durch alle Delegationen erklangen immer wieder die Parolen der Freiheitskämpfe rund um die Welt.

Doch auch inhaltlich tat sich einiges in Quito. Fünf Tage lang diskutierten die Jugendlichen aus aller Welt über Themen wie Militarismus, Imperialismus, Blockaden oder Bildungspolitik. »Sie sind für progressive Jugendverbände ein einzigartiger Treffpunkt«, hob Julia von der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ) aus Bochum die Bedeutung der Weltfestspiele zur Vernetzung der weltweiten Jugend hervor: »Nicht die Konferenzen und Workshops stehen im Vordergrund, sondern die Möglichkeit nachzufragen, etwas über die Situation in anderen Ländern zu erfahren.« Für europäische Jugendliche biete das Festival die Gelegenheit, andere Sichtweisen kennenzulernen. »Mein Highlight war einfach, festzustellen, daß sich die Kämpfe weltweit ähneln, vor allem in bezug auf die Krise«, so Julia gegenüber jW. »Deren Auswirkungen werden in Deutschland ja verneint oder als ›nicht so schlimm‹ dargestellt, aber die Leute hier beschäftigt das.«

Daß es Alternativen zum Kürzungskurs des Krisendiktats gibt, wurde am letzten Festivaltag deutlich, der dem Gastgeberland Ecuador gewidmet war. Im Seminar »Alternativen für den Aufbau eines souveränen Wirtschaftsmodells« erläuterte der Ökonom Raul Zurita am Beispiel zweier Garnelenfarmen – einer »traditionellen« und einer von einer Kooperative betriebenen – die angestrebte »solidarische und populäre« Wirtschaft Ecuadors. »Das Ziel ist nicht, so viel wie möglich zu produzieren«, es gehe auch um den Schutz der Natur, so Zurita.

Für einen Wandel des ecuadorianischen Wirtschaftssystems setzte sich auch der Soziologe Hector Rodriguez ein. Er kritisierte das Streben nach maximaler Akkumulation und das Messen von Volkswirtschaften anhand ihrer Bruttosozialprodukte. »Dieses System ist überholt, weil es die Welt nur von einem finanziellen Standpunkt aus betrachtet«, so Rodriguez. Er forderte, soziale Aspekte mit einzubeziehen.

Mit den Auftritten mehrerer Bands, darunter auch der italienischen Ska-Punk-Kapelle Banda Bassotti, endete schließlich der letzte Festivaltag. Die 18. Weltfestspiele der Jugend und Studenten sind seit Freitag Geschichte. Der Weg zum Sozialismus in Ecuador aber, das lag in Quito in der Luft, wird in dem Andenland weitergegangen.

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