»Runter vom Balkon«
Das Kulturprogramm der Rosa-Luxemburg-Konferenz hat begonnen. Rolf Becker liest aus dem Roman »Zündschnüre« von Franz Josef Degenhardt, den der Kulturmaschinen-Verlag im Rahmen einer Werksausgabe neu aufgelegt hat. Der proletarische Jugendroman ist in den letzten Kriegsjahren angesiedelt und erstmals 1973 erschienen. Degenhardt wäre im Dezember 80 Jahre alt geworden. »Zündschnüre« sei die »Wunschbiographie« seines Vaters gewesen, sagt Kai Degenhardt, der anschließend zur Gitarre greift. Wie »Väterchen Franz« ist auch Sohn Kai ausgebildeter Rechtsanwalt und Liedermacher.
Einigen Zuhörern war es neu, daß sein Vater Texte wie »Zwischentöne sind nur Krampf im Klassenkampf« später zurückgenommen hatte. Einige nehmen das wohlwollend, andere etwas enttäuscht zur Kenntnis.
Franz Josef Degenhardt:
Nostalgia
Genossinnen, Genossen,
wir haben uns genossen und auch den Wein im schwarzen Krug.
Hinter den viel zu starken Sätzen, den zersprungenen Gitarren,
hörten wir auch die Signale nicht mehr klar genug.
Das Morgenrot, es streut schon seine Rosen,
in den Straßen stehen Leute, und die singen schon.
Und es werden immer mehr.
Die brauchen neue Lieder, neu geschriebene Blätter.
Also los, kommt runter vom Balkon.
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!