75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Mittwoch, 3. Juli 2024, Nr. 152
Die junge Welt wird von 2819 GenossInnen herausgegeben
75 Ausgaben junge Welt für 75 € 75 Ausgaben junge Welt für 75 €
75 Ausgaben junge Welt für 75 €

Leserbrief verfassen

Betr.: Artikel Faschisten im Boot

Artikel »Faschisten im Boot« einblenden / ausblenden

Faschisten im Boot

Vergabe der EU-Spitzenposten

Öffnet die EU ihre Machtstrukturen für die äußerste Rechte? Über die Frage wird zur Zeit in Brüssel so heftig gestritten wie noch nie zuvor. Die Auseinandersetzung fokussiert sich in diesen Tagen vor allem auf die künftige EU-Kommission, auf ihre Zusammensetzung – und darauf, von welchen politischen Kräften im Parlament sie getragen werden soll.

Im Mittelpunkt steht dabei Giorgia Meloni, die mit ihrer Partei, Fratelli d’Italia, direkt dem Milieu des italienischen Faschismus entstammt. Offiziell sind Meloni wie auch die Führungsstrukturen ihrer Partei längst auf Distanz zu ihren Ursprüngen gegangen. Wie tief die Distanzierung reicht, fragen sich viele. Dass die Parteijugend kürzlich mit Römischen Grüßen und Mussolini-Hymnen auffiel, ohne dass Köpfe rollten, nährt die ohnehin starken Zweifel. Das ist die eine Seite.

Die andere: In der EU stehen künftig womöglich Entscheidungen an, die mit der bisherigen politischen Basis – Konservative, Liberale und Sozialdemokraten – nur schwer zu fällen sind. Entscheidungen über eine weitere Brutalisierung der Flüchtlingsabwehr, über Rückschritte beim »Green Deal« etwa. Ob man sich bei ihnen auf den linken Flügel der Sozialdemokraten verlassen kann oder auf die Grünen, die Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in der vergangenen Legislaturperiode zuweilen mit ihren Stimmen im EU-Parlament aushalfen, ist zumindest ungewiss. Von der Leyen hat deshalb längst ihre Fühler nach rechts außen ausgestreckt, hat ihre Deals zur Flüchtlingsabwehr gemeinsam mit Meloni ausgehandelt, hat sich bei Abstimmungen im EU-Parlament über die eine oder andere Klimasünde auf Stimmen aus der ultrarechten Fraktion der EKR gestützt. Das waren Testläufe.

Von der Leyen hat vor der Wahl angekündigt, zumindest mit Teilen der EKR kooperieren zu wollen. Kanzler Olaf Scholz (SPD) hat das klar abgelehnt. Im Parlament ist von der Leyen – noch – alternativlos auf die Sozialdemokraten angewiesen. Die EU-Spitzenposten wurden nun also von Konservativen, Liberalen sowie Sozialdemokraten allein ausgekungelt. Meloni musste draußen bleiben, sie hat denn auch getobt. Scholz musste von der Leyen allerdings zugestehen, dass sie mit Meloni als Ministerpräsidentin Italiens auch künftig eng kooperiert. Dabei steht als nächstes die Frage an, wen Rom in die EU-Kommission entsendet. Meloni besteht auf einen mächtigen Posten; Italiens künftiger EU-Kommissar soll zudem zu einem der Vizepräsidenten der Kommission ernannt werden. Als Kandidat genannt wird Raffaele Fitto, ein führender Politiker der Fratelli d’Italia. Mit ihm könnte sich die Rechtsaußenpartei fest in den Brüsseler Machtstrukturen verankern.

Dabei wäre das nur ein erster Schritt. Sollte demnächst auch noch Frankreich einen ultrarechten Ministerpräsidenten haben, gerieten die Dinge auch auf EU-Ebene wohl noch weiter ins Rutschen – immer weiter nach rechts.

Leserbriefe müssen redaktionell freigeschaltet werden, bevor sie auf jungewelt.de erscheinen. Bitte beachten Sie, dass wir die Leserbriefe Montags bis Freitags zwischen 10 und 18 Uhr betreuen, es kann also einige Stunden dauern, bis Ihr Leserbrief freigeschaltet wird.

Sie erklären sich damit einverstanden, dass wir dessen Inhalt ggfls. gekürzt in der gedruckten bzw. Online-Ausgabe der Tageszeitung junge Welt und in sog. sozialen Netzwerken wiedergeben können. Es besteht kein Anspruch auf Veröffentlichung. Die junge Welt behält sich Kürzung Ihres Leserbriefs vor.

Bitte beachten Sie unsere Netiquette (einblenden / ausblenden)

Netiquette

Liebe Leserin, lieber Leser,

bitte beachten Sie die folgenden Hinweise für Ihre Beiträge zur Debatte.

Ihr Leserbrief sollte sich auf das Thema des Artikels beziehen. Veröffentlicht wird Ihr Beitrag unter Angabe Ihres Namens und Ihres Wohnortes. Nachname und Wohnort können abgekürzt werden. Bitte denken Sie daran, dass Ihr Text auch nach Jahren noch im Internet auffindbar sein wird. Wir behalten uns eine redaktionelle Prüfung vor, ein Anspruch auf Veröffentlichung besteht nicht.

Für uns und unsere Leser sind Ihre eigenen Argumente interessant. Texte anderer sollen hier nicht verwendet werden. Bitte bleiben Sie auch im Meinungsstreit höflich. Schmähungen oder Schimpfwörter, aggressive oder vulgäre Sprache haben hier keinen Platz. Denken Sie daran: »Auch der Haß gegen die Niedrigkeit verzerrt die Züge.« (Bertolt Brecht)

Äußerungen, die als diskriminierend, diffamierend oder rassistisch aufgefasst werden können, werden nicht toleriert. Hinweise auf kommerzielle Angebote jeder Art sind ausdrücklich nicht gewünscht. Bitte achten Sie auf die Orthografie und bitte nicht »schreien«: Beiträge, die in Großbuchstaben abgefasst wurden, werden von uns gelöscht.

Die Moderation bedeutet für unsere Redaktion einen zusätzlichen Aufwand: Leserbriefe zu älteren Artikeln sind deshalb nur befristet möglich. Außerdem kann es etwas Zeit in Anspruch nehmen, bis die Redaktion Ihren Leserbrief bearbeiten kann, dafür bitten wir um Verständnis. Orthografische Änderungen durch die Moderation machen wir nicht kenntlich, Streichungen mit eckigen Klammern.

Viel Freude am Debattieren!

                                     Heute 8 Seiten extra – Beilage zum Thema: Marx in Afrika