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Betr.: Artikel EM-Depesche (13)

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Mit meiner EM-Depesche befürchte ich, die deutschen Rasenhelden und Verantwortlichen erhalten nach dem Einzug ins Achtelfinale bis ins Finale gleich qualifizierte, sportlich integere und perfekte Schiedsrichter, VAR wie wohlwollende, begeisternde Kommentare usw. Es geht schließlich weniger um Sieg oder Niederlage, weniger um Sportlichkeit, Fairness und den ganzen Kram, es geht um Millionen und Milliarden. Es geht für Deutschland mindestens ebenso endlich um angemessene, mindestens europameisterliche Reputation deutscher Fußball- und anderer Tugenden. Das Deutschland über alles singen unsere Helden nicht umsonst lautstark, aus voller Brust, wie sie es über Jahre zu lernen hatten. Wenn wir spätestens seit dem Sommermärchen 2006 wissen können, was Fußballmarktwirtschaft möglich werden lassen kann, Fußballmarkt, frei, fair im sportlichen Wettbewerb, kann erahnt werden, wie Titelehren leichter, schwerer oder mit Rückenwind leider, bedauerlicherweise zu erreichen sind. Meine Abneigung gegen den schönsten Sport der Welt wird von Tag zu Tag größer. Meine Erkenntnis wächst, das Doping – Verbrechen von DDR und Co. bis Russland, China usw. ist längst von wirksameren, unverfänglichen, ganz legalen, einfach nur bedauerlichen Methoden überholt worden.

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EM-Depesche (13)

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An der Pegnitz sind endlich die letzten Tassen aus dem Schrank gepurzelt. Niclas Füllkrug »weckt das Land auf«, flöteten die Nürnberger Nachrichten am Donnerstag in den Gau hinaus, und gestern erfand der Premiumtor Hans Böller einen »Oristano Ronaldo« und beschrieb die EM als »eine Geschichte voller Fußball und Freude – und voller Blumen und Liebe«.

Diese Pressebruchbude gehört genauso zugesperrt wie der Kölner TV-Schuppen RTL, der mit dem Telekom-Sender Magenta TV, der die zwei rattenscharfen Zusatzkanäle »Taktikkommentar« und »Reaction Show« offeriert, eine Kooperation pflegt.

Der laut der berühmten Website derwesten.de »berühmte Moderator« Johannes B. Kerner ist da ebenso trefflich aufgehoben wie der drollige, fachlich notabene unantastbare Matthäus Lothar, der halt mit der weitverbreiteten fränkischen Sprachbehinderung geschlagen ist, in phonetischer – die weichen »T« (»Dor«) und weichen »P« (»Brobleme«) – und grammatikalischer Hinsicht: »Da sieht man, wie eng das diese Spiele sind«, »dem Trainer seine Taktik«, »auf dem Trainer seiner Liste« et cetera.

Der multipel einsetzbare Artist aus Herzogenaurach kennt keine Laktatwerte und überholt sich beim Reden selbst, so dass er mal eine »atmosphärische Stimmung« feiert, mal ein Team »auf einer Welle schweben« sieht, mal in die Höhen der Meta- oder Mega- oder Gagalinguistik entfleucht. Zum humpelnden Robert Lewandowski befand er: »Es ist mir lieber, Lewandowski in der Mannschaft zu haben, wie einer, der nicht spielen kann.«

Daran kauen wir bis heute herum. Was in Gottes Namen sollte das bedeuten?

Und am unvermeidlichen Kommentator und Brüllochsen Wolff-Christoph Fuss, der jedem Privatanbieter, der nicht bei eins die Türen verrammelt, zu Diensten ist, alles leicht Erkennbare mit hässlichen Worten überzieht und in seinem Narzissmus überhaupt nichts mitkriegt: »Die Hammergruppe D (…) öffnet seine (sic!) Pforten.« – »Holländer müssen jetzt aufpassen, dass das Spiel nicht abhaut.«

Rattelschneck, zeichnen Sie sofort ein Spiel, das abhaut!

Eingeräumt sei: Laura Papendick, die darf sich sehen lassen. O Laura, o Trost, o doch.

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