75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Mittwoch, 18. September 2024, Nr. 218
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Veranstaltung zum 75. Jahrestag der Gründung der DDR

Beiträge, Diskussion, Musik, Film

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Auch 34 Jahre, nachdem die DDR ihre staatliche Existenz beendet hatte, bleibt sie Gegenstand hasserfüllter Attacken vermeintlicher Sieger der Geschichte. Dafür gibt es gute Gründe: Als einziger Staat in der deutschen Geschichte hat sie keine Kriege geführt, geschweige denn angezettelt. Ihre Staatsräson beinhaltete, alles für den Frieden in der Welt zu tun und solidarisch mit allen bisher unterdrückten Völkern zu sein. Die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes kannten keine Sorgen vor dem nächsten Tag, waren ihrer Wohnung, ihrer Bildungschancen und ihres Arbeitsplatzes sicher. Kultur und Aufklärung prägten den Alltag. Die DDR hatte nachgewiesen, dass es keiner Experten mit Nazivergangenheit und bourgeoisem Stallgeruch bedarf, um ein prosperierendes Staatswesen zu gestalten. Lange Zeit bot sie den Menschen eine glaubhafte Perspektive sinnerfüllten Voranschreitens. Zugleich gab es objektiv wie subjektiv bedingte Missstände und Fehlentwicklungen, die neben äußeren Faktoren letztendlich zum Scheitern dieses ersten deutschen Sozialismusversuchs führten. Angesichts aktueller Zustände hinterfragen die Menschen zunehmend ihr Wissen um die damals real existierende Alternative zu Krisen, Krieg und Ausbeutung auf seinen Zukunftsgehalt. Dazu soll mit dieser Veranstaltung ein Beitrag geleistet werden. Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlicher Generationen erkunden in Redebeiträgen und mit künstlerischen Mitteln, was ihrer Erfahrung nach von dem durchaus differenziert zu betrachtenden Erbe des Arbeiter- und Bauernstaates bleiben wird. Nicht zuletzt geht es auch darum, wie sich diese Prägung und Aneignung in ihrem persönlichen Schaffen widerspiegelt.

Programm
ab 19.00 Uhr
Redebeitrag: Egon Krenz (DDR-Staatsratsvorsitzender 1989)
Redebeitrag: Martin Küpper (Philosoph)

19.40 Uhr
Podiumsgespräch mit künstlerischen Einschüben mit: Linda Gundermann (Liedermacherin, Musikerin), Dörte Grimm (Autorin, Filmemacherin) und Jennipher Antoni (Schauspielerin)

21.00 Uhr
Konzert: Linda und die lange Leitung.

Abschluss: DEFA-Spielfilm »Die Legende von Paul und Paula« (DDR, 1973, R: Heiner Carow)

Moderation: Doreen Kähler

Sonnabend, 5. Oktober 2024, 19 Uhr (Einlass ab 18 Uhr)
Babylon (Rosa-Luxemburg-Str. 30, 10178 Berlin, U-Bahnhof Rosa-Luxemburg-Platz)
Eintritt: 15 Euro, ermäßigt 10 Euro

Tickets:
- im junge Welt-Laden, Torstraße 6, 10119 Berlin, Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag; 13 bis 18 Uhr
- telefonisch: 030/53 63 55-37
- im junge Welt-onlineshop
 

Teilnehmende

Jennipher Antoni (*1976) lebt und arbeitet in Berlin. Seit ihrem 13. Lebensjahr arbeitete sie kontinuierlich für Film und Fernsehen. Nach einigen Semestern Russistik und Japanologie begann sie ihre Schauspielausbildung an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ in Potsdam. In der Spielzeit 2004/2005 trat sie am Hans-Otto-Theater ihr erstes Festengagement an. Sie spielte u.a. an der Seite von Katharina Thalbach, Dieter Mann, Angelica Domröse, Desiree Nick. Seit 2008 arbeitet sie als freie Schauspielerin. Sie wirkt weiterhin in Film- und Fernsehproduktionen mit und ist im Hörspielbereich tätig. Mit großem Interesse und Engagement veranstaltet sie regelmäßig Lesungen allein und mit ihrer Mutter Carmen-Maja Antoni. Sie betreut politische Podcasts und arbeitet an Moderationen für Talkshows mit.

Dörte Grimm (*1978 in Pritzwalk / Brandenburg) studierte Publizistik / Kommunikationswissenschaften, Neue Geschichte und Ethnologie in Berlin. Seit 2008 arbeitet sie als freie Autorin und Filmemacherin, sie führt Regie für dokumentarische Formate und schreibt Sach- und Kinderbücher. Grimm beschäftigt sich seit mehreren Jahren mit ostdeutschen Identitäten. Ihr erster langer Dokumentarfilm Die Unberatenen. Ein Wendekinderporträt skizziert die Lebenswege von vier ostdeutschen Protagonist: innen, die in den Siebzigerjahren geboren wurden und reflektiert deren Sozialisation im Spiegel ihrer biografischen Prägung. Zusammen mit Sabine Michel hat sie Die anderen Leben. Generationengespräche Ost und Es ist einmal. Ostdeutsche Großeltern und ihre Enkel im Gespräch veröffentlicht, in denen Eltern, Kinder, Großeltern und Enkel die konfrontative Auseinandersetzung im Generationendialog wagen. Zusammen mit Schülerinnen des Gymnasiums und der Oberschule dreht sie Kurzfilme für www.jugendfilmt-pr.de, die auf Social Media geteilt werden und dadurch Mitsprache einfordern.

Egon Krenz (*1937, in Kolberg (heute Kołobrzeg) wuchs bei der Mutter auf, deren erster Mann im Ersten und deren zweiter Mann im Zweiten Weltkrieg starb. Krieg und Nachkrieg prägten Krenz entscheidend. Nach Lehrerstudium auf Putbus und Dienst in der NVA war er hauptamtlicher FDJ-Funktionär erst in Rostock, dann in Berlin. In den sechziger Jahren war er für drei Jahre Studium an der Moskauer Parteihochschule. Von 1971 bis 1973 war Krenz Vorsitzender der Pionierorganisation „Ernst Thälmann“, danach – bis 1983 – Erster Sekretär des Zentralrats der FDJ. Der Staats- und Parteiführung gehörte er bis 1989 an. Im Herbst 1989 wurde er Generalsekretär des ZK der SED, Vorsitzender des Staatsrates und des Nationalen Verteidigungsrates der DDR. Krenz war maßgeblich verantwortlich, dass es friedlich im Lande blieb und auch bei der Öffnung der Grenze am 9. November 1989 kein Schuss fiel. Die SED-PDS schloss ihn aus, die bundesdeutsche Justiz sperrte ihn ein. Krenz blieb bei seiner Überzeugung: Die DDR war der bessere deutsche Staat. Er führte weder Krieg noch säte er Völker- und Fremdenhass.

Martin Küpper (*1989) studierte Philosophie und Geschichte in Potsdam, Berlin und Bergen. Er ist als Publizist tätig und hat eine Einführung in die materialistische Philosophie (2017) sowie zahlreiche Artikel zur Geschichte der Dialektik, des Materialismus und des Marxismus veröffentlicht. Derzeit arbeitet er an einer Dissertation zur Ästhetik in der DDR, einer Biographie des Philosophen Hans Heinz Holz und ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Babeș-Bolyai-Universität Cluj in Rumänien, wo er an einem interdisziplinären Projekt zur Erforschung der Philosophie im historischen Sozialismus beteiligt ist. Küpper lebt in Berlin.

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