Praxiskurs für jW-Aktivisten
Von Ingo HöhmannDie Ausgangslage: Wir haben einen Passanten, Kollegen, Demoteilnehmer für ein dreiwöchiges Probeabo interessieren können. Jetzt kommt es darauf an, dass die Probeaboliste korrekt ausgefüllt wird. Was ist daran schon kompliziert, es sind ja alle Felder vorgegeben, mag mancher denken. Die Praxis zeigt aber, dass unsere Unterstützer auch hier Erfahrungen für ein optimales Ergebnis weiterzugeben haben.
Zunächst sollte auf den Kopfteil der Probeaboliste hingewiesen werden. Da steht: »Kostenlos, verlängert sich nicht, muss nicht abbestellt werden!« Bitte mit Nachdruck vorlesen und mit Finger oder Kugelschreiber darauf zeigen. »Dafür wird unterschrieben, mehr nicht!« erklärt der Unterstützer. Das stärkt das Vertrauen des Interessenten (bei vielen anderen Probeabos fängt man ungewollt ein richtiges Abo ein, wenn man nicht rechtzeitig widerspricht). Ohne große Pause sollte nun der Hinweis kommen, dass ein Verlagsmitarbeiter der jungen Welt zum Ende der Laufzeit anrufen wird. Und zwar noch bevor der Interessent mit dem Ausfüllen beginnt. Wird der Interessent erst beim Schreiben auf die Wichtigkeit der Telefonnummer hingewiesen, kann das Misstrauen auslösen. Womöglich nimmt er von seinem Vorhaben wieder Abstand, streicht seine bisherigen Angaben durch, und wir haben eine herrlich verpfuschte Liste. Dieser Moment ist also sehr wichtig, aber wie erfolgt die Ansprache optimal? Bewährt hat sich: »Einen einzigen Ärger gibt es«, oder alternativ: »Eine einzige Gegenleistung hätten wir dann doch gerne.« Schon wird Mensch hellhörig und aufmerksam und denkt, wie überall kommt jetzt der Haken. Die meisten entspannen sich aber sofort wieder, wenn sie erfahren: »In der dritten Woche kommt ein Anruf.« Dabei geht es um zwei Fragen: Hat die Zustellung geklappt, und wie ist die Zeitung inhaltlich angekommen? Das brauchen wir für unsere Auswertung. Die jW sucht Leser, aber keine Kunden. Wenn jeder Aktivist nach diesem Grundsatz handelt, dann wird das sehr schnell verstanden. Aus dem Interessierten wird ein Leser, womöglich auch ein Abonnent und im günstigsten Falle ein Mitstreiter. Das aber entscheidet er selber.
Auch das Ausfüllen einer profanen Liste kann also eine zutiefst politische Aufgabe sein. Übrigens ist es von Vorteil, wenn gleich in der ersten Zeile alle Spalten ohne Ausnahme ausgefüllt sind. Dadurch wird eine positive Grundhaltung bei den anderen Unterzeichnern erreicht, und sie orientieren sich an der Vorgabe. Zudem kann unser Standpersonal auf den mustergültigen Eintrag hinweisen.
Die Probeabolisten und anderes Werbematerial werden all jenen, die sich an unserer 1.-Mai-Kampagne beteiligen, in der nächsten Woche zugeschickt. Ideal wäre, wenn jeder 1.-Mai-Besteller mindestens eine ausgefüllte Liste mit sieben Probeabonnenten zurückschickt. Alle anderen können sich gerne eine Probeaboliste von unserer Aktionsseite herunterladen (www.jungewelt.de/aktion/aktion-downloads.php).
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!