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27.10.2023, 19:50:03 / jW stärken!

Bekenntnis zu den Rechten

Die junge Welt berichtet über das, was Habeck nicht sehen kann
Von Verlag, Redaktion und Genossenschaft
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Augen zu und durch: Habeck verteidigt in den ARD-»Tagesthemen« Rechteabbau

Der einstige Vorzeigegrüne Robert Habeck verrät heute als Vizekanzler all das, wofür er wohl schon früher nicht so richtig stand: billiger Strom für die Großindustrie, Waffenlieferungen in Kriegsgebiete, Verharmlosung von Faschisten oder verschärfte Abschiebung – der Mann weiß halt, wessen Interessen er zu vertreten hat. Wenn die letzten Aufrechten aus den eigenen Reihen monieren, die gerade beschlossene Verschärfung der Asylgesetzgebung sei ein unverhältnismäßiger Eingriff in diverse Grundrechte, bekennt Habeck: Das Gesetz sei, »wenn man es vom individuellen Schicksal aus betrachtet, eine harte Antwort (…), aber gleichwohl eine notwendige«. Es sei ein »Bekenntnis zu den Rechten«, um das Land dahinter zu vereinen. Auf die Frage des TV-Moderators, ob das nicht eher eine Reaktion auf das Erstarken der Rechten im Land sei, meint Habeck lapidar: »Nein, das kann ich nicht sehen.« Wie immer: Augen zu und durch (»Tagesthemen« vom 25.10.2023).

Diese Entwicklung von eher linken zu rechten Positionen in Zeiten von Krieg und Krise kann man ebenfalls in anderen Parteien, aber auch Medien und Institutionen beobachten. Zu den wenigen, die sich diesem Anpassungsdruck verweigern, gehört die Tageszeitung junge Welt. Um diesen Kurs durchhalten zu können, kämpfen wir derzeit darum, dass sich möglichst viele Abonnentinnen und Abonnenten hinter ihr versammeln. Jedes zusätzliche Print- oder Onlineabo verschafft uns Spielraum, um hinter die Kulissen blicken zu können und herauszuarbeiten, wer wessen Interessen vertritt. Und da die junge Welt weder von Industrie noch Kirche, Parteien oder Stiftungen gepampert wird, muss ihr Verlag den notwendigen ökonomischen Spielraum selbst erwirtschaften.

Das kann nur gelingen, wenn all jene, die unsere Arbeit nutzen, ein Abo abschließen und weitere Abos im Freundes- und Bekanntenkreis einwerben. Denn auch eine marxistische Tageszeitung im kapitalistischen Umfeld wird rasch verschwinden, wenn sie Rechnungen nicht mehr bezahlen kann, die bei der Produktion und für die Entwicklung der Zeitung nun mal anfallen. Jedes jW-Abo erhöht aber auch die Reichweite von Vernunft und Aufklärung, und der Gesamtbestand an jW-Abonnements ist ein Gradmesser dafür, wie sich politisches Bewusstsein im Land entwickelt.

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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

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