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Gegründet 1947 Freitag, 22. November 2024, Nr. 273
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Sommerabo


Die Tageszeitung junge Welt berichtet aus marxistischer Perspektive von sozialen Kämpfen im Inland und weltweit. Testen Sie sie drei Monate lang mit einem »Aktionsabo«.

  • Rotlicht: Staat

    Daniel Bratanovic

    Jeder Flecken dieses Planeten ist Teil irgendeines souveränen Staates oder abhängiges Gebiet eines solchen Staates. Jeder Flecken? Zugegeben, Arktis und Antarktis sind Terra Nullius, Niemandsland, und die Hohe See ist ein rechtsfreier Raum, der schwerreichen Yachtbesitzern die Möglichkeit bietet, eigene Formen souveräner Herrschaft zu etablieren. Ansonsten aber ist der Staat oder vielmehr sind Staaten ubiquitär, das heißt überall. Innerhalb seines Machtbereichs begegnet man ihm auf Schritt und Tritt: in Ämtern und Behörden, in der Schule oder beim Polizeieinsatz, beim Anblick der Nationalflagge oder beim Klang der Hymne, bei der Entrichtung von Steuern und bei der Berücksichtigung bzw. Missachtung der Straßenverkehrsordnung.

    Staat in seiner allgemeinsten Form lässt sich definieren als dauerhaft organisierter Herrschaftsverband auf einem begrenzten Territorium (Staatsgebiet), der gegenüber den Verbandsangehörigen (Staatsvolk) das Gewaltmonopol (Staatsgewalt) beansprucht. Damit ist indessen weder von seiner jeweils spezifischen Form noch von seinem spezifischen Inhalt sonderlich viel ausgesagt. In einer weiten Auslegung können zwar auch die Gemeinwesen der Antike als Staat bezeichnet werden, wer das allerdings tut, droht wesentliche Unterschiede zu übersehen. Moderne Staatlichkeit entstand nach Ablösung feudalrechtlicher Herrschaftsverhältnisse und fiel zeitlich mit der Ausbildung des Weltmarkts mehr oder weniger zusammen. Thomas Hobbes ging in seiner Gesellschaftstheorie während jener Ära des Handelskapitals von einem Naturzustand aus, in dem gleiche Individuen einander in einem Konkurrenzverhältnis gegenüberstehen. Selbsterhaltungstrieb und Todesfurcht lassen sie aus diesem Naturzustand heraustreten und die Macht auf einen von ihnen unabhängigen Souverän übertragen. Insofern Hobbes öffentliche (Staat) und private Sphäre (Eigentum) trennt, beschreibt er als einer der ersten ein wesentliches Charakteristikum der bürgerlichen Gesellschaft, das noch in der Rechtsphilosophie Hegels und in den »Gefängnisheften« Gramscis eine bedeutende Rolle spielt.

    Dass der bürgerliche Staat ein Klassenstaat ist, lässt sich schlechterdings nicht bestreiten. Eine bekannte Formulierung im »Manifest der Kommunistischen Partei« von 1848 lautet: »Die moderne Staatsgewalt ist nur ein Ausschuss, der die gemeinschaftlichen Geschäfte der ganzen Bourgeoisklasse verwaltet.« Und an anderer Stelle heißt es da: »Die politische Gewalt im eigentlichen Sinne ist die organisierte Gewalt einer Klasse zur Unterdrückung einer anderen.« Die schmerzhaften Erfahrungen einer rüde und rücksichtslos vorgehenden Staatsgewalt, die eine entstehende Arbeiterbewegung in den folgenden Jahrzehnten immer wieder machen musste, geben dieser Einschätzung von Marx und Engels durchaus recht. Nicht ausgesagt ist damit jedoch, in welchem Verhältnis dieser »Ausschuss« zur Klasse steht und ob sich die »Bourgeoisklasse« die Staatsgewalt ganz unmittelbar unterwirft. Anders gefragt, nämlich mit dem sowjetischen Rechtstheoretiker Eugen Paschukanis: »Warum wird der Apparat des staatlichen Zwangs nicht als privater Apparat der herrschenden Klasse geschaffen, warum spaltet er sich von der letzteren ab und nimmt die Form eines unpersönlichen, von der Gesellschaft losgelösten Apparats der öffentlichen Macht an?«

    Ob nun Eigentümer von Produktionsmitteln oder Verkäufer von Arbeitskraft – auf der Ebene der Zirkulation sind alle Tauschenden gleich. Erst der Staat aber garantiert die wechselseitige Anerkennung der Warenbesitzer. Rechtsgleichheit und »freier Wille« der Vertragspartner sind gerade die Vollzugsform der Ausbeutung im kapitalistischen Betrieb, das Gewaltmonopol schützt das Privateigentum und verhindert, dass der Tauschakt zu einem der physischen Gewalt gerät. Es ist der bürgerliche Staat, der »die Regeln des Verkehrs zwischen den Warenbesitzern personifiziert« (Paschukanis). Und insofern ist er nicht anders denkbar, denn als »Staat des Kapitals«.

  • 20110625_IMG_6432.jpg
    Mit anpacken – ob bei der Zeitungsverteilung oder beim Auf- und Abbau

    In genau vier Wochen tobt das UZ-Pressefest in Dortmund. junge Welt und Melodie & Rhythmus sind mit eigenem Programmzelt, der Lenin-Bar und jW-Shop vor Ort und freuen sich auf viele Besucherinnen und Besucher. Damit wir alle gut versorgen können – aber auch, damit die Kolleginnen und Kollegen von Verlag und Redaktion etwas mehr von diesem wunderbaren Fest mitbekommen –, brauchen wir noch Unterstützung: Falls Sie sowieso auf dem Fest sind und uns gerne bei der einen oder anderen Einsatzschicht (oder beim Auf- und Abbau) helfen würden, melden Sie sich bitte umgehend bei unserem Aktionsbüro und sprechen Sie Einzelheiten ab. Es kann übrigens viel Spaß machen, das Fest und die junge Welt auch mal aus einer anderen Perspektive kennenzulernen.

    Sie erreichen unser Aktionsbüro telefonisch unter 0 30/53 63 55-10 oder unter aktionsbuero@jungewelt.de

  • Konzert für Allende

    Nicht nur am Sonntag spielt die internationale Solidarität im jW-Zelt auf dem UZ-Pressefest eine zentrale Rolle
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    Nicolás Miquea (Foto) und Rolf Becker erinnern an den US-gesteuerten Pinochet-Putsch in Chile vom 11. September 1973

    Das UZ-Pressefest, das diesmal vom 7. bis 9. September in Dortmund stattfindet, ist das größte Fest der Linken im Lande – und es war schon immer ein Fest der internationalen Solidarität! Bereits 33 Delegationen von Schwesterparteien aus allen Gegenden der Welt haben sich angemeldet, teilte am vergangenen Samstag Patrik Köbele, Vorsitzender der DKP, bei einem Vorbereitungstreffen auf dem Festgelände mit.

    Auch im Zelt von junge Welt und Melodie & Rhythmus spielt der Internationalismus eine zentrale Rolle. Das Programm für Freitag und Samstag haben wir Ihnen an dieser Stelle ja schon vorgestellt. Am Sonntag geht es nach einem ausgiebigen Bemme-Frühstück mit Kaffee, Tee und Saft weiter: André Scheer, Ressortchef der jW-Auslandsredaktion, skizziert ab 11 Uhr »Strategien der Konterrevolution in Lateinamerika«. Hier wird auch über das, was gerade in Venezuela oder Nicaragua geschieht, berichtet und diskutiert. Konterrevolutionen haben in Lateinamerika eine lange Tradition. Am 11. September 1973, also vor 45 Jahren, fand der US-gesteuerte Pinochet-Putsch in Chile statt, an diesem Tag ließ der sozialistische Präsident Salvador Allende sein Leben. Ihm zu Ehren trägt ab 12 Uhr der chilenische Liedermacher und Gitarrist Nicolás Miquea ein eigens dafür zusammengestelltes Programm vor. Der Schauspieler und Gewerkschafter Rolf Becker begleitet ihn und trägt Textauszüge der Lieder in deutscher Übersetzung vor.

    Der türkische Präsident hat mittlerweile seine Herrschaft auch mit deutscher Hilfe gefestigt. Zehntausende politische Gefangene füllen die Knäste, die deutsche Regierung billigt Lieferungen von Waffen, die Erdogans Armee auch in Syrien und im Irak einsetzt. Gegen die Waffenbrüderschaft der herrschenden Klassen gilt es, internationale Solidarität zu entwickeln. Darüber diskutieren jW-Autor Nick Brauns und jW-Redakteur Sebastian Carlens mit Besuchern am Sonntag ab 14 Uhr. Leider endet auch das schönste Fest einmal – das jW-M&R-Festzelt schließt nach drei Tagen mit vollem Programm um 17 Uhr. Zuvor darf aber an der Lenin-Bar noch ein Abschiedstrunk mit neuen und alten Bekannten und Genossen eingenommen werden.

    Wir haben Ihnen an dieser Stelle in den letzten Wochen unser umfangreiches Zeltprogramm für das UZ-Pressefest vorgestellt. Das ganze Fest hat aber auf zehn Bühnen und zwölf Programmzelten noch viel mehr zu bieten.

    Das Gesamtprogramm finden Sie unter pressefest.unsere-zeit.de, das Programm von jW und M&R unter jungewelt.de/pressefest.

    Verlag, Redaktion, Genossenschaft

    jungewelt.de/pressefest

  • »Die moderne Staatsgewalt ist nur ein Ausschuss, der die gemeinschaftlichen Geschäfte der ganzen Bourgeoisklasse [Kapitalistenklasse] verwaltet.« (Manifest der Kommunistischen Partei, MEW 4, 464)

    Marx ist gut fürs Denken. Jetzt junge Welt abonnieren.

  • Rotlicht: Eigentum

    Arnold Schölzel

    Abschaffung von Gemeineigentum und Einrichtung von Privateigentum an Grund und Boden, an Produktionsmitteln überhaupt, ist ein Synonym für Klassengesellschaft – historisch und erst recht heute. Seit Jahrzehnten überrollt eine gigantische Enteignungswalze die gegenwärtige Menschheit.

    Wo und unter welchen Bedingungen sich die frühen Gesellschaften in Klassen spalteten, lässt sich schwer auf einen Nenner bringen. Der entscheidende Vorgang waren im allgemeinen Sesshaftwerden sowie der Übergang zu Ackerbau, Viehzucht und Vorratshaltung in der sogenannten neolithischen Revolution. Dieser Prozess setzte im sogenannten Fruchtbaren Halbmond (im Klimawandel nach der letzten Eiszeit), in China, Nordafrika sowie Mittel- und Südamerika unabhängig voneinander ein und erstreckte sich über mehrere Jahrtausende. Die inneren Prozesse bei der Auflösung von Stammesgesellschaften weisen allerdings viele Parallelen auf, insbesondere die Abwehrkämpfe der alten Gemeinschaften gegen die Anhäufung von Reichtum in privaten Händen. Am Ende standen überall nichtbesitzende, unterdrückte und ausgebeutete Klassen den besitzenden gegenüber. Karl Marx und Friedrich Engels formulierten vor diesem Hintergrund im »Manifest der Kommunistischen Partei« einen Grundsatz des historischen Materialismus: »Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkämpfen. Freier und Sklave, Patrizier und Plebejer, Baron und Leibeigener, Zunftbürger und Gesell, kurz, Unterdrücker und Unterdrückte standen in stetem Gegensatz zueinander, führten einen ununterbrochenen, bald versteckten, bald offenen Kampf, einen Kampf, der jedesmal mit einer revolutionären Umgestaltung der ganzen Gesellschaft endete oder mit dem gemeinsamen Untergang der kämpfenden Klassen.«

    Die heutige kapitalistische Weltwirtschaft wiederum bedingt eine Überakkumulation von Kapital, d. h. private Anhäufung von Vermögen in noch nicht gekannten Dimensionen. Nach einer Untersuchung der Hilfsorganisation Oxfam vom Januar gibt es weltweit 2.034 Milliardäre – ein neuer Rekord. In den 1980er Jahren waren sie noch an einer Hand abzuzählen. 42 davon besitzen demnach zusammen soviel wie die Hälfte der Menschheit. Grundlage dieses Vorgangs ist die Enteignung von Hunderten Millionen Kleinbauern, von Klein-, Mittel- und Großunternehmern durch Konzerne. Die Vernichtung zahlungsfähiger Kaufkraft ist einerseits Voraussetzung für das Entstehen riesiger Finanzzusammenballungen, auf der anderen Seite bedingt diese Enteignung, dass das globale Kapital zugleich in einer strukturellen Krise verharrt – auf der Suche nach den Kunden, die es beseitigt hat. Sozialabbau und Krieg sind Ausdrucksformen dieses praktizierten Widerspruchs.

    Marx und Engels beschäftigten sich jahrzehntelang mit konkreten historischen Eigentumsformen im ökonomischen Sinn, nicht mit deren juristischen Fixierungen. Für sie war Eigentum an Produktionsmitteln der Kern von Produktionsverhältnissen, d. h. sie untersuchten vor allem den Zusammenhang von Eigentum und Entwicklung der Produktivkräfte. Genauer: Die Eigentumsform charakterisiert die Art und Weise, in der die Arbeitskraft mit den Produktionsmitteln verbunden ist. Insofern, so Marx im zweiten Band des »Kapital«, unterscheide die Eigentumsform »die verschiedenen ökonomischen Epochen der Gesellschaftsstruktur« (Karl Marx/Friedrich Engels: MEW Bd. 24, Seite 42).

    Veränderungen der Eigentumsbeziehungen können nach Ansicht von Marx und Engels nur auf revolutionärem Weg herbeigeführt werden, denn sie sind mit Veränderungen der Klassen- und Machtverhältnisse verbunden. Im »Manifest« bezeichneten beide daher »die Eigentumsfrage (...) als die Grundfrage« der kommunistischen Bewegung. Sie sahen im Kapitalismus und dessen Tendenz zur universellen Entwicklung der Produktivkräfte das letzte Stadium einer auf Privateigentum an Produktionsmitteln basierenden, antagonistischen Gesellschaft.

  • Bemme, Theater & Musik

    Auch am Samstag bietet das jW-M&R-Zelt auf dem UZ-Pressefest ein spannendes Programm
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    Andrang im Zelt von junge Welt und Melodie & Rhythmus beim UZ-Pressefest 2014

    Warum es sich lohnt, zum nächsten UZ-Pressefest (7. bis 9. September in Dortmund) schon am Freitag nachmittag anzureisen, haben wir letzte Woche an dieser Stelle dargestellt. Aber auch am Samstag hat (nicht nur) das Zelt von junge Welt und Melodie & Rhythmus einiges zu bieten. Da geht es um 9 Uhr mit frischem Kaffee oder Tee, liebevoll belegten Bemmen, Obst und Saft los. Punkt 11 Uhr berichtet Roland Weber, Redakteur der jW-Themaseiten, über seine spektakuläre Biographie »Peter Hacks. Leben und Werk«. Um 13 Uhr spricht Susann Witt-Stahl mit Rolf Becker und Esther Bejarano über das neue Buch von Moshe Zuckermann: »Der allgegenwärtige Antisemit oder die Angst der Deutschen vor der Vergangenheit«.

    Natürlich können Sie zwischendurch gerne ein Glas kühlen Weißwein an unserer Lenin-Bar ordern, ansonsten geht es gleich weiter im Programm: Zum großen Podiumsgespräch »Gegenkultur – Künstler für eine Ästhetik wider den Zeitgeist« lädt die M&R-Chefredakteurin Susann Witt-Stahl um 14.30 Uhr Diego Castro, Frontmann der Band Black Heino (»Heldentum und Idiotie«), Robert Newald, Fotograf und Filmproduzent (Standard, Falter, Wiener Zeitung u. a.), Nirit Sommerfeld, Sängerin des Orchesters Shlomo Geistreich (»KlezMeshugge«), und Anja Panse, Schauspielerin und Regisseurin (»ROSA – Trotz alledem«), ein. Weil aber Gegenkultur nicht nur diskutiert, sondern auch praktiziert werden muss, folgen dem Gespräch der Auftritt des Rappers Diego Castro sowie ein Konzert von Nirit Sommerfeld und dem Orchester Shlomo Geistreich, das Klezmer mit Jazz und anderen modernen Tönen verbindet. Zwischen 17.30 und 19.00 Uhr findet die zentrale Friedensveranstaltung des UZ-Pressefestes auf der Hauptbühne statt.

    Von 19.30 (pünktlich!) bis 21.00 Uhr laden wir Sie in unser Theaterzelt zum Stück »ROSA – Trotz alledem!« (Text und Regie: Anja Panse) ein. Es ergründet die Herrschaftsverhältnisse unserer Zeit und stellt mit Rosa Luxemburg die Frage nach Alternativen. Auszüge der Inszenierung wurden bereits auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz aufgeführt, jetzt können Sie das komplette Werk erleben! Und weil ab 22 Uhr auf dem Pressefest aufgrund von Amtsauflagen überall die Stecker aus den Verstärkern gezogen werden, machen wir im Zelt von M&R und jW unplugged weiter: Die sympathischen Jungs von Cressy Jaw laden mit ihrem Crossover-Sound zum Tanz in die Nacht ein. Ein bisschen Kraft sollten Sie sich aber aufsparen, denn auch am Sonntag bieten wir (und andere) ein spannendes Programm. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

    Verlag, Redaktion, Genossenschaft

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    Erstausgabe der Iskra 1906

    Die Sammlung interessanter Materialien für unsere Lenin-Bar auf dem UZ-Pressefest wächst dank weiterer Schenkungen. Einen nunmehr auch schon historischen Reprint der Erstausgabe der Iskra schickte uns Ruth (Jahrgang 1933) aus Potsdam. Ein Berliner Leser stellt uns eine Fotodokumentation über geschändete Lenin-Denkmäler auf Grundlage einer Reportageserie von Carlos Gomes in der jungen Welt zur Verfügung. Eine schöne Anregung: Finden und dokumentieren Sie verschwundene oder verschandelte Lenin-Denkmäler! Auch andere Gegenstände zum Thema Lenin nehmen wir weiterhin gerne entgegen.
    Gemeinsam feiern und dabei auch noch die junge Welt stärken wollen wir nicht nur beim UZ- Pressefest, sondern auch auf dem Fest der Volksstimme am 1. und 2. September im Wiener Pratergarten. Für beide Veranstaltungen suchen wir noch Unterstützer: Beim Auf- und Abbau, aber auch für Verteilaktionen, Probeabowerbung oder Tresenschichten wird jede helfende Hand gebraucht! Für Sie eine Möglichkeit, junge Welt mal auf ganz andere Art kennenzulernen!
    (Bitte melden Sie sich unter aktionsbuero@jungewelt.de oder Telefon 0 30/53 63 55-10)

  • »Der Kommunismus nimmt keinem die Macht, sich gesellschaftliche Produkte anzueignen, er nimmt nur die Macht, sich durch diese Aneignung fremde Arbeit zu unterjochen.« (Manifest der Kommunistischen Partei, MEW 4, 477)

    Das Überleben der Menschheit hängt von der Überwindung des Kapitalismus ab. Die Welt muss verändert werden. Dabei hilft die junge Welt.

  • Rotlicht: Muße

    Daniel Bratanovic

    Während der Hundstage mag selbst in diesem Land kaum einer tätig werden. Der Arbeitsfuror erlahmt, die Hitze macht träge. Was ein Wettergott, die Stellung des Planeten bei seiner Umrundung der Sonne oder der Klimawandel aus Laune, Naturgesetz oder menschlicher Dummheit saisonal bewirken, könnte gesellschaftlich und dauerhaft längst Realität sein: weniger Arbeit, mehr Muße.

    Das süße Nichtstun, die schöpferische Verwendung freier Zeit, unabhängig von konkreten gesellschaftlichen Zwängen und fremdbestimmter Arbeit, genoss in der griechischen Polis hohes Ansehen und galt als Voraussetzung für staatspolitisches Handeln. Die Sache hatte einen nicht ganz unerheblichen Makel. Muße war als Privileg den freien Bürgern vorbehalten, die es nur gab, weil die unfreien Sklaven die zur Reproduktion der antiken Gesellschaft notwendige Plackerei besorgten. Der feudalistische Klerus befahl dann später seinen Bauern mit dem Bibelwort aus dem Buch Mose: »Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen.« Die Acedia (»Sorglosigkeit«, »Nachlässigkeit«, »Nichtsmachenwollen«) galt nach theologischer Lehre als eine der sieben Todsünden. Mit der protestantischen Ethik endlich war die Begleitmusik des entstehenden Kapitalismus komponiert: maßloser Gelderwerb durch Fleiß und Askese, durch Verzicht auf Genuss und Glück.

    Noch heute lässt sich der deutschen Sprache die negative Wendung der Muße anhand von ihr abgeleiteter Wörter ablauschen: Was »müßig« ist, ist »überflüssig«, »unnütz« und »zwecklos«. Und selbst noch in der Propaganda der Sozialdemokratie war die protestantische Ethik aufgehoben (»Die Müßiggänger schiebt beiseite!«). Warum aber der Manager, der während seiner 70-Stunden-Woche unermüdlich danach strebt, den Ausbeutungsgrad seiner Angestellten weiter zu erhöhen, oder der dauerwache Broker, der angestrengt nach Wegen und Mitteln sucht, seinen Börsengewinn zu steigern (ein Gewinn, der zwingend Verlust, Armut und Elend irgendwelcher armen Teufel auf der anderen Seite bedeutet) gegenüber den Playboys und Bonvivants die angenehmeren Figuren sein sollen, hat sich nie so recht erschlossen.

    Marx jedenfalls hatte gegen die Muße nicht nur keine Einwände, sondern wertete deren Vorhandensein in einer Gesellschaft als Index ihres Reichtums und ihrer Freiheit. Ein von ihm zustimmend zitierter Ökonom schrieb: »Eine Nation ist wirklich reich, wenn sechs statt zwölf Stunden gearbeitet wird. Reichtum ist verfügbare Zeit, und sonst nichts.« Marx ergänzte: »Zeit, die nicht durch unmittelbar produktive Arbeit absorbiert wird, sondern zum enjoyment, zur Muße, so dass sie zur freien Tätigkeit und Entwicklung Raum gibt. Die Zeit ist der Raum für die Entwicklung der faculties etc«.

    Der Stand der Produktivkräfte ermöglichte längst, den stets wachsenden gesellschaftlichen Reichtum vermöge einer immer geringer werdenden Verausgabung menschlicher Arbeitskraft zu erzeugen. Wo allerdings »nicht der Arbeiter die Arbeitsmittel, sondern die Arbeitsmittel den Arbeiter anwenden«, gilt das Gesetz: »Je höher die Produktivkraft der Arbeit, desto größer der Druck der Arbeiter auf ihre Beschäftigungsmittel, desto prekärer also ihre Existenzbedingung« (Marx). John Maynard Keynes sah für das Jahr 2030 »Drei-Stunden-Schichten oder eine 15-Stunden-Woche« voraus. Seine größte Sorge galt der Frage, wie die Menschen ihre Freizeit ausfüllten.

    Weit entfernt von Keynes Prognose verschwimmt in der heutigen Kreativ-, Event- und Spaßgesellschaft die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit vollends, Muße ist zur »Quality Time« pervertiert. Man hängt am Strand nicht mehr einfach nur ab, spielt Skat oder hält Siesta, sondern surft und taucht, was das Zeug hält. Man geht nicht bloß spazieren, sondern walkt wie bescheuert gegen die Uhr durch den Wald. Das ist nicht das Reich der Freiheit.

  • Auf nach Dortmund!

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    »Riesenansturm beim Pressefest der UZ«, betitelte die Junge Welt in ihrer Ausgabe vom 23. September 1974 einen Beitrag über »das erste Fest der Arbeiterpresse in der BRD«. Vom 7. bis 9. September 2018 wird das Ereignis mittlerweile zum zwanzigsten Mal stattfinden. Seit 1995 ist der Dortmunder Revierpark Wischlingen der Veranstaltungsort. Konstanten des Festes sind ein anspruchsvolles kulturelles und politisches Programm, Zehntausende Besucher aus aller Welt und aller Altersgruppen, eine kämpferisch-fröhliche Stimmung sowie die solidarische Begleitung durch unsere Tageszeitung. Viele Gründe also, um dabeizusein.

    Übernachtungsmöglichkeiten gibt es auf dem Zeltplatz vor Ort. Den Revierpark erreicht man bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Der Eintritt ist frei, die Veranstalter (DKP und ihre Wochenzeitung Unsere Zeit) bitten aber darum, einen Festivalbutton für fünf bzw. zehn Euro zu erwerben. Über das umfangreiche Programm können Sie sich auf pressefest.unsere-zeit.de informieren und dort auch Ihren Zeltplatz buchen. Noch ist Zeit dazu!

    Aktionsbüro

  • Viel Arbeit? Feste feiern!

    Wie Sie die Lenin-Bar beim UZ-Pressefest mitgestalten können
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    Geschäftiges Treiben beim UZ-Pressefest

    Alle zwei Jahre leisten sich die Linken im Lande eine große Sause: Das Pressefest wird traditionell von der DKP organisiert, die die Wochenzeitung Unsere Zeit (UZ) herausgibt – gefeiert wird gemeinsam mit vielen linken Freunden und Genossen aus dem In- und Ausland. Auch die Tageszeitung junge Welt und die Kulturzeitschrift Melodie & Rhythmus werden das Fest mit einem Polit- und Kulturzelt bereichern. Und wie überall auf dem Gelände findet man dort in einem kreativ-bunten Ambiente eine spannende Mischung aus politischen Beiträgen, Konzerten, Diskussionen und kulinarischen Genüssen. Zum zweiten Mal werden wir dort die Lenin-Bar mit Hilfe unserer Leserinnen und Leser und der Festbesucher gestalten: Ab sofort sammeln wir wieder Bilder, Skulpturen, Büsten, Dokumente, Briefmarken, kurzum alles, was mit Wladimir Iljitsch Lenin zu tun hat. Gerne darf man sich dazu auch selbst als Künstler versuchen und das Werk dann in unserer Bar ausstellen. Wir bitten um Voranmeldung, falls Sie den Gegenstand nicht schon vorher bei uns abgeben. In der Lenin-Bar kann man übrigens auch prima verweilen, wenn im Zelt gerade kein Programm läuft: zum Quatschen, Entspannen, Kennenlernen.

    Und das schon ab Freitag, 17 Uhr: Da wird die Bar feierlich eröffnet. Nur eine halbe Stunde später geht es mit dem vollen Programm los: Chefredakteur, Geschäftsführer und Verlagsleiter berichten über absurde Vorwürfe und Kampagnen gegen die junge Welt: Ist diese unglaubliche Tageszeitung denn nun tatsächlich Deutschlands auflagenstärkstes und bedeutendstes linksradikales Medium – oder in Wirklichkeit doch nur ein Brückenkopf der NATO-Trans­atlantiker? Eine Antwort gibt es schon vornweg: Wir verstehen junge Welt vor allem als Antikriegszeitung – und deshalb beschäftigt sich gleich der zweite Programmpunkt mit dem Thema »Gegen Russland geht’s – Aufmarsch der Kriegstreiber im Baltikum«. Mit Liedern und Geschichten beschreibt anschließend die Künstlergruppe Quijote deutsche Kriegsverbrechen in Griechenland. Danach geht es unplugged weiter: Die Folkpunker von The Pokes werden ganz ohne Stromgitarren für Stimmung und gute Laune im Zelt sorgen und mit uns bis in die Nacht feiern.

    Nein, liebe Leserinnen und Leser, das war keinesfalls unser ganzes Festprogramm – sondern lediglich das der Eröffnung am Freitag abend. Ganz klar: Es lohnt sich wie nie zuvor, zum Pressefest bereits am Freitag nachmittag anzureisen! Unser gesamtes Programm veröffentlichen wir demnächst auch an dieser Stelle.

    Verlag, Redaktion, Genossenschaft

  • »Wahrer Reichtum [ist] Zeit, die nicht durch unmittelbar produktive Arbeit absorbiert wird, sondern zum enjoyment [Genuß], zur Muße, so dass sie zur freien Tätigkeit und Entwicklung Raum gibt.« (Theorien über den Mehrwert, MEW 26.3, 252)

    Wer heute Marxismus gründlich kennenlernen will, liest junge Welt. Bestellen Sie jetzt das Aktionsabo.

  • Rotlicht: Ausbeutung

    Klaus Müller

    Viele verbinden den Begriff der Ausbeutung mit knechtenden Arbeitsbedingungen, langen Arbeitszeiten und Hungerlöhnen. Heute ist die Arbeitszeit kürzer, der Reallohn höher als vor 100 Jahren. Der Reallohn ist die Gütermenge, die man sich mit dem Nominallohn kaufen kann. Die Arbeiter der Industriestaaten fahren mit dem Auto zur Fabrik und zum Supermarkt, besitzen Fernseher und Computer, machen Urlaub im Süden. Auch wenn Millionen Menschen arm sind, viele trotz Arbeit, geht es den meisten besser. Gibt es heute noch Ausbeutung?

    Ausbeutung ist das Verhältnis zwischen Menschen, den Eigentümern der Produktionsmittel auf der einen und denen, die es nicht sind, auf der anderen Seite. Die Eigentümer lassen die Nichteigentümer für sich arbeiten und eignen sich unentgeltlich das Mehrprodukt an. Das ist Ausbeutung. Das Mehrprodukt ist der Teil des Gesamtprodukts, der die Mittel für die Konsumtion der Arbeiter – das notwendige Produkt – und den Ersatzbedarf an Produktionsmitteln übersteigt. Arbeiter sind in der Lage, es zu erzeugen, wenn die Produktivkräfte und die Arbeitsproduktivität ein bestimmtes Niveau erreicht haben.

    In den vorkapitalistischen Gesellschaften beruhte die Ausbeutung neben dem privaten Eigentum an Produktionsmitteln auf außerökonomischem Zwang. Herren zwangen Sklaven, leibeigene und hörige Bauern mittels Gewalt, Mehrarbeit – Sklaven- und Fronarbeit – zu leisten oder in Form von Zehnt und Zins zu geben. Die Ausbeutung im Kapitalismus beruht auf ökonomischem Zwang. Die Kapitalisten eignen sich das Mehrprodukt in Form des Mehrwerts an. Sie sind die Eigentümer der Produktionsmittel. Die Arbeiter sind doppelt frei. Sie sind frei von Produktionsmitteln und rechtlich frei. Niemand kann sie vom rechtlichen Standpunkt aus zur Arbeit zwingen. Sie sind allerdings ökonomisch gezwungen zu arbeiten. Sie verkaufen ihre Arbeitskraft dem Kapitalisten und erhalten von ihm das Geld, das sie brauchen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Der Mehrwert ist der Teil des Wertes, den der Arbeiter über den seiner Arbeitskraft hinaus schafft. Er ist seinem Wesen nach unbezahlte lebendige Arbeit und tritt auf als Unternehmergewinn, Zins und Grundrente.

    Von seinen Gegnern wird Marx unterstellt, er sei der Meinung gewesen, Ausbeutung gebe es, weil Kapitalisten den Arbeitern weniger Lohn zahlten, als ihnen zustehe. Das ist falsch. Marx hat die Forderung der Sozialdemokraten, den Arbeitern stehe der »volle Ertrag ihrer Arbeit« zu, in seiner »Kritik des Gothaer Programms« zurückgewiesen. In den »Randglossen zu Adolph Wagners ›Lehrbuch der politischen Ökonomie‹« hat er sich gegen die Fehlinterpretation des Mehrwerts als Diebstahl gewehrt: Er betont, dass der Kapitalist »nicht nur ›abzieht‹ oder ›raubt‹, sondern die Produktion des Mehrwerts erzwingt, also das Abzuziehende erst schaffen hilft«. Er zahlt dem Arbeiter den Wert seiner Arbeitskraft und gewinnt »mit vollem (…) dieser Produktionsweise entsprechenden Recht den Mehrwert«.

    Die Kapitalisten bereichern sich nicht dadurch, dass sie das Wertgesetz beim Kauf der Arbeitskräfte verletzen, sondern indem sie es anwenden. Sie kaufen die Arbeitskraft ihres Gebrauchswertes wegen – ihrer Fähigkeit, mehr Wert zu schaffen, als sie selbst hat. Sie zahlen den Wert der Arbeitskraft und erhalten den Mehrwert. Bei der Ausbeutung geht es tauschgerecht zu. Dies nachgewiesen zu haben ist nach Engels Marxens »epochemachendster Verdienst«. Wachsende Ausbeutung heißt, dass der Mehrwert oder die Profite steigen. Da auch die Löhne steigen, wenn auch langsamer als die Profite, ist eine verstärkte Ausbeutung vereinbar mit einer Verbesserung der materiellen Lebenslage der Ausgebeuteten.

  • »Werden die AfD im DGB-Haus nicht dulden«

    Im hessischen Hanau haben Mitglieder der rechten Partei Gewerkschafter verunglimpft. Die erhalten auch Drohbriefe. Gespräch mit Ulrike Eifler
    Gitta Düperthal
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    Wie hier im hessischen Neu-Isenburg im April, so gingen am 20. Juli in Hanau Hunderte gegen die Hetze der AfD auf die Straße

    Vergangenen Montag hat die AfD eine »Mahnwache zur linksextremen Gewalt« vor dem Hanauer Gewerkschaftshaus abgehalten – im Vorfeld ihres Wahlkampfauftakts für die Landtagswahl in Hessen im Herbst. Die rechte Partei hat dabei gegen Sie und DGB-Gewerkschaftssekretär Tobias Huth persönlich polemisiert. Wie geht sie vor?

    Sie hat zunächst das Gerücht in die Welt gesetzt, dass Straftaten im Zusammenhang mit angeblichem Linksextremismus zunehmen würden. Dann hat sie uns damit in Verbindung gebracht, indem sie im Anschluss unsere Namen erwähnte. Die Tatsache, dass AfD-Anhänger die Mahnwache vor dem DGB-Haus gemacht haben, zeigt, dass sie den Eindruck erwecken wollen, Gewerkschaftsfunktionäre seien politische Straftäter. Zudem greifen sie mich ganz persönlich an: Der DGB sei fest in der Hand der Linkspartei, und als deren Direktkandidatin würde ich die DGB-Strukturen für den Landtagswahlkampf der Partei nutzen. Die AfD sucht offenbar die politische Auseinandersetzung mit den Gewerkschaften. Das wird allerdings ein juristisches Nachspiel haben. Denn DGB-Strukturen für den Wahlkampf einer Partei zu nutzen, das wäre Veruntreuung von Mitgliedsbeiträgen. Damit wird mir eine Straftat unterstellt. Wir lassen gerade juristisch prüfen, inwieweit das anzeigerelevant ist.

    Von welchen angeblichen linksextremen Straftaten haben die AfDler vor dem DGB-Haus gesprochen?

    Es war die Rede davon, dass man Kreistagsabgeordneten im Main-Kinzig-Kreis die Autoreifen zerstechen, Radmuttern lockern, ihnen die Fensterscheiben einschmeißen würde. Völlig unklar ist, in welchem Ausmaß dies passiert ist und wer dahintersteckt. Fakt ist nur, dass unmittelbar danach die Namen von Tobias und mir fielen, so, als hätten wir damit zu tun.

    Sie und Tobias Huth hatten Drohmails erhalten – welchen Inhalts?

    Es waren Unterstellungen und Drohungen wie »Es klebt Blut an euren Händen; ihr veruntreut Arbeitergelder für bolschewistische Propaganda und Volksverrat.« Oder: »Ihr rotfaschistischen Drecksverbrecher werdet so enden wie 1933 ...« Das Ziel ist klar: Angriff auf die Führung mit dem Ziel der Spaltung. Aber die Attacken richten sich gegen uns alle. Sie müssen deshalb auch gemeinsam von allen abgewehrt werden: Gewerkschaften, Sozialdemokraten, Grünen und Linken. Ich bin froh über die vielen Solidaritätsschreiben, die uns derzeit erreichen.

    Wie reagierte die Gewerkschaftsbewegung auf die Angriffe?

    Dass die AfD einzelne herausgreift und verunglimpft, empört viele. Vergangenen Montag waren sofort 50 Kollegen auf der Straße, um das DGB-Gebäude zu schützen. Wir werden nicht dulden, dass Rechtsnationale wieder vor den Gewerkschaftshäusern aufmarschieren. Zu unserer Kundgebung am Freitag abend anlässlich der Wahlkampfveranstaltung der AfD in der Kulturhalle Hanau-Steinheim kamen 400 Teilnehmer. Dabei wurde einer unserer Kollegen angegriffen; er liegt noch immer im Krankenhaus.

    Der Steinheimer AfD-Direktkandidat Walter Wissenbach hatte zuvor dem DGB den Dialog angeboten. Was ist davon zu halten?

    Aus meiner Sicht wollte er sich als Saubermann darstellen und uns die Krawallkarte zuschieben. Nachdem wir zum Protest aufgerufen hatten, betonte er in der Öffentlichkeit die angeblichen Gemeinsamkeiten zwischen AfD und DGB. Er bat um eine Unterredung im Gewerkschaftshaus und äußerte, danach müsse der Protest gegen die AfD gar nicht mehr stattfinden. Ich habe das Gespräch abgelehnt und klargestellt, dass wir politische Gegner sind, dass wir die AfD im Gewerkschaftshaus nicht dulden und notfalls von unserem Hausrecht Gebrauch machen würden. Rassismus ist keine Gesprächsgrundlage. AfD-Bundesvorstandsmitglied Beatrix von Storch wurde von der Kölner Polizei wegen eines hetzerischen Tweets angezeigt. Wer nichts daran findet, mit ihr Veranstaltungen durchzuführen, ist kein Gesprächspartner für uns.

    Ist die AfD im Main-Kinzig-Kreis besonders stark?

    Die Auseinandersetzung mit ihr bekommt zumindest eine neue Qualität, weil sie jetzt ganz offen Gewerkschaften angreift. Wir müssen uns klar gegen sie positionieren. Auf unwahre Behauptungen müssen wir reagieren und dagegen protestieren. Immer wieder.

    Ulrike Eifler ist Geschäftsführerin der DGB-Region Südosthessen

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    »Gleiche Exploitation [Ausbeutung] der Arbeitskraft ist das erste Menschenrecht des Kapitals.« (Das Kapital, MEW 23, 309)

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  • Rotlicht: Proletariat

    Arnold Schölzel

    Das »Kleine politische Wörterbuch« des Dietz-Verlages von 1983 versah das Stichwort »Proletariat« mit einem Hinweispfeil auf »Arbeiterklasse«. Das Wort »Proletariat« war nach 1945 auch in sozialistischen Ländern weitgehend aus dem Sprachgebrauch verschwunden. Übriggeblieben sind »Prolet« oder »Proll« als verbale Anrempelei. Das erinnert daran, dass es auch in der Zeit der »Hochkonjunktur« des Begriffs »Proletariat«, zwischen 1840 und 1933, zwei Verwendungslinien gab: eine herabsetzende, pejorative im heutigen Sinne von »Unterschicht« und »schmuddelig« und eine andere, die »Proletariat« mit Klassenkampf, mit dem Anspruch der Arbeiterbewegung auf eigenständige Politik und Kultur, auf Überwindung des Kapitalismus verband.

    Letzteres entsprach dem Inhalt des Begriffs bei Karl Marx und Friedrich Engels, z. B. 1848 im »Manifest der Kommunistischen Partei« mit der immer noch weltweit verbreiteten Losung »Proletarier aller Länder, vereinigt euch!« 1852 fasste Marx das politische Ziel der Arbeiterbewegung erstmals mit der Wendung »Diktatur des Proletariats« zusammen. Die SPD nahm »Proletariat« und »Proletarier« synonym zu »Arbeiterklasse« und »Arbeiter« in ihr Erfurter Programm von 1891 auf, z. B. in dieser Passage: »Immer größer wird die Zahl der Proletarier, immer massenhafter die Armee der überschüssigen Arbeiter, immer schroffer der Gegensatz zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten, immer erbitterter der Klassenkampf zwischen Bourgeoisie und Proletariat, der die moderne Gesellschaft in zwei feindliche Heerlager trennt und das gemeinsame Merkmal aller Industrieländer ist.« Auf »Diktatur des Proletariats« verzichtete die Partei aus verschiedenen Gründen. Wenige Jahre später erklärten Marx-Revisionisten wie Eduard Bernstein die These von der schroffer werdenden Klassenspaltung für überholt. »Proletarier« wurde durch die erfolgreiche Absurdität »Arbeitnehmer« ersetzt.

    Bei der revolutionären Linken verlief die Entwicklung vor 1914 entgegengesetzt. Als Beispiel sei hier der Text des Liedes »Dem Morgenrot entgegen« vom Bremer Lehrer Heinrich Eildermann (1907) genannt. Es wurde nach der Oktoberrevolution im Komsomol und international populär. In der dritten Strophe umreißt Eildermann den Inhalt des Begriffs »Proletariat« in knappster Form: »Die Arbeit kann uns lehren, / sie lehrte uns die Kraft, / den Reichtum zu vermehren, / der unsre Armut schafft. / Nun wird die Kraft, von uns erkannt, / die starke Waffe unsrer Hand! / Wir sind die junge Garde / des Proletariats!«

    Nach der Oktoberrevolution 1917 und durch die kommunistische Weltbewegung wurde »Proletariat« weit über die Arbeiterbewegung hinaus Teil der Umgangssprache. Um 1930 herum soll das Wort in Deutschland am meisten gebraucht worden sein. Damit war nach Errichtung der faschistischen Diktatur Schluss, nach 1945 wurde auch in kommunistischen Parteien der Terminus »Arbeiterklasse« bevorzugt.

    In gewisser Weise führt dieser Abbruch eines Sprachgebrauchs auf die Geschichte des Wortes im Lateinischen zurück: »Proletarius« bezeichnete im antiken Rom etwa seit 500 v. u. Z. den vom Land verdrängten freien Bauern, der allein seine Nachkommen, die »Proles«, als Vermögen besaß. Irgendwann im zweiten Jahrhundert u. Z. verschwand das Wort aus der Umgangssprache.

    Der Vorgang aber – Bauern von ihrem Produktionsmittel, dem Boden, zu »befreien« – wiederholt sich bis in die Gegenwart, er wurde im Kapitalismus und im Kolonialismus zur Notwendigkeit für die Produktionsweise: von der ursprünglichen Akkumulation im England des 16. Jahrhunderts bis zur heutigen Enteignung von Kleinbauern in Indien, Afrika oder Südamerika. Stets ging und geht es um den »doppelt freien Lohnarbeiter« ohne Grund- und Kapitalbesitz.

    Das Wort »Proletariat« wurde ungebräuchlich, was es bezeichnet, hat endgültig globale Ausmaße angenommen.

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    Melodie & Rhtyhmus fand auch beim UZ-Pressefest 2016 in Dortmund allerhand Freunde

    Bis gestern sind 1.438 Abobestellungen für unser Magazin für Gegenkultur eingetroffen. Damit haben wir auch die zweite Zielmarke geknackt. Von dieser hervorragenden Ausgangsbasis kann nun die letzte Etappe der M&R-Rettungsaktion angetreten werden: Bis zum Jahresende soll die Zahl der Bestellungen auf mindestens 1.700 Abos ansteigen, werden Anzeigen akquiriert, wird das erweiterte Produktionsteam aufgebaut und das erste Heft erarbeitet! Wir möchten schon heute allen Leserinnen und Lesern, Unterstützern und Künstlern danken, die mit ihrem Engagement dieses wunderbare Ergebnis ermöglicht haben! Auch dies werden wir auf dem UZ-Pressefest feiern, das vom 7. bis 9. September 2018 im Dortmunder Revierpark Wischlingen stattfindet. Im Zelt von junge Welt und Melodie & Rhythmus beim Leninplatz ist auch eine spannende Diskussionsrunde zum Thema Gegenkultur geplant; geboten werden neben weiteren politischen auch akustische und gastronomische Delikatessen! Wir freuen uns auf Euch!

    Verlag, Redaktion M&R, Genossenschaft

  • Gegen Rassismus und Krieg!

    Wie setzt junge Welt linke Analysen täglich in journalistische Formen um? Das kann man jetzt über ein befristetes Sommerabo testen
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    Ostermarschdemonstration am 31. März in München

    In den letzten Jahren konnten wir immer mehr Menschen auf eine Tageszeitung hinweisen, die keiner Partei, Kirche und schon gar nicht einem Unternehmerverband gehört oder verpflichtet ist. Die aber trotzdem klare Positionen einnimmt und dies keineswegs verschweigt: Die junge Welt analysiert die Ereignisse im Land und anderswo in der Welt von einem der Arbeiterklasse verbundenen Standpunkt aus. Deshalb ist sie gegen Ausbeutung und Rassismus, gegen den Abbau demokratischer und sozialer Rechte, gegen Rüstung und Krieg – erst recht mit deutscher Beteiligung!

    Da so eine Haltung bei anderen Medien nur noch selten vorkommt, gleichzeitig aber sehr viele Menschen diese Grundpositionen teilen, ist es gar nicht so schwierig, Interesse an der jungen Welt zu wecken. Den Neugierigen räumen wir verschiedene Möglichkeiten ein zu testen, wie dieser inhaltliche Ansatz Tag für Tag praktisch umgesetzt wird: Der gelegentliche Kauf der jungen Welt am Kiosk oder ein dreiwöchiges, kostenloses Probeabo der Zeitung sind gute Einstiege. Um aber die Zeitung wirklich kennenzulernen, um festzustellen, welche Autoren, welche Rubriken, welche Themen aus dem Angebot man persönlich besonders mag, sollte man die Zeitung über einen längeren Zeitraum testen. Genau dafür bieten wir unser Sommer-Spezial an: Wir liefern Ihnen drei Monate lang Montag bis Sonnabend die junge Welt in Ihren Briefkasten, und dann ist erst mal Schluss: Sie brauchen Ihr Spezialabo also nicht abzubestellen. Wem nach den drei Monaten klar ist, dass auf diese Zeitung nicht verzichtet werden kann, darf natürlich ein unbefristetes Abo folgen lassen. Deshalb eignet sich dieses Abonnement übrigens auch wunderbar als Geschenk für Freunde, denen Sie die junge Welt schon immer mal vorstellen wollten.

    Und damit Ihnen der Einstieg (oder das Verschenken) leichter fällt, kostet Sie dieses Dreimonatsabo nicht 115,20 Euro (Normalpreis), sondern lediglich 62 Euro! Und Sie erhalten zudem das kleine Handbuch »Marx to go« mit einer Auswahl von Marx-Zitaten aus dem Verlag Neues Leben. Das dürfen Sie natürlich auch dann behalten, wenn Sie (oder die Beschenkten) nach den drei Monaten kein Vollabo bestellen.

    Egal, ob Sie also einfach mal in den Sommermonaten die junge Welt intensiver kennenlernen wollen, ob Sie das Abo als Ihren Einstieg in die jW-Gemeinschaft verstehen oder das Abo einem möglichen Interessenten schenken: Nutzen Sie unser Sommer-Spezial-Angebot »Marx to go«! Bitte beachten Sie, dass Bestellungen nur bis zum 24. September 2018 möglich sind.

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  • »Die Bourgeoisie hat nicht nur die Waffen geschmiedet, die ihr den Tod bringen; sie hat auch die Männer gezeugt, die diese Waffen führen werden – die modernen Arbeiter, die Proletarier.« (Karl Marx/Friedrich Engels: »Manifest der Kommunistischen Partei«, S. 468)

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