Es sind Lebensgeschichten wie die von Domitila Barrios de Chúngara aus Bolivien oder die von Vera Grabe, Exguerillera aus Kolumbien mit deutschen Wurzeln, die in dem Sammelband über 40 »außergewöhnliche Frauen aus Lateinamerika« aus Geschichte und Gegenwart berühren. Domitila Barrios (1937–2012) wurde als Galionsfigur und Präsidentin der »Hausfrauenkomitees« auch in Europa bekannt. Die Komitees unterstützten mit großem Kampfgeist die Minenarbeiter ihres Landes in ihrem Kampf um bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Aktivistinnen durften lange Zeit trotzdem nicht Gewerkschaftsmitglieder werden. Barrios wurde 1975 zur ersten UN-Weltfrauenkonferenz nach Mexiko-Stadt eingeladen, um über die Lage der Frauen in ihrem Heimatland zu reden. Es folgten viele weitere internationale Aktivitäten – für die Ehemann und Familie letztlich nur sehr begrenzt Verständnis hatten. Die Schwierigkeiten, sich gegen den herrschenden Machismo und die allgegenwärtige Abwertung von Frauen durchzusetzen, werden auch in vielen anderen Biographien des Bandes deutlich.
Weitere Porträts sind Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchú aus Guatemala, der deutsch-argentinischen Kundschafterin und Guerillera Tamara Bunke, der großen chilenischen Dichterin Gabriela Mistral, der Sängerin Mercedes Sosa (Argentinien), der Malerin Frida Kahlo (Mexiko) und Popstar Shakira gewidmet.
Unter dem Stichwort »mächtig« werden sowohl fortschrittliche Politikerinnen wie Brasiliens im Mai 2016 aus dem Amt geputschte Präsidentin Dilma Rousseff als auch die Verlegerin Violeta Barrios de Chamorro, »erste vom Volk direkt gewählte Präsidentin« (1990–1997), und Politsternchen wie die venezolanische »Miss Universe« Irene Sáez.
Aus den informativen und gut geschrieben Porträts lässt sich viel lernen, zu jedem gibt es weiterführende Leseempfehlungen. Und auch Frauen, die hierzulande von der Mainstreampresse sofort als Terroristinnen abgeurteilt würden, weil sie zeitweilig mit der Waffe in der Hand gegen Diktaturen kämpften, werden mit viel Empathie porträtiert.
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