Leserbrief zum Artikel Lenin-Mausoleum wieder geöffnet
vom 16.05.2013:
Theorie und Praxis
Daß die Oktoberrevolution ähnlich wie die Französische Revolution zu den umwälzenden Ereignissen hinsichtlich der gesellschaftlichen Entwicklungen darstellt, bleibt trotz des Zusammenbruchs des „sozialistischen Lagers" unbestritten. Unbestritten bleibt auch der Anteil ihrer Wirkung, welche die Führer dieser gesellschaftlichen Zäsuren daran geleistet haben. So ist es nicht verwunderlich, daß Lenin noch immer im Mausoleum den Schaulustigen präsentiert wird. Doch ob das im Sinne dieses Arbeiterführers geschieht, kann man bezweifeln. Und das jetzt um so mehr, da die praktische Politik der Führung in Rußland immer mehr die Prinzipien der Leitung eines Staatswesens nach den Grundsätzen des herausragenden Arbeiterführers verletzt, sich im Klüngel mafiöser Strukturen verheddert, gegen die eigene Bevölkerung knüppelt und sich mit Schauprozessen reinwaschen will. „Aber man muß wissen, wo man steht und wohin die anderen wollen," heißt es in Goethes „Maximen und Reflexionen". Und eben damit scheint Herr Putin ein Problem zu haben, wie das wohl ausgehen wird, dazu hat auch die Geschichte ihr Lehrbuch geschrieben, was man denn auch „lesen" sollte, um eine derartige Wiederholung von vornherein auszuschließen. Es tut nicht gut, unter ein Fallbeil zu geraten, ganz gleich, von wem es aufgestellt wird.