Leserbrief zum Artikel Ermittlungen zur Unister-Pleite
vom 23.07.2016:
Einstürzendes Kartenhaus
Nach dem Absturz des Chefs stürzte das Kartenhaus zusammen, und nicht »die«, sondern »etwas« von der Wahrheit um Unister in Leipzig kam ans Licht der Öffentlichkeit. Aber man hatte es ja doch geahnt. Denn vorangegangen waren bereits Skandale, aus denen sich Wagner jedoch immer wieder herauszuwinden vermochte. (...) Mit rund 370 Millionen Euro soll das betrügerische Unternehmen in den roten Zahlen stehen. Der große Profi Thomas Wagner hat allen gezeigt, wie Marktwirtschaft funktioniert. Er bildete ein Glied in der langen Kette solcher Skandale in Leipzig; unter den ersten leuchtet noch immer der Baulöwe Schneider. Das Bedenkliche dabei ist, dass der Freistaat Sachsen involviert war. (…) Warum hat Sachsen Millionen in das Unternehmen gepumpt? Das hängt mit der hohen Arbeitslosigkeit in Leipzig und der Region Leipziger Land zusammen, die offiziell heruntergelogen wird. Man hat bei den Jobcentern hierfür Methoden entwickelt. Niemand erhebt dagegen Einspruch. (…) Der Freistaat bzw. seine CDU machte mit Unister einen Deal, so einen wie mit Amazon. Vom Jobcenter wurden x Erwerbslose zu Unister geschickt. Man hatte sie raus aus der Statistik. Sie saßen dort vor einem PC und wurden quasi vom Staat bezahlt. Es war etwas mehr also als ALG II. Man hat immer über die DDR-Betriebe geschimpft, sie seien vom Staat subventioniert worden und hätten nur Schrott produziert. Was läuft heute ab? Wie viele Unternehmen dieser Art werden vom Staat gesponsert? Wie viele sind pleite gegangen, und wo sind die Millionen des Staates geblieben? (…)
Veröffentlicht in der jungen Welt am 15.08.2016.