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Leserbrief zum Artikel Lokale Ausfuhrverbote von Schweinefleisch vom 27.02.2018:

Angst vor der Pest

Die aktuelle Bejagung der Wildschweine zum Schutz der Nutztiere vor der Afrikanischen Schweinepest ist nicht wirklich vernünftig. Studien zeigen, dass die Verbreitung von Krankheiten durch die Jagd nicht eingedämmt, sondern sogar gefördert wird. Es geht wie immer um viel Geld. Die Jäger erhalten Abschussprämien in Höhe von bis zu 50 Euro pro Wildschwein. Und die Fleischindustrie hat einen prima Sündenbock für den Fall, dass tausende Schweine aus der Massentierhaltung »gekeult« werden. Das darf dann der Steuerzahler alles finanzieren. Sowohl die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) als auch das Friedrich-Löffler-Institut (FLI) bestätigen, dass die Wildschweinjagd die Verbreitung der Krankheit nicht aufhalten, sondern eher beschleunigen wird. Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass Wildschweine die Viren in Tierhaltungsbetriebe – durch geschlossene Türen und dicke Betonmauern – überhaupt einschleppen könnten. Wie Experten festgestellt haben, ist die sehr viel wahrscheinlichere Ursache für die regelmäßigen Epidemien in Tierbeständen der Mensch und schlicht die kommerzielle Tierhaltung selbst. Dabei kann die Jagd die Ausbreitung von Krankheiten nicht verhindern – eher im Gegenteil. Zu diesem Schluss kamen die EFSA und das FLI bereits 2014. Da sich bejagte Tiere stärker vermehren und größere Strecken in sichere Gebiete zurücklegen, nehmen die Kontakte zwischen verschiedenen Populationen zu und die Gefahr der Ausbreitung von Krankheiten steigt.
Helmut Pruß
Veröffentlicht in der jungen Welt am 02.03.2018.