Leserbrief zum Artikel Millionen Beschäftigte sind Geringverdiener
vom 30.04.2018:
Arbeiten für die Altersarmut
Fast ein Drittel der Beschäftigten Ostdeutschlands zählt nicht nicht nur zu den Geringverdienern, sie »erzeugen« auch auf viele Jahrzehnte des 21. Jahrhunderts hinaus in Ostdeutschland tiefste Altersarmut. Mit einem monatlichen Bruttoverdienst von 2.000 Euro – und zwar durchgehend in dieser Höhe während 45 Jahren lückenloser Vollbeschäftigung – beträgt die durchschnittliche Standardrente nur etwa 907 Euro. Dazu gerechnet die Arbeitslosen, Hartz-IV-Bezieher und Bettler, wird fast die Hälfte der arbeitsfähigen Ostdeutschen diese Zukunft ereilen. Etwa doppelt soviel wie in Westdeutschland. Das ist sozusagen das Ergebnis von 30 Jahren Freiheit und Demokratie. Niemand in Ostdeutschand macht diese Tatsache täglich und intensiv diesen Menschen bewusst, weshalb sie fleißig die etablierten Parteien wählen und schon gar nicht für einen sofortigen Mindestlohn von 19 Euro kämpfen, der notwendig wäre, um mindestens 3.000 Euro im Monat zu verdienen und eine durch Preissteigerungen ohnehin geschmälerte Rente von etwa 1.360 Euro zu erreichen.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 03.05.2018.