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Leserbrief zum Artikel Gesundheit: Patientengespräch im Internet vom 12.05.2018:

Schlimmer als dargestellt

Die Situation ist schlimmer, als sie in diesem Beitrag geschildert wird. Nicht nur auf dem Land mit geringer Praxisdichte ist die Onlinebehandlung der einzige Ausweg. Die niedergelassenen Ärzte sind Unternehmer, in der DDR waren sie Angestellte. Bei Strafe ihrer Insolvenz müssen sie rentabel arbeiten. Für ein Patientengespräch von der Dauer von sieben Minuten im Mittel werden sie von der Krankenkasse bezahlt. Wenn ich vor ihnen die Anamnese meines langen Lebens ausbreiten will, werden sie verständlicherweise ungehalten und manchmal leider auch ausfällig. Also verzichte ich darauf und gehe zu meinem Doktor »Google«. Dort kann ich stundenlang danach stöbern, was mir hilft. Klinikärzte sind zwar in der Regel Angestellte, aber infolge der von den Kapitalisten durchgesetzten Personaleinsparung überlastet und durch zu lange Dienstzeiten übermüdet. Also bin ich im Krankenhaus, wo mir vielleicht noch multiresistente Keime drohen, auch nicht besser dran.
Gottfried Gründel
Veröffentlicht in der jungen Welt am 24.05.2018.
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