Leserbrief zum Artikel Demo auf Zugspitze: Kohleausstieg verlangt
vom 09.08.2018:
Ruf zur Verantwortung
Hitze und andere Wetterextreme breiten sich aus, Brände bedrohen zunehmend unser Ökosystem, und auf der politischen Bühne erleben wir Streit und massive Verluste der »Mitte«. Einer Mitte, die der neoliberalen Überzeugung huldigt, der Wirtschaft müsse soviel Freiheit wie möglich gegeben werden. Zudem fordert die herrschende Doktrin Wachstum und Förderung der eigenen Wirtschaft, was sich zunehmend als internationaler Krieg um Aufträge, Investitionen und Arbeitsplätze und als Krieg gegen die Umwelt entpuppt. Verfestigt wird dieser Kurs noch durch eine tief in die Parlamente und Regierungen reichende Wirtschaftslobby. Dabei werden insbesondere Länder reich, die Öl oder Hightech exportieren können. Ihnen strömt das investitionsbereite Geld von den Finanzmärkten nur so zu. »Loser« dagegen sind Bauern in Afrika, die durch staatlich subventionierte Agrarprodukte aus Europa zugrunde gerichtet werden, und Näherinnen in Bangladesch, die unter schlimmsten Arbeitsbedingungen für zehn Cent pro Stunde schuften. Doch den »Winnern« fallen jetzt die Umweltschäden und die Flüchtlingsströme auf die Füße. Das sollte ein Umdenken herbeiführen: Nicht der Markt und der wirtschaftliche Erfolg dürfen an oberster Stelle stehen, sondern Fairness und Verantwortung für die ganze Menschheit, die Umwelt und die kommenden Generationen. Ein Weiterführen der bisherigen Politik wäre verbrecherisch.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 11.08.2018.