Leserbrief zum Artikel Fusion von Karstadt und Kaufhof genehmigt
vom 10.11.2018:
Der große Bluff
Jetzt hat es der österreichische Immobilienhändler René Benko doch noch geschafft und sich nach einem Anlauf von mehreren Jahren den Kaufhof einverleibt. Das Kartellamt hat der Fusion wie erwartet zugestimmt, da eine marktbeherrschende Stellung der beiden ehemaligen Konkurrenten auch nach der Fusion mit jetzt 243 Standorten und 32.000 Mitarbeitern (europaweit) nicht zu erwarten ist. Die Internetkonkurrenz ist hier zu groß. Karstadt hat in den letzten fünf Jahren ein Minus beim Umsatz von 600 Millionen Euro »eingefahren« und dabei 7.300 Stellen, bei einem Einsparvolumen von 250 Millionen Euro, abgebaut. Letzteres immer mit Zustimmung der Betriebsräte und der Gewerkschaft Verdi. Und seitdem Galeria Kaufhof von der kanadischen Gruppe HBC übernommen wurde, geht’s auch dort in bezug auf Umsatz und Gewinn den »Berg runter«. In einem ersten Schritt werden jetzt die Beschäftigten von Galeria Kaufhof dem »Niedriglohnbereich« der Karstadt-Beschäftigten angepasst. Vermutlich unter dem Namen »Zukunftstarifvertrag« wird das Urlaubs- und Weihnachtsgeld gekürzt und eine Gehaltserhöhung für die nächsten 10 Jahre ausgeschlossen.
Es geht hierbei aber nicht um das klassische Geschäft im Einzelhandel, wie es in der Öffentlichkeit gerne kommentiert wird, sondern um die »milliardenschweren« Immobilien von Galeria Kaufhof, an denen Benkos Signa-Holding jetzt mit 50 Prozent beteiligt ist. Schließungen von Filialen werden vorerst eher die Ausnahme sein. Vielleicht werden Karstadt- und Galeria-Kaufhof-Filialen dort geschlossen, wo es seit Jahren einen immensen Investitionsstau gibt (z. B. Karstadt Mainz) und sich die Immobilie im Besitz von René Benko befindet, oder in Trier, wo zwei Galeria-Kaufhof- und eine Karstadt-Filiale in unmittelbarer Nähe in der Fußgängerzone liegen. Aber Schließung bedeutet nicht automatisch Leerstand, sondern Umbau. Im Erdgeschoss der Immobilien werden dann kleine Shops, ein Restaurant oder Bistro, ein Sportstudio, ein Sonnenstudio oder eine Apotheke einziehen, im ersten und zweiten Stock werden Büros angesiedelt, und im dritten und vierten Stock werden hochpreisige Mietwohnungen angeboten. Sind dann die Zahlen in der Bilanz einigermaßen akzeptabel, dann wagt René Benko mit dem neuen Unternehmen den Börsengang. Mit diesen Einnahmen, denn wer nimmt schon gerne das eigene Geld, wenn man Großes vor hat, wird dann mindestens die Hälfte der 243 Filialen nach dem zuvor genannten Konzept umgebaut. Denn nicht der Umsatz bringt perspektivisch einen Gewinn, sondern die Mieteinnahmen. Das »Retail«-Geschäft von Karstadt und Galeria Kaufhof wird dann der Vergangenheit angehören. Vielleicht sind dann von den jetzt 23.000 Beschäftigten auch nur noch 10.000 vorhanden, die anderen sind bestenfalls »Minijober« bei den Klein(st)unternehmern in den Karstadt-Galeria-Kaufhof-Filialen. Die Betriebsräte und die Gewerkschaft verdi agieren in dieser Gemengelage wie immer plan- und ziellos. Bei den Beschäftigten handelt es sich dann um Kollateralschäden.
Es geht hierbei aber nicht um das klassische Geschäft im Einzelhandel, wie es in der Öffentlichkeit gerne kommentiert wird, sondern um die »milliardenschweren« Immobilien von Galeria Kaufhof, an denen Benkos Signa-Holding jetzt mit 50 Prozent beteiligt ist. Schließungen von Filialen werden vorerst eher die Ausnahme sein. Vielleicht werden Karstadt- und Galeria-Kaufhof-Filialen dort geschlossen, wo es seit Jahren einen immensen Investitionsstau gibt (z. B. Karstadt Mainz) und sich die Immobilie im Besitz von René Benko befindet, oder in Trier, wo zwei Galeria-Kaufhof- und eine Karstadt-Filiale in unmittelbarer Nähe in der Fußgängerzone liegen. Aber Schließung bedeutet nicht automatisch Leerstand, sondern Umbau. Im Erdgeschoss der Immobilien werden dann kleine Shops, ein Restaurant oder Bistro, ein Sportstudio, ein Sonnenstudio oder eine Apotheke einziehen, im ersten und zweiten Stock werden Büros angesiedelt, und im dritten und vierten Stock werden hochpreisige Mietwohnungen angeboten. Sind dann die Zahlen in der Bilanz einigermaßen akzeptabel, dann wagt René Benko mit dem neuen Unternehmen den Börsengang. Mit diesen Einnahmen, denn wer nimmt schon gerne das eigene Geld, wenn man Großes vor hat, wird dann mindestens die Hälfte der 243 Filialen nach dem zuvor genannten Konzept umgebaut. Denn nicht der Umsatz bringt perspektivisch einen Gewinn, sondern die Mieteinnahmen. Das »Retail«-Geschäft von Karstadt und Galeria Kaufhof wird dann der Vergangenheit angehören. Vielleicht sind dann von den jetzt 23.000 Beschäftigten auch nur noch 10.000 vorhanden, die anderen sind bestenfalls »Minijober« bei den Klein(st)unternehmern in den Karstadt-Galeria-Kaufhof-Filialen. Die Betriebsräte und die Gewerkschaft verdi agieren in dieser Gemengelage wie immer plan- und ziellos. Bei den Beschäftigten handelt es sich dann um Kollateralschäden.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 11.11.2018.