Leserbrief zum Artikel Klassiker: »Für mich ist Noske eine präfaschistische Figur«
vom 12.01.2019:
Schäbige Rolle
Wir haben im Vorbereitungskreis Bremer Räterepublik mit den verschiedensten Bündnispartnern über die schändliche Rolle der SPD-Führung äußerst kontrovers diskutiert. Eine klasse Veranstaltung fand letzten Donnerstag im Bremer Gewerkschaftshaus mit den Historikern Jörg Wollenberg, Karl-Heinz Roth und dem Schauspieler Rolf Becker statt. Unter anderem informierte ich Freunde über Bruno Müller, der in Bremen-Nord als Tischler auf der Vulkan Werft mehrere Jahre arbeitete und Delegierter auf dem Gründungsparteitag der KPD am 30. Dezember 1918 war. Bruno war sehr verbittert über die verheerende Politik der rechten SPD-Führer, ihre Kriegspolitik und die tiefe Mitschuld an den Morden an Rosa und Karl. Darauf antwortete mir der Wissenschaftler Professor Dr. Jörg Wollenberg: »Rosa L. bezog sich in ihrer Rede auf dem Gründungsparteitag auf das Abkommen zwischen dem Reichsbevollmächtigten August Winnig und englischen Regierungsvertretern vom 23.12.1918. Es erlaubte den Deutschen, eine genügende Streitmacht zu halten, um die Bolschewiken in Schach zu halten und Ihnen nicht zu erlauben, über die gegenwärtigen Stellungen hinaus vorzudringen.« August Winnig war ein prominenter Sozialdemokrat und Gewerkschaftsführer, der im Auftrag der Regierung Ebert/Scheidemann handelte. Rosa Luxemburg dazu auf dem Gründungsparteitag der KPD: »Es ist kein Zufall, dass ein Gewerkschaftsführer solche politischen Dienste leistet, dass die deutschen Gewerkschaftsführer und die deutschen Sozialdemokraten die infamsten und größten Halunken, die in der Welt gelebt haben, sind.« Bruno Müller bezeichnete die sozialdemokratischen Führer in seinem Erlebnisbericht aktiver Teilnehmer der Novemberrevolution auch als Halunken, bezog sich dabei ausdrücklich auf R. Luxemburg. Die Faschisten sperrten ihn 14 Monate ins Zuchthaus, er starb 1960 in Karl-Marx-Stadt/DDR.