Leserbrief zum Artikel Mitarbeiter von Karstadt und Kaufhof rufen zum Streik auf
vom 12.06.2019:
Zum Abschuss frei
Da haben die Interessenvertreter (Gesamtbetriebsrat) der Galeria-Kaufhof-Beschäftigten gerade erst einen Sozialplan zur Restrukturierung abgeschlossen, der den Namen »sozial« nicht verdient, und über den Interessenausgleich weitere 1.000 Beschäftigte zum »Abschuss« freigegeben, da soll jetzt an einzelnen Standorten (von insgesamt 98 bei Galeria Kaufhof) für die Rückkehr in den Flächentarifvertrag ge(warn)streikt werden. Die Geschäftsleitung schlägt sich vor Lachen auf die Schenkel, hat sich doch erst vor zwei Tagen die Signa Holding, die »Mutter« von Karstadt und Galeria Kaufhof, die restlichen 50 Prozent der Anteile von Galeria Kaufhof, die noch bei der Hudson’s Bay Company waren, einverleibt. Jetzt verfügt Signa-Patron René Benko über ein umfangreiches Portfolio an Immobilien in städtischen Eins-a-Lagen, die sich wunderbar in Büros und Wohnungen umwandeln lassen. Und die Beschäftigten? Die können dann bei einer Filale von McDonalds, Nordsee oder Douglas, die in den Immobilien eine Filiale betreiben, auf 450-Euro-Basis »anheuern«. Erkenntnis: Wenn die Beschäftigten und ihre Interessenvertretungen (Betriebsräte und Gewerkschaft) nicht wissen, wie der »Kapitalismus« funktioniert, und wenn statt des »Interessengegensatzes zwischen Kapital und Arbeit« die »Sozialpartnerschaft« oberste Maxime ist, dann »erlauben« die Geschäftsführer auch mal einen ergebnislosen Warnstreik, der dann aber auch eher den Charakter eines »Betriebsfests« anstelle einer Klassenauseinandersetzung hat.