Leserbrief zum Artikel Daten und Fakten: Hintergrund: Braunkohle
vom 24.06.2019:
Wissenschaftliches Update
In dem Artikel vom 24. Juni schreibt Wolfgang Pomrehn sinngemäß, dass Braunkohle schlimmer als Steinkohle und die schlimmer als Erdgas sei – wenn man die CO2-Emissionen betrachtet. Aber reicht das aus?
Hans-Josef Fell von der Energy Watch Group, bis 2013 für die Grünen im Bundestag, 2018 bekam er von der chinesischen Zementindustrie als Anerkennung einen Preis über 2,2 Millionen Euro (Lui-Che-Woo-Preis, »Fortwährender Einsatz für die Entwicklung der Weltzivilisation«, Kategorie »Nachhaltigkeit«), verbreitet wissenschaftlich fundiert, dass diese Reihenfolge nicht mehr up to date sei (Vortrag in Göttingen am 31. März 2019, Fell sprach vom »Irrweg Low carbon«).
Denn wenn man die Methan-Emissionen, die mit der Nutzung einer fossilen Energie verbunden sind, zusätzlich zu den verursachten CO2-Emissionen berücksichtigt, verkehrt sich die Reihenfolge ins Gegenteil – als Auswirkungen für die nächsten 20 Jahre betrachtet: Erdgas ist schädlicher als Steinkohle ist schädlicher als Braunkohle – was den Gesamt-Treibhaus-Gas-Effekt angeht.
Die Erkenntnis drängt sich auf: Es kann nicht um einen Energiewechsel gehen, sondern es muss um eine echte Energiewende gehen, damit die erneuerbaren Energien, vor allem Wind und Sonne, uns versorgen können!
Die Energieverbrauchsstruktur unserer Gesellschaft, also vor allem die energieintensiven Industrien, gehören auf den Prüfstand.
Letztere, also die Stahl- und Autoindustrie, die Zementindustrie, Aluminium-, Papier- und Verpackungsindustrie sind die Hauptverursacher von erderwärmenden Emissionen. So überflüssig sie sind, kämpfen sie offenbar um ihr Überleben, in der Hoffnung, dass die Gesellschaft zur Atomkraft zurückfinden wird, für unendlich viel Energie. Die Diskussionen der letzten Wochen geben einen Vorgeschmack dieses Angriffs der Atomindustrie.
Erreichbar und alternativlos ist aber eine Senkung des Energieverbrauchs um 90 bis 99 Prozent.
Brauchen wir noch Autos im herkömmlichen Sinn, oder lässt sich der Verbrauch nicht durch intelligente Velomobile auf rund ein Prozent senken? Statt 100 kW Motor»leistung« nur rund ein kW? Immerhin ein Drittel des Gesamtenergieverbrauchs kommt aus dem Verkehr.
Ist Zement notwendig, oder gibt es dafür nicht heute schon Alternativen? Fünf bis zehn Prozent der weltweiten CO2-Emissionen!
Wer sind eigentlich die Experten, und welche Interessen haben sie, die die Klimabewegung in der Richtung beraten haben, einseitig Kohle zu dämonisieren und die energieintensiven Industrien nur unter »ferner liefen« zu betrachten?
Hans-Josef Fell von der Energy Watch Group, bis 2013 für die Grünen im Bundestag, 2018 bekam er von der chinesischen Zementindustrie als Anerkennung einen Preis über 2,2 Millionen Euro (Lui-Che-Woo-Preis, »Fortwährender Einsatz für die Entwicklung der Weltzivilisation«, Kategorie »Nachhaltigkeit«), verbreitet wissenschaftlich fundiert, dass diese Reihenfolge nicht mehr up to date sei (Vortrag in Göttingen am 31. März 2019, Fell sprach vom »Irrweg Low carbon«).
Denn wenn man die Methan-Emissionen, die mit der Nutzung einer fossilen Energie verbunden sind, zusätzlich zu den verursachten CO2-Emissionen berücksichtigt, verkehrt sich die Reihenfolge ins Gegenteil – als Auswirkungen für die nächsten 20 Jahre betrachtet: Erdgas ist schädlicher als Steinkohle ist schädlicher als Braunkohle – was den Gesamt-Treibhaus-Gas-Effekt angeht.
Die Erkenntnis drängt sich auf: Es kann nicht um einen Energiewechsel gehen, sondern es muss um eine echte Energiewende gehen, damit die erneuerbaren Energien, vor allem Wind und Sonne, uns versorgen können!
Die Energieverbrauchsstruktur unserer Gesellschaft, also vor allem die energieintensiven Industrien, gehören auf den Prüfstand.
Letztere, also die Stahl- und Autoindustrie, die Zementindustrie, Aluminium-, Papier- und Verpackungsindustrie sind die Hauptverursacher von erderwärmenden Emissionen. So überflüssig sie sind, kämpfen sie offenbar um ihr Überleben, in der Hoffnung, dass die Gesellschaft zur Atomkraft zurückfinden wird, für unendlich viel Energie. Die Diskussionen der letzten Wochen geben einen Vorgeschmack dieses Angriffs der Atomindustrie.
Erreichbar und alternativlos ist aber eine Senkung des Energieverbrauchs um 90 bis 99 Prozent.
Brauchen wir noch Autos im herkömmlichen Sinn, oder lässt sich der Verbrauch nicht durch intelligente Velomobile auf rund ein Prozent senken? Statt 100 kW Motor»leistung« nur rund ein kW? Immerhin ein Drittel des Gesamtenergieverbrauchs kommt aus dem Verkehr.
Ist Zement notwendig, oder gibt es dafür nicht heute schon Alternativen? Fünf bis zehn Prozent der weltweiten CO2-Emissionen!
Wer sind eigentlich die Experten, und welche Interessen haben sie, die die Klimabewegung in der Richtung beraten haben, einseitig Kohle zu dämonisieren und die energieintensiven Industrien nur unter »ferner liefen« zu betrachten?
Veröffentlicht in der jungen Welt am 25.06.2019.