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Leserbrief zum Artikel Right Livelihood Award: Alternativer Nobelpreis für Thunberg und Haidar vom 26.09.2019:

Soviel wie Schweden in einem Jahr

Die Verleihung des alternativen Nobelpreises an die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg hat den millionenfachen Beifall der um die Zukunft des Planeten besorgten Menschen verdient. Anders als die von Alfred Nobel ursprünglich beabsichtigte Würdigung von echten Friedensaktivitäten mit einem von ihm gestifteten Preis seines Namens droht diese Auszeichnung zunehmend zu einer kalkulierten Huldigung von exponierten politischen Machthabern zu verkommen. Siehe z. B. die eilfertige Verleihung des Nobel-Friedenspreises bereits am Beginn seiner US-Präsidentschaft an Barack Obama. Die weniger elitäre Auszeichnung der schwedischen Schülerin mit dem alternativen Preis würdigt ihren mutigen Einsatz, der letztlich nicht nur eine weltweite millionenfache Mobilisierung von jungen Menschen ausgelöst hat, sondern nunmehr auch die Erwachsenengenerationen für das Überleben des Planeten aktiv werden lässt. Wenn auch zumeist noch unausgesprochen, deuten die heute dominierende Wirtschaftsweise und die als Weltpolitik verstandenen Handlungen – vor allem des Westens – auf eine Sackgassensituation für eine fristgerechte und zugleich sozial gerechte Lösung der Krise in Klima und Umwelt.
Das gegenwärtig dramatischste Hindernis zur Lösung dieser Herausforderung für die Menschheit bleibt jedoch kaum erwähnt: Die mit einer globalen Militarisierung verknüpfte Hochrüstung. Die im Namen einer vermeintlichen Abschreckung machtpolitischer Rivalen erfolgenden materiellen und geistigen Vorbereitungen für einen großen Krieg mit modernsten Massenvernichtungswaffen fressen immer größere gesellschaftliche Ressourcen, die für den Kampf gegen den Klimakollaps eigentlich vorrangig nötig wären. Nur ein Beispiel zum Vergleich: Die Tagesbilanz des weltweiten Verbrauchs der US-Streitkräfte an Energieträgern entspricht dem Jahresaufkommen eines Zehn-Millionen-Einwohnerlandes wie Schweden!
Greta Thunbergs Klimaaktivitäten unterstützen heißt somit zugleich für Abrüstung und Entmilitarisierung eintreten!
Prof. Gregor Putensen, Greifswald
Veröffentlicht in der jungen Welt am 01.10.2019.