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Leserbrief zum Artikel Thüringen: FDP-Mann neuer Ministerpräsident vom 06.02.2020:

Gejammere und Gejaule

»FDP-Mann neuer Ministerpräsident« – eine Schlagzeile wie aus der Bürgerpresse! Könnte von Spiegel oder Abendblatt sein. Eine etwas härtere Gangart hätte ich mir schon gewünscht! Ministerpräsidentenwahl in Thüringen. 13.28 Uhr, Mister »null Prozent« Kemmerich ist in Thüringen mit den Stimmen von CDU, FDP und AfD zum Ministerpräsidenten gewählt worden. Was hätte nach 13.28 Uhr umgehend folgen müssen? Sofortige Aufkündigung der großen Koalition in Berlin. Ist aber nicht passiert. Alle Parteien, SPD, CDU, ja auch die FDP nach der ersten Gratulation an Kemmerich (!), beginnen statt dessen nach der Sprachlosigkeit ein großes Klagelied, ein Endlosgejammere und ein Katzengejaule. Haben sie denn alle vergessen, wie zwischen 1930 und 1933 die großen Parteien damals versagt hatten? Hat die SPD denn vergessen wie rechtslastig die FDP fast schon immer war? Es gibt einen Wahlslogan von der FDP aus der Gründerzeit der Bundesrepublik: »Schluss mit Entnazifizierung«, damit die FDP auch von Nazis gewählt werden konnte (Wikipedia). Und nun wieder – FDP benutzt Nazis als Steigbügelhalter, um ihren Null-Prozent-Mann in den Sattel zu heben! Der heutige Rücktritt des Zwei-Tage-Ministerpräsidenten in Thüringen nützt wenig. Das ist in Thüringen nichts Neues. Demokratie passé!
Gerd Weißmann
Veröffentlicht in der jungen Welt am 08.02.2020.
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