Dein roter Faden in wirren Zeiten
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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Geld ja, Mitsprache nein: Kranich im Sturzflug vom 27.04.2020:

Fleißige Hände

Was wäre der Kranich ohne ständige Bevorzugung und Absicherung durch diesen Staat? Wo landen denn diese Staatsstützen? Ein hinweisender Rückblick ist nötig: Als das DDR-Luftfahrtunternehmen »Interflug« von der sogenannten Treuhand verramscht wurde, hätte die Swissair fairerweise alles übernommen, auch das Personal! Jedoch: Die Lufthansa bekam den Zuschlag! Es war ein Bombendeal! Sie vereinnahmte nicht nur die gesamte Technik, die Logistik, alle Anlagen und Immobilien, sondern bekam alle die lukrativen Fluglinien nach Ost und Südost buchstäblich geschenkt. Das Personal war ihr völlig gleichgültig. Ein paar meiner Freunde, mit denen ich einst das ganze Kunstflug- und Notfallprogramm von Grund auf erlernte, haben die feindliche Übernahme nicht überlebt. Wen kümmert’s? Unser Sigmund, der ebenfalls mit uns die Schulbank drückte, ist eine seltene geduldete Ausnahme. Glücklicherweise hatten die meisten von uns einen bereits vorher erlernten Beruf, zumindest eine Ausbildung, die ein Überleben ermöglichte. Ihr Lebensziel war aber ein anderes! Ihr Leben war nun mal die Fliegerei! Es hing an »unsrer Luftfahrt«, an der Interflug! Die Interflug war rentabel, das Geschäft folgte aber einer völlig anderen Philosophie. Heute spart man zuerst am Personal, und wenn die Lufthansa nicht gestützt wird, wird das zuerst entlassen. Und wenn der Kranich staatlich gestützt wird – wird es genauso sein! Warum? Weil man damit immer nur die elitäre Schicht aufpäppelt, die vom Profit lebt. Dieser Teil lebt »von dem, was fleißige Hände erwarben«. Die fleißigen Hände – die Techniker, die Piloten, das Boden- wie das Bordpersonal, alle die dienstbaren Geister der Flugsicherung, die fleißigen Boten – gehen – immer – leer aus.
Fred Schlicke, Dresden
Veröffentlicht in der jungen Welt am 28.04.2020.